Studie - Biotechnologie als Jobmotor


Studie - Biotechnologie als Jobmotor
Bereits heute werden zwischen 258.000 und 443.000 Arbeitsplätze direkt von der Biotechnologie beeinflusst, so das Ergebnis einer breit angelegten Studie des Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) und des Deutschen Institut für Wirtschaft (DIW) Berlin. Tendenz steigend.
Die Studie untersucht die Beschäftigungsentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Biotechnologie in Deutschland und wurde von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) sowie der Hans Böckler Stiftung in Auftrag gegeben, um erstmals ein wissenschaftlich fundiertes Gesamtbild der deutschen Biotechnologie heute und für die Zukunft zu liefern. Je nachdem wie schnell oder langsam sich die Zukunftstechnologie im Markt durchsetze, können in den nächsten Jahren nochmals über 100.000 Arbeitsplätze hinzukommen. Bis zum Jahr 2020 kann die Biotechnologie somit 369.000 bis 596.000 Arbeitsplätze sichern oder schaffen.
„2020 werden damit mehr Menschen einen Arbeitsplatz haben, der mit der Biotechnologie verknüpft ist, als heute in der gesamten Chemieindustrie mit ihren rund 440.000 Mitarbeitern arbeiten. Für den Standort Deutschland gilt es, dieses Potential forciert und in seiner Bandbreite auszunutzen“, sagt Bernward Garthoff, Vorsitzender des Vorstandes der DIB.
„Es geht darum, den Blick nach vorne zu richten, Kernfrage ist doch, welche Vision wir haben über Leben und Arbeiten in Deutschland im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus. Und da stärken innovative Kräfte – wie die Biotechnologie – unsere Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze und sichern unseren Lebensstandard. Dafür müssen wir heute unsere Stärken – wie etwa in Bereichen der weißen Biotechnologie – weiter ausbauen und aufschließen, wo wir Nachholbedarf haben. Dies ist insbesondere der Fall bei der Pflanzenbiotechnologie“, kommentierte Edeltraut Glänzer, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE.
Die Studie liefert zum ersten Mal eine Gesamtschau der aktuellen und künftigen Beschäftigungspotentiale der Biotechnologie. Dabei wird nicht nur der Kernbereich der Biotechnologie berücksichtigt, zu dem Universitäten und Forschungseinrichtungen, Biotechnolgie-KMU, Ausstatter der Biotechnologiebranche sowie die biotechnologiebasierte Pflanzenzüchtung zählen. Vielmehr werden auch die wichtigsten Anwenderbranchen –Chemie, Pharma, Lebensmittel, Landwirtschaft, Umwelttechnik – sowie Vorleistungseffekte in den Zuliefersektoren, die sich aus Investitionstätigkeiten und Ausgaben des Kernbereichs und der Anwenderbranche für Vorleistungseinkäufe ergeben, einbezogen. Dadurch fallen die Beschäftigtenzahlen weit höher aus als in anderen Erhebungen.
Während der Kernbereich der Biotechnologie heute 89.000–93.000 Beschäftigte zählt, arbeiten 169.000–350.000 Menschen direkt in Anwendungsbereichen der Biotechnologie. Bis 2020 sollen sich diese Zahlen auf 97.000–113.000 bzw. 272.000–483.000 erhöhen.
Den größten Wachstumssprung in punkto Biotechnologie erwartet die chemische Industrie. Durch neue Produkte und verbesserte Verfahren werde sich der Umsatzanteil der Biotechnologie in diesem Segment von derzeit 4–6 % auf 9–18 % verdreifachen und die Anzahl der Mitarbeiter um bis zu 200 % auf 82.000 – 164.000 steigen. Für die Biotechnologie in der Pharmaindustrie sagt die Studie einen Anstieg des Umsatzanteils von 11–18 % auf 18–40 % voraus, die Umweltbranche sollte ihren Anteil von 13–18 % auf 30–45 % steigern.
Nicht zu vernachlässigen sind auch die enormen Ausstrahlungseffekte auf vorgelagerte Zuliefererindustrien, wie den Maschinenbau, Anlagenbau oder Dienstleistungsbereich. Hier profitieren mit 217.000 – 471.000 Mitarbeitern deutlich mehr von der Biotechnologie als im direkten Anwendungsbereich. Bis 2020 kann ihre Zahl auf 369.000–682.000 Beschäftigte hochschnellen.
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