15.10.2025 • ThemenDachserLogistikMichael Kriegel

Gefahrstofflagerung im Wandel

Chemielogistik und Gefahrstofflagerung sind anspruchsvoll und sensibel wie kaum ein anderer Bereich in der Logistik. Volatile Märkte und hohe regulatorische Hürden verlangen nach neuen Konzepten – kundennah und mit einem Höchstmaß an Sicherheit. In Rastatt geht ein neues Warehouse in Betrieb, das ganz auf Zukunft und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet ist.

Autor: Michael Kriegel, Department Head Dachser Chem Logistics, Dachser, Kempten

Dachser_Gefahrstofflager Rastatt_CM1025: Das Gefahrstofflager von Dachser in...
Dachser_Gefahrstofflager Rastatt_CM1025: Das Gefahrstofflager von Dachser in Rastatt bietet rund 23.500 m² Lagerfläche und Platz für 42.000 Paletten. Die genehmigte Lagerkapazität liegt bei bis zu 24.000 t für Stoffe der Wassergefährdungsklassen I bis III.
© Dachser

Flexibilität gewinnt – welche Anforderungen moderne Chemielogistik heute erfüllen muss

Die chemische Industrie steht unter Druck. Geopolitische Spannungen und Handelshemmnisse, volatile Märkte und verschärfte regulatorische Anforderungen treffen auf eine Branche im Umbruch. Dennoch richtet sich der Blick nach vorn. Bei der Halbjahrespressekonferenz prognostizierte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) ab dem Jahr 2026 eine spürbare Erholung der Branche. Für Logistikdienstleister bedeutet das: Wer heute investiert, schafft die Grundlage für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit von morgen.

Ein aktuelles Beispiel für eine solche strategische Investition ist der Neubau eines Gefahrstofflagers für das Logistikunternehmen Dachser in Rastatt. In nur 8 km Entfernung zum Logistikzentrum Karlsruhe in Malsch, wo bereits zwei weitere Gefahrstofflager betrieben werden, wurde jetzt eine Anlage realisiert. Diese zeigt exemplarisch, welche Anforderungen heute an zukunftsfähige Gefahrstofflogistik gestellt werden: technische Exzellenz, Innovation, hohe regulatorische Kompetenz, nachhaltige Energieversorgung und eine konsequente Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse. Die Umsetzung folgt dem Prinzip langfristig orientierter Geschäftspolitik im Familienunternehmen. Wer heute antizyklisch investiert, macht in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sein Netzwerk bereit für die Herausforderungen von morgen.


Sicherheit beginnt bei der Planung

Am Standort Karlsruhe unterhält Dachser seit 2007 ein Lager für Gefahrstoffe. 2019 kam ein weiteres Gefahrstofflager hinzu. Es umfasst 21.800 m² Lagerfläche und bietet Platz für 48.000 Paletten. Die genehmigte Lagerkapazität für Gefahrstoffe und Stoffe der Wassergefährdungsklassen I bis III liegt bei über 20.000 t. Technisch ist das Lager mit über 29.000 Sprinklern, 60 km Rohrleitung, einem 1.250 m³ großen Löschwasserbehälter sowie speziellen Rinnensystemen ausgestattet, die eine sichere Lagerung auch in oberen Ebenen ermöglichen.

Mit dem Gefahrstofflager in Rastatt wird die bestehende Infrastruktur zielgerichtet erweitert. Die neue Anlage, die anders als die letzte Erweiterung kein Eigenbau, sondern ein komplett auf die Bedürfnisse des Logistikers abgestimmtes Mietobjekt ist, bietet rund 23.500 m² Lagerfläche und Platz für 42.000 Paletten. Die genehmigte Lagerkapazität liegt bei bis zu 24.000 t für Stoffe der Wassergefährdungsklassen I bis III. Fünf Brandabschnitte, 32 Tore und eine Hallenhöhe von 12,20 m schaffen die bauliche Grundlage für eine flexible Nutzung. Die technische Ausstattung umfasst moderne Sprinkler­anlagen nach FM Datasheet 7-29 mit einer Tensidbeimischung, Löschwasserrückhaltung sowie ein Rauchansaugsystem (RAS).

Gefahrstofflagerung unterscheidet sich grundlegend von der konventio­nellen Lagerlogistik. Die Planungsphase muss Sicherheitsaspekte von Anfang an berücksichtigen. Bauliche Strukturen sind auf unterschiedliche Stoffgruppen auszulegen. Sie sind Voraussetzung für die aufwändigen Genehmigungsprozesse nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) und verlangen tiefes Fachwissen. In Rastatt wurde im engen Austausch zwischen dem Investor und der Bauabteilung sowie den Gefahrstoffexperten von Dachser von Anfang an auf eine flexible Struktur gesetzt: Brandabschnitte, einheitliche Sicherheitsstandards auf allen Lagerplätzen und flächendeckender Sprinklerschutz schaffen die Voraussetzung, um verschiedenste Stoffklassen sicher und gesetzeskonform zu lagern. Damit sind die baulichen Anforderungen für das BImSchG bereits gegeben.

Ein wesentliches Merkmal der „Built-to-Suit“-Anlage ist das durchgängige Schutzkonzept. Dabei ging es nicht um technische Neuerfindungen. Vielmehr wurde konsequent auf bewährte Standards gesetzt. Dazu zählen beispielhaft hitzebeständige Regalböden und eine brandschutzoptimierte Architektur. Diese Auslegung sorgt für maximale Flexibilität in der Nutzung der Hallen. Anders als bei den bestehenden Gefahrstofflagern wurde hier von Beginn an auf einen durchgängigen Vollschutz in allen Abschnitten gesetzt. Die praktische Erfahrung hat gezeigt: Wer später nachrüstet, zahlt doppelt.

Das zentrale unternehmenseigene Gefahrgutmanagement unterstützt die Niederlassungen und war auch beim Neubau involviert. Es standardisiert Abläufe, berät bei Bau- und Lagerprojekten, schult die Gefahrgutbeauftragten, aktualisiert interne Richtlinien und Transportverbote und sorgt über Fachforen, Quartalsinfos und stetigen Austausch für Wissens­transfer und Compliance.

Weiterlesen mit kostenfreier Registrierung

Registrieren Sie sich jetzt kostenfrei und Sie erhalten vollen Zugriff auf alle exklusiven Beiträge. Mit unserem Newsletter senden wir Ihnen Top-Meldungen aus der Chemie-, Pharmaindustrie. Außerdem erhalten Sie regelmässig Zugriff auf die aktuellen E-Paper und PDFs von CHEManager.

Anmelden oder Registrieren

Anbieter

Logo:

Dachser SE

Thomas-Dachser-Straße 2
87439 Kempten
Deutschland

Meist gelesen

Photo
14.05.2025 • ThemenDigitalisierung

KI im Engineering

Rösberg Engineering hat ein KI-Projekt aufgesetzt; bei dem eine Datenbasis, Infrastruktur und verschiedene Lösungen für KI-gestütztes Engineering entstehen