Kompass zur Defossilisierung
Forschungsprojekt GreenFeed gibt Handlungsempfehlungen zur Transformation der Petrochemie.
Alexander Scholz, Wuppertal Institut, und Clemens Schneider, Universität Kassel
Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise aber auch langfristig absehbaren Trends stellt sich immer stärker die Frage, wie in Deutschland zukünftig noch Basischemikalien hergestellt werden können. Eine tiefgreifende Transformation des petrochemischen Produktionssystems mit einer Defossilisierung der Rohstoffbasis bis zur Mitte des Jahrhunderts, wie sie auch der VCI 2023 in seiner Roadmap gezeichnet hat, wird inzwischen von vielen Industrieakteuren kritisch gesehen. Wo sollen die Investitionen herkommen, wenn um die Zukunft der Standorte gebangt wird und grundsätzliche Zweifel bestehen, ob mit der Energiewende eine wettbewerbsfähige Produktion möglich sein wird?

Im derzeitigen Umfeld benötigt es Mut und Phantasie, auf zirkuläre und fossilfreie Produktionsketten zu setzen. Im GreenFeed-Projekt zeigen wir, wie das in einem Umfeld von Kapazitätsverringerungen rund um die Steamcracker gelingen könnte, wenn sowohl die Politik klare Rahmenbedingungen setzt als auch die Unternehmen ihren Glauben an den Standort zurückfinden und ihre bestehenden Assets wie Anlagenparks und Infrastrukturen, Innovations- und Kundenbeziehungen sowie ihr hervorragend ausgebildetes Personal in Wert setzen.
„Im derzeitigen Umfeld benötigt es Mut und Phantasie, auf zirkuläre und fossilfreie Produktionsketten zu setzen.“
Heute erfolgt die Grundstoff- und Polymerproduktion vorwiegend auf Mineralölbasis. Diese Teile der Wertschöpfungskette sind für die heimische Wirtschaft von größter Bedeutung, mit ihnen einher gehen jedoch sehr hohe CO2-Emissionen – nicht nur während der Herstellung, sondern insbesondere auch am Ende der Produktlebensdauer. In der Diskussion um fossilfreie Produktionsketten geht es nicht darum, Carbon Capture and Storage (CCS) als Option auszuschließen. Im Gegenteil: Eine Defossilisierung der Energie- und Rohstoffbasis und die Transformation hin zu einem Kreislaufsystem bietet in Verbindung mit CCS die Chance, dass die Kunststoffwertschöpfungskette von einer der größten CO2-Emissionsquellen zu einer CO2-Senke werden kann. Welche Pfade zu einem solchen System führen, welchen Beitrag einzelne Technologien leisten und welche Kosten- und Preisdynamiken sich ergeben könnten, untersuchte in dem vom BMWE geförderten Forschungsprojekt GreenFeed ein Verbund der Forschungspartner Wuppertal Institut, Universität Kassel, Karlsruher Institut für Technologie und Deutsches Biomasseforschungszentrum. Die Kernbotschaften dieses Forschungsprojekts sind:
Dieser Beitrag ist in CHEManager 9/2025 erschienen.
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