ESIM Chemicals beantragt Konkurs

ESIM Chemicals hat Mitte Oktober ein Konkursverfahren am Landesgericht Linz beantragt. Das österreichische Spezialchemieunternehmen ist hochverschuldet.

Über den Konkurs berichteten der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) und KSV1870 in Presseaussendungen und mehrere österreichische Medien.

Laut Angaben im Insolvenzantrag sei ESIM Chemicals noch nicht zahlungsunfähig, jedoch ergebe die Liquiditätsplanung für das zweite Quartal 2026 eine Unterdeckung. Restrukturierungsberater würden hinzugezogen, heißt es in der Mitteilung. Der Alpenländische Kreditorenverband beziffert die Verbindlichkeiten mit knapp 110 Mio. EUR, im Fall einer Liquidation gar mit mehr als 147 Mio. EUR. Dem steht ein Vermögen von etwa 144 Mio. EUR gegenüber. Betroffen sind 289 Beschäftigte.

Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Linz, Österreich, wo es über eine Vielzahl von chemischen Schlüsseltechnologien sowie mehrere Multi-Purpose-Anlagen verfügt, um im Rahmen von Kundenprojekten Prozessoptimierung und Synthesen anzubieten. ESIM Chemicals leidet jedoch wie andere spezialisierte Marktteilnehmer unter dem wachsenden Wettbewerbsdruck aus Asien, insbesondere durch Überkapazitäten chinesischer Anbieter und eine Verlagerung von Projekten zu Niedrigkostenwettbewerbern. Zu der jetzigen Situation führten der Wegfall wesentlicher Kundenprojekte im Sommer 2025 im Zusammenspiel mit über die vergangenen Jahre massiv gestiegenen Fixkosten, insbesondere für Personal und Energie.

„Wir haben in den vergangenen Wochen intensiv an Lösungen gearbeitet, um den Betrieb stabil zu halten und eine Restrukturierung aus eigener Kraft zu ermöglichen. Leider war dies nicht mehr möglich. In unserer Verantwortung mussten wir daher den Insolvenzantrag stellen“, sagte Geschäftsführer Frank Wegener.

ESIM wolle das Unternehmen fortführen und eine Sanierung ermöglichen. Ein Restrukturierungskonzept sehe eine Fortführung mit Vollproduktion in zwei von drei Produktionsgebäuden vor, so der AKV. Ziel ist es laut Unternehmen, den Standort Linz zu sichern und eine möglichst große Zahl an Arbeitsplätzen durch eine Investorenlösung abzusichern.

ESIM Chemicals zählt zu den führenden Anbietern von Synthesedienstleistungen...
ESIM Chemicals zählt zu den führenden Anbietern von Synthesedienstleistungen insbesondere für Kunden in der Agrarchemie.
© © Elmar Konrad-Porod

Custom Manufacturing Organizations (CMOs) wie ESIM füllen eine wichtige Lücke im Geschäftsmodell von Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie, vor allem für neue Produkte, die sich in der Wachstumsphase befinden und in eigenen Anlagen nicht ohne größeren Aufwand untergebracht werden können. Hier treten CMOs als Synthesepartner in der Entwicklungs- und Zulassungsphase eines neuen Wirkstoffs quasi in Vorleistung, um nach der Markteinführung die kommerzielle Produktion fortzuführen.

ESIM – die Abkürzung steht für Exclusive Synthesis and Intermediates – entstand 2015 aus der Fusion von DSM Pharmaceutical Products und Patheon. Bei der anschließenden Aufspaltung wurde das lukrativere, aber komplexere, risikoreichere und kostenintensivere Pharmageschäft unter Patheon konsolidiert, während das Exklusivsynthese- und Zwischenproduktegeschäft (ESIM) von Ardian übernommen und unter dem Namen ESIM Chemicals in ein eigenständiges Unternehmen überführt wurde, das seit 2018 im Besitz von Sun European Partners ist.

Ende 2021 hat ESIM Chemicals den Verkauf der Geschäftseinheit IM an das US-Unternehmen Vertellus abgeschlossen, um sich auf das „ES“ im Firmennamen, die Entwicklung und Produktion von Spezialchemieprodukten zu konzentrieren. Diese Strategie ging offenbar nicht auf. Die etablierte Abkürzung wurde als Firmennamen beibehalten und steht seitdem für „Excellent Solutions In Motion“. Zu den Produkten gehören u.a. Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel sowie Zwischenprodukte für verschiedene Anwendungsfelder wie Pflanzenschutz, Lebens- und Futtermittel, Körperpflege oder Polymere.

Frank Wegener, ESIM Chemicals
Frank Wegener, ESIM Chemicals
© ESIM Chemicals

In einem im September geführten CHEManager-Interview beschrieb CEO Frank Wegener die Marktsituation und erklärte: „Tatsächlich hat der globale Wettbewerb in den letzten Jahren stark zugenommen, wobei vor allem Überkapazitäten und der damit verbundene Preisdruck aus Asien, nicht vorhersehbare Zollpolitiken und hohe Standortkosten in Mitteleuropa aktuell die größten Herausforderungen darstellen.“

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Österreich

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