Chemiekonjunktur – EU-Chemieindustrie erwartet moderates Wachstum für 2014






Europas Wirtschaft nimmt Fahrt auf. Fast alle Krisenländer konnten mittlerweile die Rezession überwinden. Die Dynamik blieb jedoch schwach und Rückschläge sind weiterhin nicht ausgeschlossen. Zu Jahresbeginn legte die Wirtschaftsleistung in der Eurozone wieder zu. Die Aussichten sind positiv: Die Wirtschaftsforscher prognostizieren für die Europäische Union für 2014 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von über 1 %. Das ist zwar zu wenig, um Schulden oder Arbeitslosigkeit abzubauen. Es reicht aber aus, um die Wirtschaft wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken zu lassen.
In diesem Umfeld stieg die Stimmung in den Unternehmen und die europäische Industrie begann ihre Produktion auszuweiten. Die Chemieunternehmen haben den Stimmungswandel frühzeitig zu spüren bekommen und ihre Produktion bereits in der zweiten Jahreshälfte 2013 deutlich ausgedehnt. Die Trendwende wurde geschafft und Europas Chemieindustrie startete mit Rückenwind ins neue Geschäftsjahr. Mittlerweile liegen die Wirtschaftsdaten für das erste Quartal 2014 vor. Dabei zeigt sich der Aufwärtstrend im Chemiegeschäft in Takt. Die Lage wird sich in den kommenden Monaten weiter stabilisieren. Für das Gesamtjahr erscheint ein Wachstum der Branche von rd. 1,5 % realistisch (Grafik 1).
Chemieproduktion im Plus
Die rasante Erholung nach den Rückschlägen zur Jahreswende 2008/2009 hielt nur bis zum ersten Quartal 2010 an. Dann erfasste die Schuldenkrise und die damit verbundene Verunsicherung der Märkte das europäische Chemiegeschäft. Die Produktion sank von Quartal zu Quartal. Zu Beginn des Jahres 2012 endete die Talfahrt. Die europäische Chemieproduktion konnte in der Folgezeit jedoch nicht zulegen. Erst das Jahr 2013 brachte die erhoffte Trendwende. Nach schwachem Jahresbeginn legte die Chemieproduktion von Quartal zu Quartal zu. Vorläufiger Höhepunkt war das deutliche Produktionsplus zum Jahresende. Folglich startete die europäische Chemie mit Rückenwind ins neue Jahr. Das gute Vorquartal konnte von Januar bis März noch einmal übertroffen werden. Im Vorjahresvergleich stieg die Produktion um 3,8 % (Grafik 2). Die Produktionskapazitäten waren zuletzt mit 80 % gut ausgelastet.
Die Nachfrage nach chemisch-pharmazeutischen Produkten entwickelte sich in den einzelnen Chemiesparten uneinheitlich. Von der Stimmungsaufhellung und den Produktionsausweitungen der europäischen Industrie profitierten vor allem die Produzenten von Spezialchemikalien und anorganischen Grundstoffen. Das wenig konjunkturreagible Pharmageschäft legte ebenfalls kräftig zu. Demgegenüber stieg die Produktion von Konsumchemikalien unterdurchschnittlich. Hier brachte der wirtschaftliche Aufschwung keine zusätzlichen Impulse. Deutlich im Minus war die Produktion von Petrochemikalien. Dieser Chemiesparte machen hohe Rohstoff- und Energiekosten und damit verbunden eine zunehmender Importdruck zu schaffen (Grafik 3).
Preisverfall gestoppt
Im Jahr 2013 waren die Unternehmen gezwungen auf die schwache Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen und gesunkene Öl- und Rohstoffpreise zu reagieren. Die Erzeugerpreise sanken von Quartal zu Quartal. Der Abwärtstrend bei den Chemikalienpreisen ist mittlerweile beendet. Die Erzeugerpreise stiegen im ersten Quartal des Jahres leicht. Die Nachfragebelebung machte sich damit langsam auch in den Preisen bemerkbar. Im Zwölfmonatsvergleich lagen die Preise für chemische und pharmazeutische Erzeugnisse aber immer noch deutlich niedriger. Sie lagen 2,3 % unter dem ersten Quartal des vergangenen Jahres (Grafik 4).
Bei den Rohölpreisen setzte sich dagegen der Preisrückgang fort. Ein Fass Rohöl der Nordseesorte Brent kostete im ersten Quartal des Jahres durchschnittlich 107,90 US-$,
1,4 % weniger als drei Monate zuvor. Naphtha, der wichtigste Rohstoff der europäischen Chemieindustrie, war im ersten Quartal mit einem durchschnittlichen Preis von 667 €/t rd. 1,8 % günstiger als im Vorquartal. Demgegenüber zogen die Kontraktpreise für Primärchemikalien wie bspw. Propylen oder Benzol an.
Umsatzplus im In- und Ausland
Mit dem Stimmungswandel in der europäischen Industrie stieg die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen. Trotz anhaltendem Preisrückgang konnte die Branche im zweiten Halbjahr 2013 ihren Umsatz steigern. Der Aufwärtstrend setzte sich zu Jahresbeginn 2014 fort. Das Vorjahresniveau wurde trotz niedrigerer Preise um 1,3 % übertroffen (Grafik 5). Bei den industriellen Kunden ist die Zuversicht zurückgekehrt. Sie gaben ihre Zurückhaltung bei den Chemikalienbestellungen auf, fuhren die Produktion hoch und füllten ihre Wareneingangsläger auf. Positive Impulse kamen zudem aus dem Auslandsgeschäft. Von der wachsenden Chemienachfrage der Weltmärkte konnte Europas Chemie zu Jahresbeginn profitieren.
Positive Signale, auch von den Weltmärkten
Die europäische Chemieindustrie konnte in der zweiten Jahreshälfte 2013 die Talfahrt beenden. Die Auftragsbücher begannen sich zu füllen. Die Produktion wurde ausgeweitet und die Verkäufe legten im In- und Ausland zu. Mittlerweile steigen auch die Chemikalienpreise wieder. Dies wirkt sich positiv auf die Gewinnmargen aus. Die Stimmung der europäischen Chemieunternehmen hat sich daher in den vergangenen Monaten aufgehellt. Die Zuversicht, dass es auch in den kommenden Monaten weiter aufwärts geht, kehrte zurück. Mittlerweile ist man verhalten optimistisch.
Die Unternehmen hoffen, dass Europa die Rezession überwunden hat und die Strukturmaßnahmen greifen. Wenn die Wirtschaftsforscher Recht behalten, geht es in der europäischen Wirtschaft nun langsam aber stetig aufwärts. Auch von den Weltmärkten kommen mittlerweile positive Signale.
Die europäische Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich um 1,4 % wachsen. Die industriellen Kunden der Chemieunternehmen werden ihre Produktion ausweiten. Die Nachfrage nach Chemikalien wird also zulegen. Im weiteren Jahresverlauf ist daher mit einem weiteren Anstieg der europäischen Chemieproduktion zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2014 ist ein Wachstum von 1,5 % realistisch. Die im Vergleich zu den USA und dem Nahen Osten hohen Energie- und Rohstoffkosten belasten die Petrochemie. Dies verhindert ein stärkeres Wachstum der europäischen Chemieproduktion.
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