Ineos baut in Antwerpen grünsten Cracker Europas
Finanzierung von 3,5 Mrd. EUR gesichert, Inbetriebnahme für 2026 geplant
Project One soll grünen Wasserstoff zur Energierezeugung verwenden, sobald eine ausreichende Menge verfügbar ist, und in der Zwischenzeit blauen, kohlenstoffarmen Wasserstoff einsetzen. Durch die Verwendung von Ethan als Rohstoff anstelle von Naphtha ist es bereits möglich, mehr Ethylen zu erzeugen bei gleichzeitig niedrigeren CO2-Emissionen.
Laut Ineos ist der Bau die größte Investition in den europäischen Chemiesektor seit einer Generation. Die Anlage wird den niedrigsten CO2-Fußabdruck in Europa aufweisen, dreimal niedriger als europäische Dampfcracker im Durchschnitt. Das Werk kann zudem ausschließlich mit kohlenstoffarmem Wasserstoff betrieben werden und bietet Raum für eine Kohlenstoffabscheidungsanlage und zukünftige elektrische Brennöfen.
Am 15. Dezember 2022 wurde im Hafen von Antwerpen eine symbolische Spundwand für Project One in den Boden eingelassen. In den nächsten Jahren wird der Bau der Anlage, der vier Jahre dauern wird, Hunderte von Menschen beschäftigen, in Spitzenzeiten bis zu mehr als 3.000 gleichzeitig. Der Cracker soll 2026 in Betrieb genommen werden.
Ineos betreibt in Lillo zwei HDPE-Anlagen mit einer Kapazität von 240.000 t/a bzw. 200.000 t/a, während seine PP-Anlage 130.000 t/a produzieren kann. Das Cracker-Projekt, das sich aufgrund der Pandemie um etwa zwei Jahre verzögert hat, umfasst auch eine Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) mit einer Kapazität von 750.000 t/a Propylen. Deren Bau hat Ineos zunächst zurückgestellt, um dem Cracker-Projekt Vorrang einzuräumen.
Jason Meers, CFO von Ineos Project ONE: „Project One stellt neue Spielregeln für Europa auf. Es bietet dem Chemiecluster in Antwerpen neue Möglichkeiten und stärkt gleichzeitig den gesamten europäischen Chemiesektor. Unser Ethan-Cracker wird neue Umweltstandards für Europa setzen und helfen, die gesamte europäische Chemieindustrie zu beleben.“
Die von 21 Handelsbanken unterstützte Transaktion demonstriert die überzeugende wirtschaftliche Basis des Projekts und seiner führenden Umweltmerkmale. Die aufgenommenen Mittel werden in mehreren Phasen beansprucht, die dem Ausgabenprofil des Projekts bis zur Fertigstellung entsprechen. Sie umfassen 1,5 Mrd. EUR ungedeckte Schuldtitel, 1,2 Mrd. EUR von den Ausfuhrkreditagenturen UKEF, Cesce und SACE gedeckte Fazilitäten sowie eine gedeckte Tranche von 800 Mio. EUR, von der 500 Mio. EUR von Gigarant (eine Zweckgesellschaft der flämischen Regierung, die Darlehensbürgschaften bietet) gedeckt werden.
Jason Meers sagte dazu: „Wir freuen uns sehr, diesen Meilenstein erreicht und die Finanzierung gesichert zu haben. Dass es neben vier Regierungsagenturen so viele Handelsbanken mit dem Fokus Umweltschutz zusammenführen konnte, zeigt die enorme Bedeutung des Projekts.“
Ineos erhielt die Umweltgenehmigung für Project One Anfang 2022. Der Antwerpener Komplex wird über eine Pipeline mit den anderen belgischen Standorten des Chemieunternehmens sowie mit Ethylen- und Propylenderivaten in Mittel- und Nordeuropa verbunden sein. Das französische Ingenieurbüro Technip Energies hat das Extended Front End Engineering and Design (FEED) für den Cracker bereits abgeschlossen und liefert nun die eigene Ausrüstung. Das in Paris ansässige Ingenieurbüro spricht von einem "Großauftrag" im Wert von 250 bis 500 Mio. EUR.