Chemie-Tarifrunde 2019: BAVC sieht ohne Wachstum wenig Spielraum

„Die Konjunktur steht kräftig auf der Bremse – tariflich können wir dann nicht aufs Gaspedal treten. Das schadet dem Motor unserer Branche”, erklärt BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller zur Forderungsempfehlung der IG BCE für die Chemie-Tarifrunde 2019. Die wirtschaftlichen Fakten zeigen: Produktion in den ersten vier Monaten minus 6% im Vergleich zum Vorjahr; Umsatz minus 4%; Produktivität minus 8%. Nach Vorstellung der IG BCE sollen dennoch ein individuelles Zukunftskonto in Höhe von jährlich 1.000 EUR, eine arbeitgeberfinanzierte tarifliche Pflegezusatzversicherung und zusätzlich noch eine Erhöhung der Tarifentgelte oberhalb der Inflation, d.h. mehr als 1,5%, vereinbart werden. Schon das Zukunftskonto macht 1,8% aus. „Das Gesamtbudget der Tarifrunde muss sich an der wirtschaftlichen Realität orientieren. Die Summe der Forderungen der IG BCE sprengt diesen Rahmen komplett”, so Stiller.

Stiller: „Entgelte an wirtschaftliche Entwicklung koppeln”
Für das Gesamtjahr rechnet die Branche mit Rückgängen bei Produktion (minus 3,5%) und Umsatz (minus 2,5%). „Auch die IG BCE muss die Wettbewerbsfähigkeit im Blick behalten, um Standort und Beschäftigung zu sichern. Dazu müssen die Entgelte stärker an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt werden”, bekräftigt Stiller. Schwächelnde Nachfrage, ungelöste Handelskonflikte, die Hängepartie Brexit und steigende Energiepreise – das alles belaste die Unternehmen und reduziere den Verteilungsspielraum. Zudem verlange der Strukturwandel durch fortschreitende Digitalisierung und verstärkten Klimaschutz umfassende Investitionen. Diese werden die Chemie erheblich fordern. Stiller: „Die IG BCE verkennt mit ihren Vorstellungen die Lage unserer Branche.”

Roadmap Arbeit 4.0: Mehr Freiheit statt mehr Freizeit
Stiller wertet es als positives Signal, dass die IG BCE die moderne Arbeitswelt gestalten will. „Wir werden darauf achten, dass Anspruch und Wirklichkeit zusammenpassen.” In den bisherigen Gesprächen zur Roadmap Arbeit 4.0 habe sich gezeigt, dass die Vorstellungen von „modern” zum Teil weit auseinanderliegen. „Das Ziel der Arbeitgeber ist klar: Es geht um mehr Flexibilität, nicht um mehr Freizeit. Flexibler zu arbeiten bedeutet nicht, weniger zu arbeiten”, betont Stiller. „Wir brauchen einen Modernisierungsschub für unsere Arbeitsbedingungen. Eine Verschärfung des Fachkräftemangels durch noch mehr Freistellungen brauchen wir nicht.”

Zudem sei es nötig, der Weiterbildung den Stellenwert zu verschaffen, der ihr für eine erfolgreiche digitale Transformation zukommt. Stiller: „Dazu gehört auch, die Eigenverantwortung und den Eigenbeitrag der Beschäftigten zu stärken. Die kontinuierliche Qualifikation der Belegschaften ist eine gewaltige Investition, von der Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren. Da ist es nur konsequent, dass sich beide Seiten an dieser Investition beteiligen.”

Zum Thema tarifliche Pflegezusatzversicherung unterstreicht Stiller: „Lebensphasenorientiertes Arbeiten ist ein gemeinsames Handlungsfeld der Chemie-Tarifparteien, auf dem wir schon viel erreicht haben. Ein Element zur besseren Absicherung der Beschäftigten im Pflegefall ist daher nichts, was wir von vornherein ausschließen. Entscheidend ist aber, dass das Gesamtpaket wirtschaftlich vertretbar bleibt.”

Die Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie beginnen am 30. September 2019 mit den Verhandlungen auf regionaler Ebene.

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