Uwe Veres-Homm/ Prof. Thomas Krupp/ Prof. Carsten Suntrop: Vom Erfüllungsgehilfen zum strategischen Partner



Die entscheidende Entwicklung ist der enorme Bedeutungszuwachs, den die Chemielogistik in den Unternehmen der chemischen Industrie erfahren hat. Die Chemielogistik wandelt sich durch die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette vom reinen Erfüllungsgehilfen hin zum strategischen Faktor in den chemischen Wertschöpfungsketten. „Der Outsourcing-Grad und damit das Vertrauen in die strategische Zusammenarbeit mit Chemiedienstleistern erhöht sich stetig“, bestätigt Uwe Veres-Homm vom Fraunhofer SCS in Nürnberg, Mitglied der Kompetenzgruppe Chemielogistik.
Trotz des gestiegenen Bewusstseins, welche Chancen und Risiken die Logistik für das Geschäft in international umkämpften Märkten bietet, wird die Logistik auf Geschäftsführungsebene, wenn überhaupt, oft als Kostenfaktor gesehen. Dabei ist die Transparenz zur Total Cost of Ownership in der Chemielogistik größtenteils nicht gegeben und der Hebel nicht bewusst. Ein Zeichen für diesen Bedeutungszuwachs sind zum einen die Branchenstudien und –veranstaltungen der BVL, zum anderen aber auch die Aktivitäten zur Logistik/ Infrastruktur des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) oder regionalen Initiativen wie ChemCologne oder ChemSite. „Seit circa drei bis vier Jahren wird das Thema Chemielogistik systematisch in Wissenschaft und Praxis aufbereitet“, stellt Prof. Thomas Krupp von der TH Köln und Mitautor zahlreicher Studien und Bücher zur Chemielogistik, fest.
Durch die umfassende Betrachtung der Wertschöpfungsketten gewinnen auch die Chemielogistikdienstleister an Bedeutung. Sie werden zunehmend als Partner in Management und Abwicklung der chemischen Supply Chain gesehen. Dabei übernehmen sie immer umfassendere Leistungspakete, von den integrierten Logistiktätigkeiten in der Beschaffungs- und Distributionslogistik bis hin zu Aktivitäten der Produktionslogistik. So planen und steuern sie z.T. schon ganze Abschnitte der Supply Chain. Das erhöht massiv die Anforderungen an die nötige Professionalität in vielen Prozessen des Chemielogistikdienstleisters.
Auf der anderen Seite besteht bei der gemeinsamen Planung immer noch großes Entwicklungspotenzial. Nach Aussage eines Logistikdienstleisters im Rahmen der ersten Chemielogistik-Studie der BVL „ist es gut, das man jetzt überhaupt systematisch miteinander spricht“. Dies zeigt, dass positive Entwicklungen stattfinden, aber oft noch ein weiter Weg hin zu einem echten Collaborative Planning zu gehen ist. „Der Weg einer weiteren Professionalisierung in der Chemielogistik ist eingeschlagen – mehr Attention im Vorstand für Chemielogistik, höhere Professionalität in der integrierten Prozesssichtweise auf Wertschöpfungsketten und größeres Verständnis über Transparenz und Gespräche zwischen den Beteiligten – daran arbeiten viele Beteiligte zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Chemieservices und damit der Chemieindustrie bereits heute und verstärkt in der Zukunft“, bestätigt Prof. Carsten Suntrop, Europäische Fachhochschule Rhein Erft und Inhaber der Managementberatung für die chemische Industrie CMC², die vielen laufenden positiven Entwicklungen in der Chemielogistik.
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