Technologien für die Prozessindustrie
Im Interview erläutert Diemar Bohn, Geschäftsführer der PNO, welche breite Palette an digitalen Lösungen für den Einstieg in eine moderne Prozessautomatisierung zur Verfügung steht.

Herausforderungen der Prozessautomatisierung meistern und neue Möglichkeiten für Innovation und Effizienz eröffnen
„Die Definition von Profilen wird die Komplexität bei Implementierung, Zertifizierung und Systemintegration von MTP deutlich reduzieren.“
Die Automatisierungslandschaft in der Prozessindustrie war oft von starren Systemen geprägt, sodass die Einführung neuer Technologien nur langsam voranschritt. Mittlerweile steht jedoch eine breite Palette an digitalen Lösungen für den Einstieg in eine moderne Prozessautomatisierung zur Verfügung – und viele werden inzwischen von der Profibus Nutzerorganisation (PNO) bzw. Profibus & Profinet International (PI) betreut. CHEManager sprach mit Dietmar Bohn, Geschäftsführer der PNO, über aktuelle Trends. Das Gespräch führte Volker Oestreich.
CHEManager: Herr Bohn, wie haben sich die PI-Technologien in den letzten Jahren weiterentwickelt und welche besonderen Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Prozessindustrie?
Dietmar Bohn: Die letzten Jahre waren aus Sicht der Anwender von PI-Technologien äußerst spannend. Ein umfassendes Technologieportfolio für die Digitalisierung prozesstechnischer Systeme wurde eingeführt. Kommunikationstechnologien wie Ethernet-APL und Profile wie das PA-Profil oder Profisafe wurden erweitert. FDI, die Field Device Integration, und das Informationsmodell PA-DIM runden den Technologie-Stack ab und ebnen auch den Weg zur NAMUR Open Architecture NOA. Das Module Type Package MTP ermöglicht die Modularisierung von Produktionssystemen. Alle diese Technologien und Lösungen sind sehr praxisnah und berücksichtigen auch die Engineering-Anforderungen.
Die Prozessindustrie braucht einen durchgängigen vertikalen Datenaustausch, um über den gesamten Lifecycle einer Anlage vermehrt Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen. Dafür setzen wir uns ein und kooperieren dabei direkt mit Anwendern und Anlagenbetreibern sowie weiteren Organisationen, allen voran der NAMUR und dem ZVEI.
Welche Rolle spielt das von Ihnen schon erwähnte PA-DIM bei diesem Datenaustausch und wie profitieren die Anwender davon?
D. Bohn: PA-DIM, das Process Automation Device Information Model, ist als ein standardisiertes Informationsmodell speziell für die Prozessautomatisierung entwickelt worden. Es ist die Basis dafür, dass Informationen aus verschiedenen Geräten standardisiert und effizient genutzt werden können. Dies führt zu verbesserter Interoperabilität und nahtloser Integration von Geräten in die Automatisierungssysteme. Der Anwender profitiert in vielerlei Hinsicht: PA-DIM ermöglicht eine schnellere Inbetriebnahme, vereinfacht die Wartung und erhöht die Flexibilität bei der Auswahl und Integration von Geräten verschiedener Hersteller. Vor allem reduziert es die Komplexität in der Automatisierung, verbessert die Transparenz von Geräteinformationen und senkt so die Gesamtbetriebskosten. Darüber hinaus bildet PA-DIM die Grundlage für zukünftige Entwicklungen im Bereich digitaler Zwillinge und vorausschauender Wartung in der Prozessindustrie und hilft also dabei, die Lücke zwischen IT- und OT-Systemen zu schließen. Durch unsere Zusammenarbeit mit den Organisationen FCG, ISA 100 WCI, NAMUR, ODVA, OPC Foundation, VDMA und ZVEI wird PA-DIM kontinuierlich weiterentwickelt, auch zum Beispiel, für NOA-Anwendungsfälle wie automatisierte Dokumentation, Geräteidentifikation oder Diagnose.
Weiterlesen mit kostenfreier Registrierung
Registrieren Sie sich jetzt kostenfrei und Sie erhalten vollen Zugriff auf alle exklusiven Beiträge. Mit unserem Newsletter senden wir Ihnen Top-Meldungen aus der Chemie-, Pharmaindustrie. Außerdem erhalten Sie regelmässig Zugriff auf die aktuellen E-Paper und PDFs von CHEManager.