Dialog gesucht
Nach zwei Jahren industrieller Rezession sendet die deutsche Wirtschaft ein erstes positives Signal: Im März 2025 stieg die Industrieproduktion erstmals wieder an – ein Lichtblick, der Hoffnung macht.
Autor: Raphael Kern, Geschäftsführer Ebert Hera Esser Group, Marl
Der Industrieservice sieht sich prädestiniert, Impulse für Effizienz, Nachhaltigkeit und Resilienz zu setzen.

Nach zwei Jahren industrieller Rezession sendet die deutsche Wirtschaft ein erstes positives Signal: Im März 2025 stieg die Industrieproduktion erstmals wieder an – ein Lichtblick, der Hoffnung macht. Doch bleibt die Frage: Handelt es sich um den Beginn einer nachhaltigen Erholung oder lediglich um eine kurze Atempause?
Fest steht: Die Herausforderungen für den Industriestandort Deutschland sind nicht neu – viele von ihnen bestehen seit Jahren und haben sich über die Zeit verfestigt. Doch gerade in Phasen des Umbruchs liegt auch die Chance, gewohnte Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten.
Ein zentrales Element dieses Wandels ist der Industrieservice, wie der aktuelle BRIS Branchenreport eindrucksvoll zeigt – erstellt in Kooperation zwischen dem VAIS und der JPN Jörg-Peter Naumann Unternehmensberatung. Als verlässlicher Partner zahlreicher Schlüsselindustrien – von der Chemie über die Automobilbranche bis hin zur Zementindustrie – ist der Industrieservice nicht nur Spiegelbild, sondern aktiver Mitgestalter industrieller Entwicklung.
Mit seinem tiefen Verständnis für Prozesse, Standards und Abläufe ist der Industrieservice prädestiniert, Impulse für Effizienz, Nachhaltigkeit und Resilienz zu setzen. Er kennt die Standortbedingungen seiner Kunden im Detail – und kann gezielt dort unterstützen, wo es besonders darauf ankommt.
„Phasen des Umbruchs bieten die Chance neue Wege zu beschreiten."
Die Prozessindustrien, insbesondere die chemische Industrie, sind mit umfassenden Berichts-, Nachweis- und Dokumentationspflichten, langwierigen Genehmigungsverfahren und – über allem – hohen Energiekosten belastet. Hinzu kommen Herausforderungen, die sie mit der Fertigungsindustrie teilen: eine hohe Steuer- und Abgabenlast, restriktive Bürokratie, innovationsfeindliche Regulierung und ein akuter Fachkräftemangel.
In Zeiten einer regelbasierten Weltwirtschaft konnten viele dieser Belastungen durch die Stärke der Unternehmen, Produktivitätsfortschritte und eine robuste Konjunktur kompensiert werden. Doch aktuell treffen diese strukturellen Defizite auf globale Verwerfungen – mit spürbaren Folgen für die deutsche Industrie.
In den vergangenen Monaten wurde eine Entwicklung sichtbar, die nicht mehr ignoriert werden kann: BASF schließt mehrere Produktionsanlagen am Standort Ludwigshafen – ein Schritt, der vor allem den immens gestiegenen Energiekosten geschuldet ist. Auch Dow Chemical plant, bis Mitte des Jahres über seine ostdeutschen Standorte zu entscheiden. Weitere Fälle dürften folgen. Das gesamte Ausmaß dieser Entwicklungen ist noch nicht absehbar – doch die Folgen werden gravierend sein. Eine fortschreitende Deindustrialisierung könnte den sozialen Frieden in Deutschland ernsthaft gefährden.
Die strukturellen Veränderungen bei Unternehmen wie BASF oder Dow Chemical unterstreichen den akuten Handlungsbedarf. Zugleich sind sie ein Weckruf: Jetzt ist der Moment, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die den Standort sichern und stärken.
Dazu gehört auch ein gesellschaftliches Umdenken: Industrie ist kein Auslaufmodell, sondern ein Garant für Wohlstand, Beschäftigung und technologische Souveränität. Eine zukunftsorientierte Industriepolitik muss dies klar kommunizieren – und junge Menschen wieder für technische Berufe begeistern.
Mit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung bietet sich die Chance, Industrie neu zu denken – als Partner für Fortschritt, Nachhaltigkeit und Stabilität. Was es dazu braucht, ist ein offener und kontinuierlicher Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Der VAIS wird diesen Dialog aktiv mitgestalten. Unser Industrieservice-Kongress erhält ein neues Format, das die gesamte industrielle Wertschöpfungskette in den Fokus stellt und den Industrieservice als Innovationsmotor sichtbar macht. Gemeinsam mit unseren Kunden, politischen Entscheidern und der Öffentlichkeit wollen wir Perspektiven schaffen – für einen starken, zukunftsfähigen Industriestandort Deutschland.
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