

CHEManager: Herr Kruithof, AkzoNobel hat die Initiative „Paint the Future“ ins Leben gerufen. Was steckt dahinter?
Klaas Kruithof: Innovation gehört seit langem zur DNA unseres Unternehmens – jetzt sind wir bereit für einen neuen Schritt, mit Fokus auf Farben und Lacke. Wir haben bereits viele Produkte, die den Kunden besondere Vorteile und Funktionen bieten. Und wir wissen, was unsere Kunden in Zukunft brauchen und erwarten. Deshalb wollen wir die Entwicklung vorantreiben, indem wir mit zukunftsweisenden Partnern zusammenarbeiten und hochspannende Potenziale in die Realität umsetzen. Der kooperative Ansatz wird beiden Seiten zugutekommen. Wir haben ganz klar das Ziel, gemeinsam mit den Gewinnern die Zukunft zu gestalten.
Gehen Ihren Forschern die Ideen aus oder warum setzen Sie auf Open Innovation?
K. Kruithof: Ganz einfach: „Zwei wissen immer mehr als einer“ – und wir können eine globale Startplattform anbieten. Technologien entwickeln sich immer schneller und es ist unmöglich, „alles über alles“ zu wissen. Open Innovation ist ein guter Ansatz, um das eigene Wissen zu erweitern, besonders wenn wir neue Bereiche erschließen wollen, die Schnittstellen zu unserem heutigen Geschäft bieten.
Gibt es derzeit schon bestehende Kooperationen mit Universitäten, Forschungsinstituten oder Start-ups, über die Sie berichten können?
K. Kruithof: Wir gehören zu den Mitbegründern des Advanced Research Centers Chemicals Building Block Consortium oder kurz ARC CBBC in den Niederlanden, zusammen mit Shell und BASF. Wir haben außerdem eine langjährige Zusammenarbeit mit der University of Manchester in Großbritannien im Bereich der Korrosion; es gibt viele weitere Beispiele.
Was versprechen Sie sich langfristig von dieser Innovationsoffensive und welche Schlüsselbereiche wollen Sie damit abdecken?
K. Kruithof: Es ist unser Ziel, diesen Wettbewerb jedes Jahr auszurichten, um ein Ökosystem von Innovatoren rund um unser Unternehmen aufzubauen und die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu lösen.
Welche Signale erhalten Sie von den Anwendern darüber, was im Markt tatsächlich gebraucht und gewünscht wird?
K. Kruithof: Zu den Signalen aus dem Markt gehören das „Need for Speed“, also die Beschleunigung der eigenen Produktionsprozesse und Prozesse durch die Kunden; wir sehen auch die Notwendigkeit einer einfacheren und saubereren Anwendung – „No Hassle Paint“ – sowie die Einführung neuer Funktionalitäten, die es unseren Kunden ermöglichen, den Wert ihres Substrats durch die Beschichtung zu erhöhen. Last but not least unser langjähriges Engagement für Nachhaltigkeit, das dem ständig steigenden Druck durch die Umwelt gerecht wird.
um das eigene Wissen zu erweitern."
K. Kruithof: Unsere Mitarbeiter achten immer darauf, die Leistung zu erhöhen und gleichzeitig den Verbrauch zu reduzieren. Wir sind alle davon überzeugt, dass wir mit Nachhaltigkeit als einem Kern unserer Geschäftsstrategie langfristig bessere Geschäftsergebnisse erzielen, sowohl für uns selbst als auch für unsere Geschäftspartner. Wir legen besonderen Wert darauf, unsere Energieeffizienz zu steigern, Materialverschwendung zu reduzieren und unseren Kunden weiterhin mehr umweltfreundliche Lösungen und wasserbasierte Produkte anzubieten. Nachhaltigkeit ist eindeutig gut für das Geschäft.
Wie sehr beeinflusst die Gesetzgebung ihre Arbeit in diesem Bereich? Als Beispiel sei hier die Einstufung von Inhaltsstoffen wie Titandioxid erwähnt.
K. Kruithof: Unser Portfolio-Ansatz fördert die Verwendung sicherer und nachhaltiger Produkte. Wir ergreifen Maßnahmen zum Umgang mit Schadstoffen, um der Gesetzgebung vorzugreifen und machen unsere Produkte zukunftssicher gegen Änderungen der Vorschriften. Wir sind stolz darauf, dass wir als erstes globales Lackunternehmen bleihaltige Farbpigmente aus allen unseren Formulierungen ersetzt haben.
Welche Rolle spielt das Thema künstliche Intelligenz bei der Entwicklung neuer Lacke und Farben?
K. Kruithof: Künstliche Intelligenz ist ein gutes Beispiel dafür, warum wir mit externen Partnern im Rahmen von Open Innovation zusammenarbeiten, da die Technologie der traditionellen Farbenindustrie fremd ist, sich aber sehr schnell entwickelt. Durch die Partnerschaft mit einem Start-up-Unternehmen konnten wir künstliche Intelligenz in unseren Farbentwicklungsprozess einführen; unsere Intertrac Vision basiert auf der Beherrschung großer Datenmengen, Mustererkennung und künstliche Intelligenz.
Klaas Kruithof ist derzeit Chief Technology Officer bei AkzoNobel Paints & Coatings. Der promovierte Chemiker hat seine Karriere bei Akzo im Jahr 1984 im Forschungsbereich „Automotive OEM Coatings“ begonnen und bekleidete seitdem verschiedene internationale Positionen. Von 2012 bis zu seiner Ernennung zum CTO im Jahr 2017 war er als Director RD & I für den Geschäftsbereich Performance Coatings tätig, eine globale Rolle, die im Rahmen eines EUR 6B-Geschäfts rund 2.500 Forscher und Techniker betreut.
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AkzoNobel
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