Österreichs Lackindustrie unter Druck
Die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie blickt auf ein weiteres wirtschaftlich herausforderndes Jahr zurück. Auch 2024 konnte die Branche keine Wachstumserfolge verzeichnen.
Der Umsatz stagnierte mit 503 Mio. EUR auf dem bereits schwachen Niveau des Vorjahres.
„Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Märkte haben sich 2024 leider nicht erfüllt. Im Gegenteil: Viele Unternehmen mussten ihre ursprünglichen Jahresziele deutlich nach unten korrigieren“, resümiert Hubert Culik, Obmann der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich.
Besonders hart getroffen wurde erneut das Segment der Bautenfarben, das traditionell stark vom privaten und öffentlichen Wohnbau abhängig ist. Die nach wie vor schwache Baukonjunktur – sowohl in Österreich als auch in wichtigen Exportmärkten – führte zu nochmaligen Absatzrückgängen. Doch auch Industrielacke sowie Holz- und Möbellacke litten unter der verhaltenen Investitionstätigkeit in Industrie und Konsumgütersektor.
Im Automobilbereich, der für hochwertige Lacke ein zentraler Abnehmer ist, blieb die Entwicklung uneinheitlich. Insgesamt war der Markt jedoch von Unsicherheit und Produktionsunterbrechungen geprägt.
Preisrisiko durch EU-Strafzölle auf Titandioxid
Mit großer Besorgnis verfolgt die Branche die Einführung von Antidumpingzöllen auf Titandioxid-Importe aus China. Das Weißpigment ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Herstellung von Lacken und Farben. Die verhängten Zölle von bis zu 42 Prozent könnten zu empfindlichen Preissteigerungen führen, die in der Produktion kaum zu kompensieren wären. In Europa sei die Produktionskapazität für Titandioxid bereits jetzt nicht ausreichend – ein großer Hersteller hat zuletzt eine Anlage stillgelegt. Die Branche fordert daher eine differenzierte und praxisnahe Herangehensweise der EU-Kommission.
Ausblick auf 2025: Erste Signale einer Stabilisierung
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zeigt sich zum Jahresbeginn 2025 ein erster Lichtblick. Das erste Quartal konnte mit einem leichten Umsatzplus von zwei Prozent abgeschlossen werden – ein erstes positives Signal nach Jahren der Rückgänge.
„Wir sehen erste Anzeichen für eine Stabilisierung“, erklärt Culik. Gleichzeitig bleibt die Branche mit Herausforderungen wie hohen Energie- und Personalkosten und regulatorischem Druck konfrontiert. Zunehmend fordern Kunden zudem Nachweise darüber, dass Produkte mit der EU-Taxonomieverordnung konform sind – was für die Hersteller einen erheblichen Prüf- und Dokumentationsaufwand bedeutet. „Die Einhaltung solcher Anforderungen ist in der Praxis oft nur mit kostenintensiven Einzelprüfungen möglich, da sich Inhaltsstoffe je nach Produktrezeptur unterscheiden“, erläutert Culik.
„Unsere Unternehmen investieren trotz der schwierigen Lage weiter in Forschung, Digitalisierung und umweltfreundliche Technologien. Um diese Anstrengungen aufrechtzuerhalten, brauchen wir aber dringend planbare Rahmenbedingungen, Rohstoffsicherheit und eine europäische Industriepolitik, die nicht bremst, sondern stärkt“, so Culik abschließend.
