Komplexität und Zielkonflikte: Transformation der Chemikalienwirtschaft erfordert Perspektivwechsel und neue Kooperationsformen
Volker Strauß, Umweltbundesamt
Die europäische Chemikalienwirtschaft hat in ihrer Gesamtzusammensetzung eine Schlüsselrolle in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Wir haben als Gesellschaft gelernt, uns auf die Funktionalität von Chemikalien zu verlassen, die wir mit ausgefeilten chemischen Prozessen gewinnen, um spezifische Bedürfnisse der heutigen modernen Welt zu befriedigen. Die industriell hergestellten Chemikalien werden in mehr als 95 % unserer Produkte verarbeitet und ermöglichen damit gesellschaftlichen Fortschritt. Dies sorgt aber auch für weltweite Stoff- und Materialströme, die kaum noch zu überblicken sind. Und viele dieser Stoffe und die daraus produzierten Materialien werden freigesetzt, mit bekannten oder unbekannten Wirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt.
Jeder Schritt innerhalb der chemischen Stoffströme – vom Abbau der Rohstoffe über die Produktion und den Gebrauch bzw. Konsum der Produkte und Stoffe bis hin zu deren Entsorgung, Metabolisierung oder Wiederverwendung – hat ökologische, soziale und potenziell gesundheitliche und damit volkswirtschaftliche Folgen. Zum Beispiel ist die Extraktion fossiler und mineralischer Rohstoffe zur Herstellung von Chemikalien mit negativen Umweltwirkungen verbunden. Auch sind die chemisch-industriellen Prozesse energieintensiv und damit aktuell für einen großen Teil der weltweiten Treibhausgas (THG)-Emissionen verantwortlich. Abhängig von Art und Ausmaß der Freisetzung bzw. der Exposition kontaminieren viele Chemikalien die Umwelt, tragen zum Artenverlust bei oder haben negative Effekte auf die menschliche Gesundheit. Nicht zuletzt können sich unerwünschte Stoffe in Recyclingmaterial anreichern und eine Wiederverwertung von Materialien im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft verhindern. Der Umgang mit diesen Folgen ist eine zentrale Aufgabe für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, wenn man erhebliche und dauerhafte Schäden vermeiden möchte.
Dieser Beitrag ist in CHEManager 10/2025 erschienen.
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