Neues aus dem VAA – Chancengleichheitsumfrage 2020

Frauen in der Chemie erreichen nach wie vor seltener höhere Karrierestufen als Männer.

© VectorMine / Adobe Stock
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Im zurückliegenden Jahr hat der VAA seine Umfrage zur beruflichen Situation männlicher und weiblicher Führungskräfte in der Chemie- und Pharmaindustrie zum siebten Mal durchgeführt. Die Ergebnisse der aktuellen VAA-Chancengleichheitsumfrage zeigen: Frauen erreichen nach wie vor seltener höhere Karrierestufen als Männer.

23 % der Frauen und 40 % der Männer aus dem Teilnehmerkreis der Umfrage sind als leitende Angestellte beschäftigt. 1,0 % der Frauen und 1,5 % der Männer sind in der Geschäftsführung oder im Vorstand. Der Anteil der Frauen ist damit in den höheren Hierarchiestufen deutlich geringer. Rund die Hälfte der Frauen (49 %) hat eine Funktion ohne Mitarbeiter inne, bei den Männern ist es nur ein Drittel (33 %). Auch bei Funktionen mit hochqualifizierten Mitarbeitern gibt es deutliche Unterschiede: Nur 32 % der Frauen, aber 44 % der Männer führen eine solche Position aus.

Wie bereits bei der Umfrage 2015 wurde dieser Geschlechterunterschied bei der erreichten Karrierestufe daraufhin geprüft, inwieweit andere Faktoren wie Alter, Qualifikation, Dauer der Berufstätigkeit oder Teilzeittätigkeit dabei eine Rolle spielen. Im Ergebnis sind die Unterschiede nicht allein durch diese soziodemografischen Merkmale zu erklären. Frauen werden bei der Vergabe von Führungspositionen also benachteiligt. „Die Ergebnisse unserer Befragung belegen einmal mehr, dass in der Chemie- und Pharmabranche auch 30 Jahre nach der ersten VAA-Chancengleichheitsumfrage noch keine vollständige Geschlechtergerechtigkeit herrscht. Der VAA wird dieses Ziel weiterhin mit Nachdruck verfolgen“, so Ruth Kessler, Mitglied des VAA-Vorstandes und Schatzmeisterin des Verbandes.

Im Vergleich zur letzten Umfrage hat sich die Benachteiligung der Frauen allerdings etwas verringert: Bei männlichen Umfrageteilnehmern im Alter bis 51 Jahren ist der Anteil der leitenden Angestellten seit 2015 deutlich zurückgegangen, während der Anteil der AT-Angestellten gewachsen ist. Bei den weiblichen Teilnehmern ist dieser Trend nicht in gleicher Weise zu beobachten. Somit ist die Diskrepanz zwischen dem Anteil männlicher und weiblicher Teilnehmer in leitender Stellung in dieser Altersgruppe kleiner geworden.

Eine Annäherung zwischen den Geschlechtern hat bei den jüngeren Teilnehmern auch im Hinblick auf die Elternzeit stattgefunden. Bei den unter 41-Jährigen gaben Männer und Frauen gleich häufig an, bereits Elternzeit genommen zu haben. Die Dauer der Elternzeit ist bei den Frauen jedoch nach wie vor wesentlich höher.

Aus Sicht des VAA sollte dieser Unterschied verringert werden, was allerdings nur bedingt über eine weitere Veränderung bei der Ausgestaltung des Elterngeldes zu erreichen ist. Vielmehr ist ein fortgesetzter Kulturwandel in den Unternehmen erforderlich, um eine ausgeglichenere Verteilung der Elternarbeit auf beide Geschlechter und eine Vereinbarkeit zwischen Elternschaft und Karriere für alle zu ermöglichen.

Dazu gehört aus Sicht des Verbandes in jedem Fall die weitere Stärkung flexibler Arbeitsmodelle. Die aktuelle Chancengleichheitsumfrage zeigt, dass diese Modelle für viele Befragte weiterhin sehr attraktiv sind. Im Vergleich zur Umfrage 2015 haben sich dabei bei beiden Geschlechtern die Präferenzen weg von der Teilzeit und hin zum mobilen Arbeiten entwickelt. Inwieweit es sich hier um einen Sondereffekt durch die während des Befragungszeitraums bereits aktuelle Covid-19-Pandemie handelt, wird die nächste Umfrage zeigen. Der VAA befürwortet den Ausbau von mobiler Arbeit ausdrücklich, wenn dabei eine funktionierende Vertrauenskultur etabliert und der Schutz der Arbeitnehmer unabhängig vom Arbeitsort gewährleistet werden.

Mit Blick auf die Unternehmenskultur zeigt die Chancengleichheitsumfrage 2020 auch an anderer Stelle Handlungsbedarf: Chancengleichheit wird nur von einem Viertel der Frauen als Bestandteil der gelebten Firmenphilosophie wahrgenommen. Dieses Ergebnis offenbart, dass Unternehmen und Führungskräfte bei diesem Thema auch in Zukunft erheblich gefordert sind. Der VAA führt seine Umfrage zur beruflichen Situation männlicher und weiblicher Führungskräfte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie seit 1990 alle fünf Jahre durch. Für die Chancengleichheitsumfrage 2020 wurden alle im Berufsleben stehenden VAA-Mitglieder angeschrieben. Von den 2.187 Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, waren 67 % Männer und 33 % Frauen.

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