15.10.2025 • ThemenTSTLogistikInterview

Strategische Erfolgsfaktoren für die Chemielogistik

Das Logistikunternehmen TST wurde 1995 von Frank Schmidt, der sich bereits 1990 mit einem Transportunternehmen selbstständig gemacht hatte, in Worms gegründet. Seitdem ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und beschäftigt heute rund 3.500  Mitarbeitende an 75 Logistikstandorten in Deutschland sowie weiteren Standorten in Europa und den USA. Der Logistikdienstleister ist in den Bereichen Chemie, Pharma und Automotive aktiv. Yannik Jung, Leiter für Projektorganisation und Prozesse bei TST, erläutert seine Einschätzungen für die Zukunft der Chemielogistik und gibt Einblicke in die Entwicklung des Geschäftsbereichs. Die Fragen stellte Birgit Megges.

Interview mit Yannik Jung, TST

Konzepte, um Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verknüpfen

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Yannik Jung, Leiter für Projektorganisation und Prozesse, TST
© TST

CHEManager: Herr Jung, welche Rolle spielt die Logistik in der chemischen Industrie heute – strategisch wie operativ?

Yannik Jung: Die Logistik ist in der Chemiebranche längst nicht mehr nur ausführende Instanz, sondern strategischer Erfolgsfaktor. Operativ geht es um die sichere, termingerechte und rechtskonforme Abwicklung von Transport, Umschlag und Lagerung. Strategisch trägt sie maßgeblich zur Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit bei. Chemische Produkte sind oft sicherheitskritisch, unterliegen hohen regulatorischen Anforderungen und erfordern speziell geschulte Mitarbeitende sowie maßgeschneiderte Infrastrukturen. Dabei entsteht ein ständiges Spannungsfeld zwischen den hohen Anforderungen an Sicherheit und Regulatorik einerseits und einem ökonomischen Druck andererseits. Daraus ergibt sich die Wichtigkeit, Warenflüsse und Prozesse maximal effizient zu gestalten – von der Routenplanung über Lagerkonzepte bis hin zu digital gestützten Kontrollmechanismen –, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Welche Trends sehen Sie, die die Branche in den nächsten Jahren grundlegend verändern könnten? Wie bereitet sich TST auf diese Entwicklungen vor?

Y. Jung: Ich sehe hier zwei zentrale Treiber: Dekarbonisierung und Digitalisierung. Alternative Energieträger, emissionsärmere Transportlösungen und nachhaltige Lagerkonzepte werden zunehmend zur Pflicht. Parallel steigen die Erwartungen an Echtzeit-Transparenz und integrierte Datenflüsse über die gesamte Supply Chain.

Wir möchten hier bewusst Maßstäbe setzen: Wir bauen unsere Photovoltaik-Kapazitäten an unseren Logistikstandorten aus und errichten ein deutschlandweites Netz an Ladeinfrastruktur für E-Lkw. Mit dem Schnellladepark in Worms haben wir einen ersten wichtigen Knotenpunkt geschaffen und unterstreichen damit unsere Pionierrolle in der klimafreundlichen Logistik. Die Branche bietet enormes Potenzial zur CO2-Reduktion – und wir nutzen dieses Potenzial strategisch als zentrales Zukunftsfeld.

Gleichzeitig treiben wir die Automatisierung unserer Logistikprozesse voran, insbesondere bei innerbetrieblichen Transporten. An bestehenden Standorten denken wir Abläufe neu und integrieren Automatisierung konsequent in jede neue Standortkonzeption.

Die Digitalisierung und Automatisierung logistischer Prozesse schreitet massiv voran. Gibt es bereits konkrete Anwendungen von IoT, KI oder Blockchain in Ihrem Bereich?

„Alternative Energieträger, emissionsärmere Transportlösungen und nachhaltige Lagerkonzepte werden zunehmend zur Pflicht.“

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