13.11.2011 • NewsBayerDaimlerEFSF

Konzerne laufen Forderungen in Krisenländern hinterher

Die EU-Schuldenkrise kommt bei deutschen Firmen an: Unternehmen müssen offenen Rechnungen in Krisenländern hinterherlaufen. Es geht zwar nicht um Milliarden- oder gar Billionenbeträge wie beim Rettungsschirm EFSF - in einzelnen Fällen aber immerhin um dreistellige Millionensummen. Eine dpa-Umfrage unter Großkonzernen und mittleren Unternehmen zeigt, warum es mit dem Zahlungsfluss hakt. Bayer hatte schon Ende vergangener  Woche auf die finanzielle Entwicklung im Gesundheitssystem südeuropäischer Länder hingewiesen. "Wir haben inakzeptabel hohe Außenstände im  öffentlichen Bereich", sagte Finanzchef Werner Baumann. Konkret geht es zum Beispiel um Forderungen gegenüber staatlichen Krankenhäusern in Italien oder Provinzregierungen in Spanien - und um Forderungen «im signifikanten dreistelligen Millionen-Euro-Bereich».

Ähnlich geht es dem  Dialysespezialisten Fresenius, der seine ausstehenden Forderungen in den Wackel-Staaten der Euro-Zone mit «deutlich unter 3 % des  Konzernumsatzes» angibt. Der betrug 2010 aber immerhin stattliche 16 Mrd..€, so dass sich daraus eine Summe irgendwo unterhalb von 480 Mio. € ergibt. Bislang habe es aber noch keine Zahlungsausfälle gegeben, gab das Unternehmen aus Bad Homburg bei Frankfurt an. Allerdings: In  Griechenland musste Fresenius sich auf die Umwandlung von Schulden staatlicher Krankenhäuser in unverzinsliche Staatsanleihen einlassen, die nur zu einem nicht genannten Anteil weiterverkauft werden konnten. In den anderen Ländern hat Fresenius nach eigenen Angaben seltener mit staatlichen Schuldnern zu tun, zudem sei die Zahlungsmoral besser. Das Unternehmen sichere seine Forderungen, indem es beispielsweise über Großhändler mit engen Zahlungszielen liefere. Zudem arbeitet man mit Factoring-Lösungen. Hier übernimmt von vornherein ein Finanzdienstleister gegen Entgelt das Ausfallrisiko.

Auch kleinere Unternehmen bekommen die Folgen der hohen Verschuldung in gewissem Umfang zu spüren, wie das Beispiel des Verbandherstellers Paul Hartmann aus dem baden-württembergischen Heidenheim zeigt: «Wir beobachten zunehmende Laufzeiten von Forderungen aufgrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise», sagte eine Sprecherin. Zahlungsausfälle im größeren Stil habe das Unternehmen in Südosteuropa noch nicht verzeichnet, aber Vorsorge getroffen. "So liefern wir verstärkt gegen Vorkasse oder wählen Neukunden entsprechend ihrer Zahlungsfähigkeit aus."

Merck aus Darmstadt will die Außenstände nicht an die Öffentlichkeit tragen. «Wir haben in weiteren Staaten Europas von öffentlichen Krankenhäusern offene Forderungen», sagte ein Sprecher. «Doch wir bitten um Verständnis, dass wir im direkten Kontakt mit den Krankenhäusern bleiben und das nicht über die Öffentlichkeit spielen wollen.» Auch die Finanzdienstleistungssparte von Daimler spürt die angespannte Lage in Griechenland. «Wir haben dort momentan höhere Risikokosten als im weltweiten Durchschnitt», sagte ein Sprecher. «Da Griechenland für Daimler Financial Services aber ein sehr kleiner Markt ist, sind die Auswirkungen extrem gering. Der Anteil Griechenlands am Gesamt-Vertragsbestand von DFS liegt bei lediglich 0,1 %.» Insgesamt umfasste der Bestand an Leasing-, Finanzierungs- und Versicherungsverträgen Ende September 65,8 Mrd. €.

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