Joblinge engagieren sich für MINT-Nachwuchs
11.02.2016 -
Schlechte Zeugnisse, Migrationshintergrund, Hartz-IV-Empfänger, wenig Selbstvertrauen und kein Netzwerk zur Unterstützung – die meisten Jugendlichen, die an dem Programm der Initiative Joblinge teilnehmen, bringen gleich mehrere dieser Handicaps mit. Die gemeinnützige Organisation fördert sozial benachteiligte junge Menschen, die Anschluss an die Arbeitswelt suchen. Dabei setzt sie in Hessen einen Fokus auf Nachwuchs für MINT-Ausbildungsberufe.
Die 2007 von der Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung von BMW und der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group ins Leben gerufen Initiative hat bis heute bundesweit über 3.500 Jugendliche betreut, 70% davon wurden in den regulären Arbeitsmarkt, meist in die Ausbildung, vermittelt. 80% gingen auch sechs Monate nach dem Programm ihrer Ausbildung nach.
Individuelle Betreuung und Praxis
Zum Erfolgsrezept der Joblinge gehören individuelle Betreuung und Praxis vom ersten Tag an. So können junge Menschen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen – jenseits von Schulnoten und klassischen Bewerbungsgesprächen. In einem sechsmonatigen Programm erlernen die Jugendlichen wichtige Schlüsselqualifikationen, trainieren soziale Kompetenzen und erarbeiten sich gezielt ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz – und zwar sowohl in praxisnahen Gruppenprojekten als auch in mehreren Betriebspraktika. Unterstützt werden sie dabei von den Mitarbeitern der Initiative, die täglich mit den Jugendlichen zusammenarbeiten. Darüber hinaus hat jeder Jugendliche seinen eigenen Mentor, einen geschulten ehrenamtlichen Helfer mit Lebens- und Berufserfahrung, der ihm über den gesamten Zeitraum zur Seite steht. Am Ende des Programms steht die Vermittlung jedes Joblings in eine Ausbildung oder Anstellung. Auch danach bleiben die Ausbildungsbegleiter den Jugendlichen und Unternehmen als Ansprechpartner erhalten.
Projekte für Flüchtlinge und MINT-Nachwuchs
Mit ihrer langjährigen Erfahrung möchte die Initiative nun auch junge Flüchtlinge unterstützen – mit dem Ziel, sie so früh wie möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Schon heute werden Flüchtlinge betreut, die oft schon zwei bis drei Jahre in Deutschland leben. Um auch junge Flüchtlinge bereits unmittelbar nach ihrer Ankunft zu unterstützen und ihnen den Weg ins Arbeitsleben zu ermöglichen, hat die Initiative ein skalierbares Konzept entwickelt. Die ersten Teilnehmer starten Anfang 2016 am Standort München.
„Joblinge goes MINT“ heißt das neue Projekt, dass die Initiative am Standort Frankfurt in Zusammenarbeit mit der J.P. Morgan Chase Foundation entwickelt. Es zielt auf die nachhaltige Integration der Programmteilnehmer in den sog. MINT-Arbeitsmarkt ab und will so dem wachsenden Fachkräftemangel im naturwissenschaftlichen Bereich entgegen wirken. Angesichts des Fachkräftemangels befassen sich zahlreiche Bundesinitiativen mit dem akademischen Nachwuchs. Obwohl jährlich Tausende Lehrstellen in MINT-Ausbildungsberufen unbesetzt blieben, hinkt die Förderung der betrieblichen Ausbildungen deutlich hinterher. Im Zuge des 1,5-jährigen Projekts sollen daher gezielt Formate entwickelt werden, um auch diese Zielgruppe für die Naturwissenschaften zu begeistern und ihnen den Einstieg in den MINT-Bereich zu erleichtern. Nach der Pilotphase soll das Projekt auf andere Standorte übertragen werden.
Die gemeinnützige Aktiengesellschaft Joblinge FrankfurtRheinMain ist Kooperationspartner des Arbeitgeberverbands HessenChemie und verfügt über Standorte in Bensheim, Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Sie nimmt pro Jahr 300 Jugendliche auf.