Statement: Robert Schönberger, Global Industry Lead Transport Logistic Exhibitions, Messe München
Experten der Chemie- und Pharmalogistik blicken zurück und voraus: Welche Innovationen haben die Branche geprägt – und welche Trends bestimmen die nächsten 20 Jahre?
Resilienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit als Ziel

In den letzten 20 Jahren hat sich die Chemie- und Pharmalogistik stark gewandelt – von papierbasierten, manuellen Abläufen zu digitalen, vernetzten Prozessen mit Echtzeitsteuerung. Dieser Wandel vollzog sich schrittweise und wurde durch Innovationen, regulatorische Vorgaben sowie steigende Ansprüche an Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit vorangetrieben.
Ein Meilenstein war die EU-Fälschungsschutzrichtlinie. Sie veränderte die gesamte Pharmalogistik: Serialisierung und Rückverfolgbarkeit wurden zum Standard und werden durch Track-and-Trace-Technologien wie RFID oder Data-Matrix-Codes unterstützt. Digitale Systeme wie ERP oder WMS ermöglichen heute mehr Transparenz und Steuerbarkeit.
Auch die temperaturgeführte Logistik hat an Bedeutung gewonnen, was unter anderem auf empfindliche biopharmazeutische Produkte wie mRNA-Impfstoffe zurückzuführen ist. Die Anforderungen an Qualität und Verlässlichkeit entlang der Kühlkette sind gestiegen.
Zudem spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle: Unternehmen erfassen Emissionen, setzen auf multimodale Verkehre und entwickeln umweltfreundlichere Lösungen – nicht nur weil sie müssen, sondern aus Überzeugung.
Die Transport Logistic begleitet seit Jahren diese Prozesse. Wer die Messe besucht hat – sei es vor zehn, fünf oder in diesem Jahr 2025 – konnte live miterleben, wie sich Technologien, Anforderungen und Perspektiven verändert haben. Die diesjährige Ausgabe hat mit ihrer internationalen Vielfalt und thematischen Tiefe besonders eindrucksvoll gezeigt, wie zukunftsorientiert die Logistikbranche – gerade in sensiblen Bereichen wie der Chemie- und Pharmalogistik – agiert.
Auf der Transport Logistic 2025 war ganz deutlich spürbar, dass sich die Logistik in den nächsten 20 Jahren grundlegend verändern wird. Für die Chemie- und Pharmaindustrie wird es besonders entscheidend sein, widerstandsfähiger, flexibler und gleichzeitig nachhaltiger zu werden. Resilienz ist kein abstrakter Begriff mehr, sondern ein ganz konkretes Ziel. Künftig müssen Lieferketten so aufgebaut sein, dass sie geopolitische Krisen, extreme Wetterereignisse oder neue regulatorische Anforderungen besser verkraften können.
Innovationen wie autonome Fahrzeuge, intelligente Lagersysteme, Drohnen sowie der Einsatz von KI und Big Data sind keine Zukunftsvisionen mehr, sondern bereits Teil vieler Pilotprojekte und auf der Messe vorgestellter Lösungen. Besonders spannend ist die Anwendung von Blockchain im Gefahrguttransport, da sie für mehr Sicherheit und Transparenz sorgen kann. Nachhaltigkeit wird zur zentralen Voraussetzung. Das betrifft nicht nur den Umstieg auf alternative Antriebe wie E-Lkw oder Wasserstoff, sondern auch das Monitoring von CO2 und umweltfreundlichere Verpackungen.
Gleichzeitig stellt der anhaltende Fachkräftemangel die Branche vor große Herausforderungen. Hier können digitale Assistenzsysteme, Cobots und moderne Schulungskonzepte dabei helfen, Wissen zu sichern und die Qualität in hochsensiblen Bereichen wie der Pharmalogistik dauerhaft zu gewährleisten.
Die Transport Logistic ist für uns dabei mehr als nur eine Messe: Sie ist ein Spiegel der Branche und ihrer Entwicklung. 2025 hat sie gezeigt, wohin die Reise geht, welche Technologien realistisch sind und wo noch Nachholbedarf besteht. Gerade für die Chemie- und Pharmalogistik ist sie ein zentraler Ort des Austauschs. Mit Blick auf 2027 erwarten wir, dass der Innovationsschub dort noch stärker spürbar sein wird.