
Verbio hat dem Kapitalmarkt das vorläufige Ergebnis für das Geschäftsjahr 2024/25 bestätigt und einen optimistischen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025/26 gegeben.
Mit einem Rekordwert von über 1,2 Mio. t Biodiesel und Bioethanol sowie 1.190 GWh Biomethan steigerte Verbio im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024/25 erneut seine Produktionsmengen. Die Steigerung bei Bioethanol und Biomethan war vor allem auf die Anlage in Nevada, Iowa (USA) zurückzuführen, deren Produktion seit Jahresbeginn kontinuierlich gestiegen ist. Auch das CO2-Einsparungspotenzial der von Verbio erzeugten und gehandelten Produkte konnte auf 5,5 Mio. t CO2-Äquivalent gesteigert werden (GJ 2023/24: 4,4 Mio. t).
Der Konzernumsatz 2024/25 belief sich auf 1.579,8 Mio. EUR und lag damit leicht unter den Umsatzerlösen des Vorjahres (GJ 2023/24: 1.658,0 Mio. EUR.). Das EBITDA reduzierte sich auf 14,2 Mio. EUR (GJ 2023/24: 121,6 Mio. EUR). Diese Entwicklung ist insbesondere durch gesunkene Gewinnspannen für Bioethanol und Biomethan hauptsächlich aufgrund rückläufiger THG-Quotenpreise sowie durch Wertberichtigungen des Vorratsvermögens bedingt.
Die Nettofinanzverschuldung von 164,0 Mio. EUR lag zum 30.06.2025 trotz des reduzierten Ergebnisses innerhalb des prognostizierten Rahmens (Nettofinanzverschuldung zum 30.06.2024: 32,9 Mio. EUR). Die Eigenkapitalquote lag bei 58,2 Prozent.
Die spürbaren Marktverwerfungen durch den massiven Import von zu Unrecht als fortschrittlich deklariertem Biodiesel und der Betrug bei Upstream-Emissions-Reduktionsprojekten (UER) haben der deutschen Biokraftstoffbranche durch den damit verbundenen Preisdruck und sinkende THG-Quotenpreise in den letzten zwei Jahren schwer geschadet.
Verbio hat auf diese Entwicklung reagiert und strukturelle Maßnahmen ergriffen, um seine operative Effizienz zu optimieren. Mit der Internationalisierung und der strategischen Erweiterung der Produktpalette, insbesondere durch die Ethenolysetechnologie zur Herstellung biobasierter Chemikalien, werden zudem die Grundlagen geschaffen, neue attraktive Marktsegmente außerhalb des europäischen Biokraftstoffmarktes zu erschließen und künftige Marktvolatilität besser aufzufangen.
Meilensteine für Resilienz und Wachstum
Im Geschäftsjahr 2024/25 investierte Verbio 125,0 Mio. EUR. Die Investitionen flossen insbesondere in Kapazitätserweiterungen, den Ausbau der BioCNG/BioLNG-Tankstelleninfrastruktur und den Aufbau von Produktionskapazitäten für biobasierte Chemikalien in Deutschland sowie in den Ausbau der Produktionsanlagen in den USA.
Im Geschäftsjahr 2024/25 wurde die kombinierte Bioethanol-Biomethan-Anlage in Nevada, Iowa (USA) nach anfänglichen Rückschlägen erfolgreich angefahren und entwickelt sich nun planmäßig als zentraler Bestandteil der Internationalisierungsstrategie.
In Bitterfeld (Deutschland) errichtet Verbio derzeit eine neue Anlage zur Herstellung biobasierter Chemikalien aus Rapsmethylester (Biodiesel). Zukünftig bietet Verbio der chemischen Industrie damit attraktive Möglichkeiten, die CO2-Effizienz und Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu verbessern. Ziel von Verbio ist es, perspektivisch pro Jahr insgesamt 60.000 T erneuerbare Produkte für die chemische Industrie herzustellen. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2026 geplant. Mit dem Spatenstich für die dazugehörige Katalysatorproduktion bei der Verbio-Tochter XiMo Kft. in Ungarn wurde im Juni 2025 ein weiterer Meilenstein dieses Projekts erreicht.
Nachhaltigkeit im Fokus
Das Verbio Geschäftsmodell basiert auf der Entwicklung und ständigen Optimierung CO2-effizienter Technologien und Anlagen sowie auf der Bereitstellung grüner Moleküle aus nachhaltig erzeugter Biomasse für Verkehr und Industrie.
In diesem Kontext wurde die BioCNG/BioLNG-Tankstelleninfrastruktur in Deutschland weiter ausgebaut. Mittlerweile sind bereits 25 Verbio-eigene BioCNG/BioLNG-Stationen in ganz Deutschland in Betrieb. In Verbio finden Speditionen und Unternehmen mit eigenem Fuhrpark einen starken Partner für grüne Mobilität. Biomethan von Verbio wird aus landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt. Der Biokraftstoff erreicht bis zu 100% CO2-Reduktion und einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber fossilem Diesel. Verbio geht hier mit gutem Beispiel voran und betreibt eine Flotte von 150 Zugmaschinen ausschließlich mit CNG- bzw. LNG-Antrieb.
