04.11.2022 • NewsJacobs UniversityCoronavirusCOVID-19

Jacobs University: Kaffee könnte vor einer Ansteckung mit Covid-19 schützen

Gemeinsam mit seinem Team konnte Professor Dr. Nikolai Kuhnert von der Jacobs University Bremen zeigen, dass eine chemische Verbindung im Kaffee die Interaktion zwischen dem Spike Protein des Corona-Virus und dem ACE-2-Rezeptor der menschlichen Zelle hemmt. So könnte sich eine Ansteckung mit dem Virus möglicherweise verhindern lassen.

Könnte der Konsum einer Tasse Kaffee ein wirksames Mittel sein, um sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen? Was für die Praxis bisher noch nicht nachgewiesen ist, ist jedenfalls aus Sicht der chemischen und biochemischen Forschung plausibel und sogar wahrscheinlich: Das Team um Chemiker Professor Dr. Nikolai Kuhnert sowie Dorothea Schmidt und Nicholas Ohl von der Jacobs University konnte experimentell – also im Labor – zeigen, dass die chemische Verbindung 5-Caffeoylchinasäure (Trivialname Chlorogensäure), die in Kaffee vorkommt, die Interaktion zwischen dem SARS CoV-2-Spike-Protein des Corona-Virus und dem ACE-2 Rezeptor, der Andockstelle für das Virus an der menschlichen Zelle, hemmt. 

Eine reguläre Tasse Filterkaffee – im Laborsetting umfasst sie exakt 200 ml – enthält etwa 100 mg der 5-Caffeoylchinasäure. Versuche im Labor zeigten, dass 5-Caffeoylchinasäure in dieser Konzentration hoch genug ist, um das Andocken des Spike-Proteins an den ACE-2-Rezeptor – und so auch den Infektionsprozess – zu hemmen. Um diesen Vorgang auch für die Praxis und damit für unseren Alltag zu belegen, bedarf es weiterer Studien.

Auch um festzustellen, wie lange die hemmende Wirkung der 5-Caffeoylchinasäure anhält, braucht es weitere Untersuchungen. „Als Chemiker können wir für die Praxis zwar nicht beantworten, ob Kaffeetrinken wirklich als vorbeugende Maßnahme zum Infektionsschutz dienen könnte. Aber wir können sagen, es ist plausibel“, so Kuhnert. „Dass Kaffee auch andere positive Wirkungen hat, ist gut nachgewiesen“, sagt der Chemiker. So leiden regelmäßige Kaffeetrinker seltener an Diabetes Typ II, dafür sei die wissenschaftliche Evidenz sehr gut.

Das Team um Nikolai Kuhnert musste für ihre Untersuchungen zur Wirkung von 5-Caffeoylchinasäure auf Spike-Protein und ACE-2-Rezeptor auch eine neue Technik zur Messung entwickeln: die sogenannte Differentielle Scanning Fluorimetry oder Nano-DSF. Eine genaue Beschreibung dieser Messtechnik veröffentlichte das Team kürzlich in dem Journal Food & Function unter dem Titel: „Investigating the interaction between dietary polyphenols, the SARS CoV-2 spike protein and the ACE-2 receptor“.

In einem nächsten Schritt werden die Erkenntnisse zur Wechselwirkung zwischen Kaffee und dem Coronavirus nun an Forschende aus der Psychologie sowie der Sozialwissenschaft übermittelt: „Durch epidemiologische Studien könnte man etwa feststellen, ob sich regelmäßige Kaffeetrinker häufiger oder seltener mit Corona infizieren“, so Kuhnert. Auch Zusammenhang und Auswirkungen auf Long Covid wird dabei in den Blick gefasst.

Professor Nikolai Kuhnert und sein Team konnten zeigen, dass eine chemische...
Professor Nikolai Kuhnert und sein Team konnten zeigen, dass eine chemische Verbindung im Kaffee die Interaktion zwischen dem Spike Protein und dem ACE-2-Rezeptor hemmt. Foto: Jacobs University

Anbieter

Jacobs University Bremen

Campus Ring 1
28759 Bremen
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Webinar

Die Ära Chemie 4.0 gekonnt meistern
ERP für die Chemie

Die Ära Chemie 4.0 gekonnt meistern

Während die Nachfrage an Chemieprodukten in Westeuropa nur langsam wächst, steigt der Bedarf in Schwellenländern überdurchschnittlich.

Batterietechnologie

Batterie: Materialien, Prozesstechnologien und Anlagen

Batterie: Materialien, Prozesstechnologien und Anlagen

Ob Batterien für die E-Mobilität oder Energiespeicher für die Energiewende – Batteriesystem sind ein Schlüssel für die Elektrifizierung der Gesellschaft.