27.07.2012 • NewsAdvairAndrew WittyGlaxoSmithKline (GSK)

Glaxo mit schwachem Europageschäft

Der scharfe Sparkurs in den europäischen Gesundheitssystemen macht dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline schwer zu schaffen. Der größte britische Arzneimittelhersteller wollte 2012 ursprünglich wieder auf Wachstumskurs umschwenken. Doch ein schwaches Europageschäft macht Konzernchef Andrew Witty einen Strich durch die Rechnung. Nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Quartal musste Witty am Mittwoch einräumen, dass die Erlöse dieses Jahr voraussichtlich stagnieren werden.

GlaxoSmithKline erzielte im Zeitraum April bis Juni einen bereinigten operativen Gewinn von 2 Mrd. £, das sind 8 % weniger als vor Jahresfrist. Der Umsatz schrumpfte im zweiten Jahresviertel um 4 % auf 6,46 Mrd. £. Je Aktie stand ein Gewinn von 26,4 Pence in den Büchern, was einem Rückgang von 5 % entspricht. Damit schnitt das Unternehmen einmal mehr schlechter ab als von Analysten erwartet. In der Folge verlor die Glaxo-Aktie an der Londoner Börse 1,4 % auf 1425 Pence.

Die Zahlen zum zweiten Quartal zeigen, wie schwer es Konzernchef Witty derzeit fällt, Glaxo wieder auf einen stabilen Wachstumskurs zu führen. So schrumpften in Europa im zweiten Quartal die Umsätze um 8 %. Dabei gingen die Preise so stark wie noch nie zurück und sanken um 7 %. Zudem schrumpften die Absatzmengen um 1 %. In Reaktion auf die schleppenden Geschäfte will der Konzern weiter sparen und seine Produktion schlagkräftiger machen. Dadurch will Glaxo bis Ende 2015 seine Kosten um 500 Mio. £ senken.

Schuldenkrise verschärft Druck auf Preise

Schon seit Jahren müssen Pharmakonzerne mit rückläufigen Medikamentenpreisen in Europa zurechtkommen. Die Euro-Schuldenkrise verschärft nun in vielen südeuropäischen Ländern die Lage, zum Teil sind drastische Kürzungen in den Gesundheitssystemen die Folge. Erst in der vergangenen Woche hatte der Pharmachef des Schweizer Rivalen Novartis, David Epstein, Europa als die schwierigste Region für die Preisgestaltung bezeichnet. Um gegenzusteuern will Glaxo-Chef Witty die Abhängigkeit des Unternehmens von "weißen Pillen in westlichen Märkten" verringern, dem Teil des Geschäfts, das den Preisdruck und die Konkurrenz durch Nachahmermedikamente am stärksten zu spüren bekommt. Denn wie die gesamte Branche kämpft auch Glaxo mit Patentabläufen. Die Briten wollen unter anderem in den Schwellenländern expandieren und auch das Geschäft mit verschreibungsfreien Gesundheitsprodukten stärken.

Langfristig hängt aber auch bei Glaxo die Zukunft von Erfolgen in der eigenen Medikamentenentwicklung ab. Dabei setzt der Konzern große Hoffnungen auf ein neues Medikament gegen Atemwegserkrankungen. Das "Breo" oder "Relvar" genannte Präparat soll einmal das Top-Medikament des Konzerns, das Asthma-Präparat Advair, ablösen. Mit Advair erwirtschaftete der Konzern zuletzt immerhin Jahresumsätze von 8 Mrd. US-$. Für das neue Medikament Breo hatte Glaxo erst unlängst die Zulassung in den USA und in Europa beantragt. Auch das Geschäft mit Biotech-Präparaten will Witty ausbauen. So vereinbarte der Konzern vor wenigen Tagen die Übernahme der US-Biotechfirma Human Genome für 3,6 Mrd. US-$ einschließlich Schulden. Glaxo und Human Genome arbeiten bereits bei dem neuen Medikament Benlysta zur Behandlung der Autoimmunerkrankung Lupus zusammen, dem Analysten allein in den USA Milliardenumsätze zutrauen.

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