Grüner Wasserstoff als Ausweg aus der Energiekrise
Der kürzlich fusionierte Port of Antwerp-Bruges bringt sich als Importhub für Europa in Stellung
Experten schätzen, dass der Bedarf an grünem Wasserstoff allein in Deutschland künftig bei bis zu 180 TWh liegen könnte. Das ist dreimal so viel wie der aktuelle Wasserstoffverbrauch insgesamt. Importe werden damit fraglos zur einzigen Alternative, um den klimafreundlichen und inzwischen vergleichsweise günstigen Energieträger in Europa ausreichend verfügbar zu machen. Küstenstandorte und Regionen im Inland rüsten sich im Rahmen von nationalen Wasserstoffstrategien in vielen Ländern, um diese Entwicklung zu unterstützen.
Auch der belgische Hafen Antwerp-Bruges wird eine wichtige Funktion für die Wasserstoffwirtschaft übernehmen – nicht nur für Belgien, sondern als Importdrehscheibe auch für Deutschland und andere westeuropäische Länder. Während Antwerpen mit seinen bestehenden Terminals Wasserstoffträger wie Ammoniak oder Methanol sofort aufnehmen und speichern kann, hat Zeebrügge den Vorteil, dass es direkten Zugang zum Meer hat. Hier können mit wenigen Anpassungen der Infrastruktur große Mengen sowohl gasförmigen als auch verflüssigten Wasserstoffs entladen werden. Zum Beispiel über Pipelines gelangt der Wasserstoff anschließend zu den Endverbrauchern.
2030: Grüner Wasserstoff auch nach Deutschland
Der Hafen erwartet in den kommenden zwei Jahren die ersten großen Schiffe mit Wasserstoffträgern wie Ammoniak oder Methanol. In einer ersten Phase werden diese Kapazitäten insbesondere von den Unternehmen im Antwerpener Chemie- und Petrochemiecluster genutzt. Bis 2025 ist der Bau einer Wasserstoff-Pipeline für das Hafengebiet geplant. Bis spätestens 2030 soll dann auch Deutschland mit grünem Wasserstoff aus Antwerpen versorgt werden.
Die Entscheidung, woher der Hafen den grünen Wasserstoff beziehen wird, erfolgt dabei auf der Grundlage einer ganzen Reihe von Parametern, die von der Entfernung zu Zeebrügge und Antwerpen bis hin zur Stabilität des politischen Regimes vor Ort und natürlich der Verfügbarkeit der Ressourcen Sonne und Wind reichen. Mögliche Länder sind Oman, Chile und Namibia, aber auch Kanada oder Australien. Das Potenzial an Wind- und Sonnenenergie ist in diesen Ländern groß und die Produktion von grünem Wasserstoff dort entsprechend günstig, so dass sich die Kosten für den Transport ausgleichen.
Erzeugung von grünem Wasserstoff direkt im Hafengebiet
Zusätzlich entsteht im Antwerpener NextGen District eine 100-MW-Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Das Unternehmen Plug Power unterzeichnete dazu einen auf 30 Jahre angelegten Konzessionsvertrag und pachtete ein 28 ha großes Grundstück. Die Amerikaner wollen hier jährlich bis zu 12.500 t flüssigen und gasförmigen grünen Wasserstoff für den europäischen Markt produzieren. Die erste Pilotproduktion von grünem Wasserstoff ist für 2024 geplant, die Inbetriebnahme der Fabrik für 2025.
Darüber hinaus konzentriert sich der Hafen gemeinsam mit seinen industriellen und maritimen Kunden weiter auf die Verringerung seines CO2-Fußabdrucks und erforscht die Anwendung von Carbon Capture, Utilisation & Storage (CCUS). So unterstützt der Port of Antwerp-Bruges Unternehmen der chemischen Industrie in Europa in zweifacher Hinsicht, die energiepolitischen Herausforderungen dieser Zeit zu bewältigen.