Verantwortung als Unternehmensstrategie
Responsible Care – verantwortliches Handeln der Chemieindustrie
Verantwortliches Handeln gegenüber Umwelt und Gesellschaft ist in der Wahrnehmung von Unternehmen, Regierungen und der Gesellschaft angekommen. Unter dem Stichwort der nachhaltigen Unternehmensführung geht es mittlerweile in ausgewählten Unternehmen um weit mehr als „nur" Ressourcenschutz, sondern um die Verantwortung für eine langfristige Unternehmensstrategie, die selbst ökonomischen Erfolg unter dem Beitrag betrachtet, den er zur Lösung globaler Herausforderungen, wie Klimawandel, Hunger und Armut in weiten Teilen der Welt leistet. So jedenfalls betrachten es einige Vorreiter, vor allem aus der Chemiebranche. Andere Unternehmen ziehen nach und suchen ihren spezifischen Nachhaltigkeitsweg gemessen an Unternehmensgröße, Geschäftsfeld und Produkten und globaler Reichweite.
Nachhaltigkeitsthemen und vor allem verantwortliches Handeln haben sich seit einiger Zeit im unternehmerischen Denken verankert und zu einer strategischen Fragestellung entwickelt. In Nachhaltigkeits- und Umweltberichten, in Studien und Publikationen und auf Internetseiten werden Maßnahmen formuliert und kommuniziert.
Vor allem die chemische Industrie hat hier einige Aktivitäten vorzuweisen. So fördert beispielsweise der Verband der Chemischen Industrie (VCI), als Organisation die 90 % der deutschen Chemieindustrie repräsentiert, das Thema „verantwortliches Handeln" bei seinen Mitgliedsunternehmen. Aus dieser Philosophie heraus ist der VCI und somit auch seine Mitgliedsunternehmen Teil der weltweiten Responsible Care Initiative der chemischen Industrie. Die Initiative hat sich unabhängig von nationaler oder internationaler Gesetzgebung die Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsförderung in ihrem Einflussbereich zum Ziel gesetzt. Eine weltweite Charta sowie national angepasste Abkommen legen dabei klar definierte Handlungsrichtlinien fest.
Darüber hinaus ist der VCI als einziger Verband Mitglied bei Econsense, Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft, welche im Jahr 2000 auf Initiative des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gegründet wurde. 26 Unternehmen, davon 15 DAX-Unternehmen, und der VCI kommen regelmäßig zu einem Think Tank zur Förderung von Corporate Social Responsibility-Aktivitäten in Deutschland und zur Erschließung von Best-Practices zusammen. Die Mitglieder von Econsense erarbeiten nachvollziehbare und messbare Nachhaltigkeitsmaßnahmen für Unternehmen, damit verantwortliches Handeln in Deutschland gestärkt wird. Um deutlich zu machen, dass neben der Kommunikation auch Aktionen das Nachhaltigkeitsbild des VCI widerspiegeln, veröffentlicht der VCI jährlich einen Responsible Care Bericht, der neben aktuellen Projekten u.a. auch bedeutende Leistungsindikatoren in den Bereichen Emissionen, Wasser und Abfall eines Großteils der Chemieindustrie darstellt. Dieser Bericht wird extern teilverifiziert.
Responsible Care Analyse belegt hohes Engagement der Chemieindustrie
Die Verpflichtung des VCI zum verantwortlichen Handeln und die damit verbundene kontinuierlich positive Entwicklung in der deutschen Chemieindustrie lässt sich auch durch eine Benchmark Analyse in der Chemie- und Pharmaindustrie bestätigen, die Ernst & Young seit einigen Jahren fortlaufend durchführt. Die Analyse berücksichtigt die 20 größten deutschen Chemieunternehmen, identifiziert nach einer Veröffentlichung des VCI (2007), sowie 17 international tätige Chemiekonzerne. Ein klar definiertes Ziel der Studie ist die Identifikation von Stärken und Schwächen, sowie zukünftiger Chancen und Risiken der Chemie- und Pharmaunternehmen. Anhand von 47 Kriterien aus neun Bereichen (z.B. nachhaltige Berichterstattung, Nachhaltigkeitsorganisation & Management, Umwelt etc.) werden Unternehmen bewertet und klassifiziert. Maßgeblich für eine gute Bewertung ist eine ausführliche und überzeugende Berichterstattung über verantwortliches Handeln, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht.
Bei der Auswertung der Analyse zeigen sich Bereiche mit hohem Engagement der Chemieindustrie. Bei den Themen Corporate Governance, Nachhaltigkeitsstrategie und Umwelt ist die Chemieindustrie besonders aktiv und hat viele wichtige Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel ist die Einbindung von Nachhaltigkeitsthemen in Strategieüberlegungen ein Indikator der zeigt, dass verantwortliches Handeln bei den untersuchten Unternehmen nicht als reines Reputationsmanagement betrieben wird. In dem Bereich Umwelt haben führende Chemieunternehmen eindeutige Umweltziele und quantifizierte Umweltkennzahlen entwickelt oder auch die Zertifizierung von Produktionsstandorten vorangetrieben bzw. abgeschlossen.
Schwächen bestehen dagegen in den Bereichen Supply Chain Management und Einkauf. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass dies kein industriespezifisches, sondern ein industrieübergreifendes Problem ist. Die Frage nach der Reichweite der Verantwortung eines Unternehmens in der globalen Wertschöpfungstiefe ist ein sensibles Thema und nicht am grünen Tisch zu beantworten. Noch bedeutender ist dabei der Aspekt, wie sich eine ausgeprägte Verantwortungstiefe in Aktionen umsetzen lässt. Die Aufnahme von Einkaufsrichtlinien ist nur ein erster Schritt, Fragen nach der Auswahl der Zulieferer, ihrer Schulungen und der Zertifizierung nach Nachhaltigkeitsaspekten schließen sich an.
Worten müssen Taten folgen
Eine allgemein gute Bewertung der gesamten Chemieindustrie deutet auf eine vorhandene Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Thema verantwortliches Handeln hin. Auch in Zukunft werden Stakeholder von Unternehmen verlangen, sich noch stärker an einer Walk-the-Talk Philosophie im Bereich des verantwortlichen Handels zu orientieren. Glaubwürdigkeit dieser Aktivitäten ist ein sensibles Gut. Sie zu erreichen und zu schützen bedarf einer Vielfalt an Maßnahmen, welche die offene Kommunikation, transparente Indikatoren, Ziele und Schwachstellen umfassen. Auch die externe Verifizierung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.