Wacker schreibt Geschichte


Wacker schreibt Geschichte
Das Werk Burghausen ist der bedeutendste Produktionsstandort der Wacker Chemie. Auf dem insgesamt zwei Quadratkilometer großen Werkgelände stellen fast 10.000 Mitarbeiter in etwa 150 Produktionsbetrieben einige tausend verschiedene Produkte her. Mit dem Beginn der industriellen Herstellung von Acetaldehyd, Essigsäure und Aceton vor genau 90 Jahren wurde im oberbayerischen Burghausen Industriegeschichte geschrieben.
Der Produktionsbeginn im Burghauser Holzfeld – so die damalige Ortsbezeichnung – fiel auf den 7. Dezember 1916. An diesem Tag nahm Wacker die erste Anlage zur großtechnischen Herstellung von Acetaldehyd in Betrieb. Wenige Tage später, am 12. Dezember, folgte der Start der Essigsäure- Produktion, und am 2. Januar 1917 ging schließlich die Anlage zur Herstellung von Aceton in Betrieb. Damit wurden diese Produkte zum ersten Mal im industriellen Maßstab synthetisch erzeugt. 403 Arbeiter und 51 Angestellte waren zu diesem Zeitpunkt im noch jungen Chemieunternehmen beschäftigt. Hauptrohstoff war Carbid, das größtenteils aus den Werken Lechbruck und Tschechnitz bezogen und später auch in Burghausen hergestellt wurde. Aceton spielte als Endprodukt lediglich bis Mitte der 50er Jahre eine wichtige Rolle; Acetaldehyd und Essigsäure hingegen haben ihre Bedeutung für das Produktspektrum von Wacker bis heute beibehalten.
Neue chemische Grundlagen
Großen Anteil an diesem Erfolg haben zweifelsohne die Forscher des Unternehmens. 1916 gelangte man noch nach dem so genannten „1. Wacker-Verfahren“ zum Acetaldehyd: aus Calciumcarbid und Wasser wurde Acetylen hergestellt, aus dem dann wiederum in einer direkten Umsetzung Acetaldehyd entstand. Dr. E. Baum und Dr. M. Mugdan hatten dieses Verfahren im Consortium für elektrochemische Industrie – damals wie heute zentrale Forschungsstätte des Konzerns – entwickelt und zum Patent angemeldet. 1957 wurde diese Art der Herstellung dann vom „2. Wacker-Verfahren“ abgelöst. Forschern des Consortiums war es gelungen, durch Direktoxidation von Ethylen zu Acetaldehyd zu gelangen.
Auch dieses preisgekrönte Verfahren, nach dem auch heute noch gearbeitet wird, wurde patentiert und fand Lizenznehmer in der ganzen Welt. Damit endeten auch die Zeiten von Carbid und Acetylen in Burghausen und die moderne Petrochemie begann mit dem Ethylen ihren Siegeszug.
Symbol für diesen Wechsel war die Belieferung des Werks Burghausen mit Ethylen durch die neue Raffinerie der damaligen Marathon im Norden des Standorts Ende der 60er Jahre – heute OMV Deutschland.
Rohstoffbasis für Dispersionspulver
In beiden Verfahren ist Acetaldehyd das Endprodukt und gleichzeitig nur ein Zwischenschritt bei der Herstellung von Essigsäure durch Anlagerung von Sauerstoff. Die Essigsäure wiederum wird zu fast 100% im Werk Burghausen weiter verarbeitet – vor allem mit Ethylen und Sauerstoff zu Vinylacetat. Vinylacetat und in der Folge Polyvinylacetat bilden unter anderem die Rohstoffbasis für Dispersionspulver. Diese Produkte sind heute aus vielen Anwendungsgebieten der Bauchemie wie beispielsweise als Bindemittel für Mörtel, Fliesenkleber, selbstverlaufende Fußbodenmassen oder Wärmedämmverbundsysteme nicht mehr weg zu denken. Acetaldehyd und Essigsäure bilden auch heute noch die Grundlage für den anhaltenden Erfolg des Geschäftsbereichs Wacker Polymers. Mittlerweile wurden mehr als 2 Mio. t Acetaldehyd und mehr als 3 Mio. t Essigsäure in Burghausen hergestellt. Und auch in absehbarer Zukunft werden diese Produkte die Entwicklung des Standorts Burghausen weiter begleiten.
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