Kunstschnee umweltfreundlich produzieren


Wer Ski fährt, will weiße Pisten sehen, und dafür wird in vielen Skigebieten mit der Schneekanone nachgeholfen. Während in Bayern nur rund 25 % der Skigebietsflächen technisch beschneit werden können, sind es in Frankreich etwa 30 %, in der Schweiz gut 50 %, in Österreich rund 60 % und in Südtirol sogar bis zu 80 % (Quelle: Statista). Das ist nicht gerade umweltfreundlich, insbesondere wenn chemische Zusätze verwendet werden, um die Pisten auch schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darüber beschneien zu können.
Seit über 15 Jahren ist Snomax, ein sogenannter Snow Inducer, auf dem Markt. Das Produkt wird in vielen Skigebieten in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland und Japan, in Skandinavien, Frankreich, Italien und der Schweiz eingesetzt. Snomax macht sich Eiweißstoffe zunutze, die als Nukleide wirken und so den Kristallisationsprozess des Wassers verbessern und die Nukleationstemperatur um 4-5°C erhöhen. Bei der Herstellung werden die Proteine Pseudomonas syringae aus Organismen gewonnen. Nach der Fermentation wird das Protein aufgearbeitet, gefroren und gefriergetrocknet und in einem weiteren Prozess von noch lebenden Bakterien befreit.
Ein anderer zur Kunstschneeproduktion eingesetzter chemischer Stoff ist Ammoniumnitrat (NH4NO3). Der Kunstdünger fungiert als ein Schneehärter und wird deshalb auch „Schneebeton“ genannt. Er hat eine stark düngende Wirkung auf den Boden und ist deshalb nur in sehr beschränkten Mengen verwendbar, da es sonst zu negativen Auswirkungen auf die natürliche Vegetation kommen kann.
Aufgrund nicht zu vernachlässigender Umwelteinflüsse soll es künftig ohne Chemie gehen. Zwei italienische Ingenieure haben ein Konzept entwickelt, das Wasser ohne chemische Zusätze in Schnee verwandelt. Hochdruckdampf sorgt im Inneren der Schneekanone für ein Vakuum, das Wasser in Schneeschlamm verwandelt. Im Kontakt mit Sauerstoff beim Austritt in die Luft verwandelt sich dieser in Schneeflocken. Das System funktioniert bei Temperaturen bis zu 15°C, sagen die Erfinder.
Bereits zuvor hatten Wiener Forscher eine Technologie ersonnen, die den perfekten Schnee liefern soll. Weil sich der Kunstschnee aus herkömmlichen Beschneiungsanlagen viel kompakter und stumpfer anfühlt, haben sie eine neuartige Schneekanone entwickelt, die wie eine natürliche Wolke feingliedrige, echte Schneekristalle produziert. Das Ergebnis aus der im Neuschnee-Freiluftlabor in Obergurgl in der Erprobung befindlichen „Wolkekammer“ ist Neuschnee mit relativ geringer Dichte, der dem von Skifahrern so geschätztem Pulverschnee sehr nahe kommt. (mr)
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