Chemie-Nobelpreis für Palladium-Katalyse
07.10.2010 -
Der Chemie-Nobelpreis 2010 geht an den US-Wissenschaftler Richard Heck (79) und die Japaner Ei-ichi Negishi (75) und Akira Suzuki (80). Die drei Forscher erhalten die Auszeichnung für die palladiumkatalysierte Kreuzkupplung in organischen Synthesen. Mit der chemischen Reaktion lassen sich komplexe Substanzen aus Kohlenstoff herstellen, die der Industrie vielfältige Anwendungsmöglichkeiten eröffnet haben. Die Heck-Reaktion wird z.B. bei der Herstellung von Sonnencremes benötigt. Die sog. Suzuki-Kupplung führt u.a. zu Flüssigkristallen für Displays oder Leuchtdioden. Bei der Negishi-Kupplung werden Arylhalogenide oder -triflate in einer nickel- oder palladiumkatalysierten Reaktion mit Organozinkverbindungen umgesetzt. Auch hierbei sind noch interessante Anwendungsmöglichkeiten zu erwarten. Die drei Chemiker nutzten vor allem Palladium-Atome, um ein Kohlenstoffatom mit dem anderen zu verbinden. Dabei entstehen Stoffe, wie sie bislang nur die Natur hervorbringen konnte. Ein Beispiel: In der Karibik entdeckten Taucher Ende der 1980er Jahre einen sehr giftigen Schwamm namens Discodermia dissoluta. Mediziner fanden heraus, dass seine Gifte auch therapeutisch wirken: als Antibiotikum, Entzündungshemmer oder sogar gegen Viren. Sie können sogar Krebszellen hemmen. Doch es gab viel zu wenig von diesem Stoff namens Discodermolid. Mit Hilfe der von den Preisträgern entwickelten chemischen Reaktionen können solche Arzneien in größerem Maßstab produziert und nun auch an Menschen getestet werden. Bei Blutdrucksenkern sind die Mediziner mit Hilfe der Suzuki-Kupplung schon weiter gekommen. Der Wirkstoff Valsartan wird u.a. in Deutschland breit eingesetzt. Auch Boscalid, ein Pflanzenschutzmittel gegen Pilzbefall, beruhe auf dieser Reaktion. Palladium kann nicht nur Kohlenstoffatome verbinden, sondern auch Sauerstoff und Stickstoff an die entstehenden Moleküle heften. Erst diese Eigenschaft ermöglicht eine sehr vielfältige Palette an Substanzen.