Smart Lab als Baustein der Kreislaufwirtschaft
Strengere regulatorische Vorgaben und steigende Kundenanforderungen rücken Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit zunehmend in den Fokus der chemischen Industrie.
Autoren: Bastian Otto, Head of Manufacturing Digitalization, und Jan-Timo Bokalarsky, Senior Consultant, MSG Industry Advisors, Ismaning

Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei meist Produktionsprozesse, Lieferketten oder Materialinnovationen. Ein zentraler Bereich bleibt jedoch häufig unbeachtet: das Labor. Dabei entstehen gerade hier viele der Datenströme, die für die Bewertung von Produktqualität, Ressourceneffizienz und regulatorischer Konformität entscheidend sind.
Die Transformation hin zu einer nachhaltigen und zirkulären Wertschöpfung verlangt von Chemieunternehmen belastbare Daten. Ob Rezyklatquoten eingehalten werden, Materialpässe regulatorischen Anforderungen standhalten oder Stoffströme rückverfolgbar bleiben – all das steht und fällt mit der Verfügbarkeit aktueller, verlässlicher und durchgängiger Daten. Und diese entstehen oft im Labor – dort, wo Rohstoffe analysiert, Qualitäten geprüft, Prozesse validiert und Rückstände charakterisiert werden. Labore sind somit ein zentrales Bindeglied zwischen Forschung, Produktion, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Doch in vielen Unternehmen zeigt sich ein fragmentiertes Bild: Laborlandschaften bestehen aus Insellösungen, papierbasierten Workflows und historisch gewachsenen Systemen. Medienbrüche und uneinheitliche Standards erschweren den Datenzugriff und verhindern, dass Labore ihren strategischen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Ohne digitale Integration fehlt die nötige Transparenz und damit die Grundlage für fundierte ökologische und regulatorische Entscheidungen. Die Einführung eines Labor-Informations-Management-System (LIMS) allein reicht dafür nicht aus. Erforderlich ist vielmehr ein strukturiertes Vorgehen, das Prozesse erfasst, Anforderungen definiert und die Einbindung in bestehende Strukturen gewährleistet.
Umgekehrt schaffen digitalisierte Laborprozesse nicht nur die Voraussetzung für eine fundierte Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftsbewertung, sondern ermöglichen auch kürzere Entwicklungszyklen, eine schnellere Time-to-Market sowie eine höhere Produktqualität und schnellere Produktverfügbarkeit.
Inhalt:
- Ganzheitliche Digitalisierungsstrategie als Fundament
- Globale Prozessharmonisierung als Schlüssel
- Schrittweise Reifegradentwicklung statt radikaler Umbruch
- Digitalisierte Labore als Enabler nachhaltiger Stoffströme
- Labore fit machen für die Transformation
- Zur Person: Bastian Otto
- Zur Person: Jan-Timo Bokalarsky
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