USA mit Chancen und Risiken


Mit einem Anteil von 15,8% an der weltweiten Nachfrage (2013) ist die USA nach China (38,2%) der zweitgrößte Absatzmarkt für chemische Produkte. Seit 2009 haben die Umsätze der in den USA produzierenden Unternehmen auf etwa 650 Mrd. US-$ zugenommen, wenn auch mit sinkenden Zuwachsraten. Die Ursache für die positive Entwicklung ist zum einen die gute konjunkturelle Lage: Die US-Wirtschaft ist auf klaren Wachstumskurs und fragt verstärkt Vorleistungsgüter nach. Darüber hinaus werden in Verbindung mit dem Boom bei Schiefergas und -öl bzw. den damit einhergehenden niedrigeren Material- und Energiekosten Investitionen im industriellen Sektor begünstigt, wodurch zusätzliche Nachfrage geschaffen wird. Ob die in diesem Zusammenhang oft beschriebene Re-Industrialisierung der gesamten amerikanischen Wirtschaft nachhaltig ist, bleibt abzuwarten.
Aus Sicht der Unternehmen aus Deutschland bietet sich ein uneinheitliches Bild auf den US-Markt. Einerseits stellt dieser aufgrund seiner Größe eine potenziell wichtige Absatzmöglichkeit dar, andererseits wird dieses Potenzial unzureichend genutzt. So betrug 2013 der Wert der exportierten Güter 6,2 Mrd. € und hat damit trotz stetiger Erholung das Vorkrisenniveau (2008: 6,5 Mrd. €) noch nicht erreicht. Der Branchenanteil an allen US-Ausfuhren sank von 9,1% auf 7,0%.
Damit zeigt sich die chemische Industrie im Vergleich zu anderen Branchen weit weniger dynamisch. Eine Entwicklung, die sich dieses Jahr fortsetzen dürfte. Ein Grund für die schwache Entwicklung der Ausfuhren sind die im Zusammenhang mit den gesunkenen Gas- und Ölpreisen erwähnten Anreize für Direktinvestitionen. Um die Kostennachteile aufgrund von höheren Energie- und Inputpreisen auszugleichen, weiteten die deutschen Unternehmen im Zeitraum 2007 - 2012 ihr finanzielles Engagement in den USA deutlich aus (+65,8%). Dies betrifft in stärkerem Maße die Unternehmen aus dem Bereich der Grundstoffchemie, deren Güter preissensitiver sind als Spezialchemikalien.
Den Wettbewerbsnachteil des Produktionsstandortes Deutschland - zumindest in Bezug auf die USA - gilt es aber auch nicht überzustrapazieren. Zumindest gibt die Entwicklung der Importe aus den USA keinen Anlass zur Sorge, dass günstige Güter aus den USA den deutschen Markt überschwemmen. Im Gegensatz zu den Exporten aus Deutschland sind diese zwar nominal (leicht) über dem Vorkrisenniveau (2008: 4,8 Mrd. €; 2013: 4,9 Mrd. €), der Anteil der Brancheneinfuhren aus den USA ist aber in den letzten drei Jahren mit rund 7% weitgehend konstant geblieben (2008: 7,6%).
Vor dem Hintergrund des eher problematischen europäischen Umfeldes bietet der US-Markt Chancen, die die deutschen Hersteller besser zu nutzen sollten. Dabei führt kein Weg an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen vorbei. Nur mit verbesserten Produkteigenschaften und neuen Anwendungsmöglichkeiten können bestehende Kostennachteile abgefedert werden, die Exporte gestärkt und die zunehmende Konkurrenz durch US-Produzenten reduziert werden.
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