700 Beschäftigte protestieren gegen Dow-Streichpläne im mitteldeutschen Chemiedreieck
Mehr als 700 Beschäftigte aus dem mitteldeutschen Chemiedreieck demonstrieren für den Erhalt der Produktionsstandorte und Arbeitsplätze.
Mehr als 700 Beschäftigte aus dem mitteldeutschen Chemiedreieck haben am Mittwoch geschlossen für den Erhalt der Produktionsstandorte und Arbeitsplätze bei Dow Chemical in Böhlen (Sachsen), Schkopau (Sachsen-Anhalt) und im gesamten Chemieverbund demonstriert.
Unter dem Motto „Never let me DowN“ machten nicht nur die Mitarbeitenden von Dow ihrem Ärger über die Pläne des US-Konzerns Luft, sie wurden dabei unterstützt von Kolleginnen und Kollegen anderer Unternehmen aus dem Chemiecluster, von Zulieferern und Kraftwerksbetreibern. Auch Beschäftigte der Infra Leuna, Wacker Chemie oder Leag, Mibrag und Saale-Energie zeigten sich solidarisch. Die „Politische Mittagspause“, zu der die IGBCE aufgerufen hatte, war eine der größten Protestaktionen in der ostdeutschen Chemieindustrie der vergangenen Jahre.
„Hier stehen nicht allein Hunderte gut bezahlter und tariflich sauber geregelter Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern die industrielle Zukunft einer ganzen Region“, machte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis deutlich. „Wenn der Cracker in Böhlen abgeschaltet werden sollte, fallen vor- und nachgelagerte Anlagen in der Prozesskette wie die Dominosteine.“
Vassiliadis forderte von der neuen Bundesregierung, ihre Ankündigungen zur Entlastung der Industrie etwa bei den Energiepreisen jetzt schnell in die Tat umzusetzen. „Die Politik muss endlich liefern, die Uhr tickt!“, so der IGBCE-Vorsitzende. Gleichzeitig warnte er den US-Konzern vor vorschnellen Entscheidungen. „Dow schreibt in Mitteldeutschland immer noch schwarze Zahlen, da kann überhasteter Rückzug keine Option sein!“
Neben Vassiliadis setzten sich in ihren Redebeiträgen unter anderem auch Dow-Betriebsräte, Jugend- und Ausbildungsvertreter, der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter, Landrat Henry Graichen und DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell für den Erhalt der Standorte ein.
„Wir kämpfen gemeinsam für jeden Arbeitsplatz“, sagte die Leiterin des IGBCE-Landesbezirks Nordost, Stephanie Albrecht-Suliak. „Das mitteldeutsche Chemiedreieck ist der absolute industrielle Leuchtturm in Ostdeutschland und zentral auch für den Strukturwandel im mitteldeutschen Braunkohlerevier. Wir dürfen es nicht leichtfertig aufgeben.“
Dow hat zentrale Produktionsanlagen in Böhlen und Schkopau aus Kostengründen auf den Prüfstand gestellt. Erwogen werden vorübergehende Stillstände oder die endgültige Schließung. Das betrifft auch den zentralen Steamcracker, der aus Rohbenzin wichtige chemische Grundstoffe herstellt und damit zentral für die Wertschöpfungskette vor Ort ist. Allein in Böhlen und Schkopau sind mehrere Dutzende Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie angesiedelt.
