Chemie-Tarifrunde 2018: BAVC fordert Augenmaß statt 7%

Ist die Chemie- und Pharmabranche ein Arbeitgeber, der die Beschäftigten angemessen wertschätzt? Mit ihrem Motto „Weil du es wert bist!” suggeriert die IG BCE, dass es hier Nachholbedarf gäbe, so der BAVC. Die Fakten sprechen eine andere Sprache:

  • In der Chemie verdienen Tarifbeschäftigte im Schnitt über 59.000 EUR im Jahr (Vollzeit).
  • Pro Kopf investieren die Chemie-Unternehmen jährlich über 1.500 EUR in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten – 50% mehr als im Industrieschnitt.
  • Pro Mitarbeiter und Jahr stellen die Arbeitgeber 750 EUR zur Gestaltung des demografischen Wandels bereit. Seit 2008 ist so mehr als 1 Mrd. EUR zusammengekommen.

Wenn eine Branche ihre Mitarbeiter wertschätze, dann die Chemie, so der BAVC.

Nachlassende Dynamik und wachsende Unsicherheit
Die Betonung des emotionalen Themas „Wertschätzung” in der Argumentation der IG BCE spricht dafür, dass die ökonomischen Fakten nicht ausreichen, um die Forderung nach insgesamt 7% mehr Geld zu begründen. Im Gegenteil: Die Sonderkonjunktur geht zu Ende; die Wachstumskurve wird flacher. Strafzölle, Iran-Sanktionen, steigende Ölpreise und negative Währungseffekte belasten die Unternehmen. BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller: „Jetzt kommt es darauf an, die Bodenhaftung zu behalten. Jede Tariferhöhung muss auch dann noch für die Unternehmen tragbar sein, wenn die Geschäfte wieder schlechter laufen.”

Flexibler arbeiten, nicht weniger arbeiten
Es dürfte schwierig werden, die Erwartungen beider Seiten anzunähern, wenn die Verhandlungen Anfang September auf Bundesebene fortgesetzt werden. Für zusätzlichen Konfliktstoff sorgt die Forderung der IG BCE nach weiteren Entlastungen beim Thema „Arbeitszeit”. Dabei war die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Beschäftigten 2017 bereits im sechsten Jahr in Folge rückläufig. Der einseitige Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit wird noch mehr Volumen kosten. Eine weitere einseitige Option zur Reduzierung des Arbeitsvolumens wäre angesichts der demografischen Entwicklung der falsche Weg. BAVC-Verhandlungsführer Müller: „Es kann nicht darum gehen, weniger zu arbeiten, sondern flexibler zu arbeiten. Jede Tariferhöhung muss auch dann noch für die Unternehmen tragbar sein, wenn die Geschäfte wieder schlechter laufen.”

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