Strategien gegen Kraftfahrermangel

Interview mit Johann-Peter Nickel, Geschäftsführer, VCI, über möglichen Maßnahmen, die ergriffen werden können, um dem Kraftfahrermangel entgegenzuwirken

Johann-Peter Nickel, Geschäftsführer, Verband der Chemischen Industrie (VCI)...
Johann-Peter Nickel, Geschäftsführer, Verband der Chemischen Industrie (VCI) © VCI

Der Fahrermangel in der Logistikbranche hat einen erheblichen Einfluss auf die Lieferketten und ist somit für alle Industriezweige relevant. Gründe für den Mangel sind u.a. das gestiegene Frachtaufkommen, die demografische Entwicklung sowie niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Birgit Megges befragte Johann-Peter Nickel, Geschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), zu den Einschränkungen, die die chemische Industrie diesbezüglich hinnehmen muss und möglichen Maßnahmen, die ergriffen werden können, um der Entwicklung entgegenzuwirken.

CHEManager: Herr Nickel, wie groß sind die Einschränkungen, die die chemische Industrie durch den steigenden Kraftfahrermangel hinnehmen muss?

Johann-Peter Nickel: Die Personalknappheit führt teilweise zu Engpässen in der Logistikbranche und das hat gravierende Folgen für die Wirtschaft – und natürlich die gesamte Gesellschaft. Im Extremfall kann das dazu führen, dass wir nicht mehr alle erforderlichen Güter zu jeder Zeit und überall zur Verfügung haben.

Wie können Unternehmen der chemischen Industrie dabei helfen, das Berufsfeld des Kraftfahrers attraktiver zu gestalten?

J.-P. Nickel: Die verladende Industrie kann die Fahrergewinnung beispielsweise unterstützen, indem sie vor allem jungen Menschen vermittelt, dass die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung zwar die Anforderungen an den Fahrerberuf verändert, ihn aber keineswegs überflüssig macht – im Gegenteil: Der Technologiefortschritt bietet zugleich große Chancen für diesen Beruf und dessen Attraktivität. Zudem müssen die Prozesse im Transport- und Logistiksektor vernetzter, smarter und effizienter werden. Voraussetzung dafür ist der flächendeckende Ausbau der digitalen In­frastruktur, die es der Wirtschaft ermöglicht, beispielsweise dynamische Informations- und Steuerungssysteme verstärkt einzusetzen. Damit kann man gemeinsam das Berufsbild attraktiver gestalten und aufwerten.

Gibt es Kooperationen zwischen dem Verband, Logistikdienstleistern und der chemischen Industrie, um gemeinsam Lösungen zu suchen?

J.-P. Nickel: Bereits 2019 haben insgesamt 14 Verbände – aus der Logistik, dem Handel und der Industrie – Vorschläge erarbeitet, wie die Politik den drohenden Versorgungskollaps abwenden könnte, und haben dabei gemeinsam in einem Fünf-Punkte-Plan entsprechende Maßnahmen dargelegt.

Welchen Einfluss kann und sollte der VCI Ihrer Meinung nach auf politische Entscheidungen nehmen, die die Situation verbessern könnten?

J.-P. Nickel: Wir setzen uns schon seit Jahren für eine Verbesserung der Infrastruktur ein, deren Ausbau unbedingt beschleunigt werden sollte: Das Straßen-, Verkehrs- und auch das Baustellenmanagement müssen verbessert werden, wozu auch hier der Ausbau digitaler Informationssysteme beitragen kann. Des Weiteren möchte ich auf das bekannte Problem hinweisen: ‚Es gibt nicht genügend Parkplätze.‘ Hier ist der Gesetzgeber in der Pflicht, für ausreichende Lkw-Parkplätze zu sorgen. Nur so könnten die gesetzlichen Vorgaben zur Einhaltung der Ruhezeiten erfüllt werden.

 

Anbieter

Logo:

VCI - Verband der Chemischen Industrie e.V

Mainzer Landstr. 55
60329 Frankfurt
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Meist gelesen

Photo
14.03.2025 • NewsLogistik

Optimierung der Lieferkette:

Optimierte Lieferketten sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff „Supply Chain Solutions“?

Photo
14.11.2024 • News

BÜFA schafft Basis für künftiges Wachstum

Die chemische Industrie in Deutschland sieht sich zunehmend vor enormen Herausforderungen. Die aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erschweren es, die ökonomische Kraft im Inland voll auszuschöpfen. In diesem anspruchsvollen Umfeld agiert auch das Oldenburger Chemieunternehmen BÜFA und rüstet sich, seine Resilienz gegenüber möglichen komplexen und unvorhersehbaren Marktschwankungen im kommenden Jahr weiter zu stärken.