Am Standort Zörbig wurde gerade die Kooperation mit Nippon Gases bei der Verwertung des CO2 aus dem Verbio-Bioethanolprozess bekannt gegeben, wodurch die CO2-Effizienz und Nachhaltigkeit der Biokraftstoffproduktion weiter verbessert wird. Nippon Gases veredelt das CO2 aus der Verbio-Produktion für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie und führt es so einer Mehrfachnutzung zu. Beide Partner haben die Absicht erklärt, die Umsetzung eines ähnliches Projekts am Standort Schwedt/Oder zu verfolgen.
Ausblick: Deutliche EBITDA-Erholung im GJ 2025/26 erwartet
Die positiven Entwicklungen in den USA und Europa legen die Grundlage für das Ergebnis im Geschäftsjahr 2025/26: In Europa und vor allem in Deutschland erwarten wir durch verschärfte Regulatorik eine weitere Marktnormalisierung im Biokraftstoffmarkt. In Nordamerika wird erwartet, dass insbesondere der Hochlauf der Anlage in Nevada im Vorjahresvergleich klar positiv wirkt. Außerdem erwarten wir durch die weiteren Anstrengungen der US-Regierung zur Belebung der weltweiten Exportbedingungen für US-Ethanol sowie die insgesamt höhere globale Nachfrage eine Verbesserung der Marktsituation.
Der Vorstand geht davon aus, im Geschäftsjahr 2025/26 ein EBITDA im hohen zweistelligen Millionenbereich und damit deutlich über dem Vorjahr zu erzielen. Bei der Entwicklung der
THG-Quotenpreise rechnet der Vorstand mit einer Erholung gegenüber dem Vorjahr. Es wird erwartet, dass das verbesserte Ergebnis sowie geringere Investitionen zu einer moderaten Reduktion der Nettofinanzverschuldung gegenüber dem Vorjahr führen.
Internationaler Aufwärtstrend für Biokraftstoffe als Chance
Die Umsetzung der überarbeiteten Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) in deutsches Recht und die geplante Anpassung der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung (BiokraftNachV) sind wichtige Hebel für mehr Klimaschutz im Verkehr und eine Stabilisierung des Biokraftstoffmarktes. Der Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums vom 19. Juni 2025 legt dafür die Grundlagen. Er stärkt Betrugsprävention und Investitionssicherheit. Aus der geplanten Fortschreibung der THG-Quote auf 53 Prozent bis 2040 und dem erweiterten Anwendungsbereich auf die Luft- und Schifffahrt ergeben sich attraktive Perspektiven für Verbio.
Verbio-CEO Claus Sauter sagt: „Mit der konsequenten Umsetzung der RED III und einer besseren Kontrolle der in Europa in Verkehr gebrachten Biokraftstoffe schlagen wir ein neues Kapitel für nachhaltige Mobilität und fairen Wettbewerb in Deutschland auf. Ich denke, dass die europäischen und deutschen Aufsichtsbehörden in den letzten 30 Monaten viel gelernt und endlich die richtigen Konsequenzen gezogen haben.“
Die geopolitischen Spannungen der vergangenen Jahre haben die Verletzlichkeit globaler Lieferketten und zentralisierter Energiesysteme offengelegt. Dies fördert die Nachfrage nach nachhaltigen, regional erzeugten, erneuerbaren Energiequellen, die Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und Stabilität bieten. In diesem Zusammenhang wächst auch das Interesse am Multitalent Biomethan in Industrie, Energieversorgung und Schifffahrt kontinuierlich.
„Diese Entwicklung wird getrieben von den steigenden Anforderungen an Versorgungssicherheit und regionale Verfügbarkeit aufgrund geopolitischer Unsicherheiten. Bei Verbio wächst der Biomethanabsatz außerhalb des Straßenverkehrs kontinuierlich, unter anderem für die Verwendung in der internationalen Schifffahrt. Darüber hinaus bietet der Energieträger zusätzliche Flexibilität zur Herstellung von Biomethanol oder erneuerbarem Wasserstoff – ein klarer Vorteil für die sektorübergreifende Defossilisierung“, erklärt Sauter.
Auch die Dynamik der internationalen Biokraftstoffmärkte ergibt Chancen für das Verbio-Geschäft. Claus Sauter erläutert: „International ist ein klarer Aufwärtstrend bei Biokraftstoffen und erneuerbaren Molekülen zu beobachten: Indien mischt bereits 20 Prozent Bioethanol ins Benzin, Japan plant bis 2030 flächendeckend E10 und langfristig E20.“
Dividende
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung am 5. Dezember 2025 vorschlagen, die Ausschüttung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2024/25 auszusetzen und den Bilanzgewinn vollständig auf neue Rechnung vorzutragen.
Verbio-Chef Claus Sauter sagt: „Die diesjährige Abweichung unserer Dividendenpolitik reflektiert die ungewöhnlichen Umstände. Das vergangene Geschäftsjahr hat uns bei Verbio alle gefordert. Das Festhalten an unserer Dividendenpolitik in diesem Jahr wäre gegenüber den hart arbeitenden Mitarbeitenden bei Verbio unangemessen. Wir halten an unserem Ziel einer verlässlichen Dividende fest und sind optimistisch, mittelfristig mindestens zur gewohnten Höhe zurückzukehren.“