Erbschaftssteuer: Nachbesserungen nötig für den Mittelstand

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) sieht auch nach dem gestrigen Kompromiss der Regierungskoalition noch erheblichen Nachbesserungsbedarf bei den Vorschlägen zur Erbschaftsteuerreform. VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann: „Das Konzept zur Erbschaftsteuer beeinflusst die Erfolgsgeschichte der Familienunternehmen in Deutschland erheblich. Diese haben eine große Bedeutung für unseren Wirtschaftsstandort und sind auch in der Chemiebranche stark vertreten. Die Erben von Familienunternehmen sehen sich in erster Linie als Treuhänder für die nächste Generation. Deshalb können sie ihre Strategie langfristig ausrichten und so eine starke Bindung zu ihrem Standort und ihren Arbeitnehmern aufbauen. Diese Struktur ist eine Besonderheit der deutschen Wirtschaft, die wir im allgemeinen Interesse erhalten müssen.“

Tillmann hält daher die Grenze von 26 Mio. EUR für zu niedrig, unterhalb derer Firmenerben künftig ohne Prüfung von der Erbschaftsteuer verschont werden sollen. Denn damit wären bereits zahlreiche kleinere Mittelständler betroffen, stellt Tillmann fest.

Auch das Privatvermögen sollte nach Auffassung des VCI-Hauptgeschäftsführers bei der sogenannten Verschonungsbedarfsprüfung nicht herangezogen werden, um die Erbschaftsteuer zu bezahlen. Tillmann ist davon überzeugt, dass das Privatvermögen besser bei den Familienunternehmern aufgehoben ist: „Die jüngste Wirtschaftskrise hat gezeigt: Familienunternehmer benötigen Privatvermögen als Investitionsreserve und Schutz gegen Übernahmen. Viele Unternehmer haben so – trotz massiver Auftragseinbrüche und düsterer Zukunftsprognosen – ihre Belegschaften halten und über die Krise bringen können.“

Darüber hinaus kritisiert der VCI, dass der Kabinettsentwurf die Besonderheiten von Familienbetrieben zu wenig berücksichtige. Diese Unternehmen verfügen in ihren Gesellschaftsverträgen in aller Regel über Klauseln, die die Möglichkeiten der Erben zum Verkauf, für Entnahmen, Ausschüttungen oder Abfindungen beschränken. Bislang sieht der Gesetzesentwurf bei solchen Entnahme-, Ausschüttungs- und Abfindungsbeschränkungen lediglich eine Verdoppelung der Eingangsfreigrenze vor. Das sei jedoch viel zu wenig, da die Unternehmen häufig überbewertet werden und die Familienunternehmen zur Begleichung der Erbschaftsteuerschuld nicht einfach am freien Markt verkauft werden können. Zur Vermeidung von Fallbeileffekten schlägt der VCI daher vor, Grenzwerte und Mindestverschonung auch beim wahlweisen Abschmelzmodell zu verdoppeln. „Wir wollen nicht, dass Familienunternehmen wegen zu hoher Erbschaftsteuer nicht weitergeführt werden können“, betont Tillmann.
 

Webinar

Die Ära Chemie 4.0 gekonnt meistern
ERP für die Chemie

Die Ära Chemie 4.0 gekonnt meistern

Während die Nachfrage an Chemieprodukten in Westeuropa nur langsam wächst, steigt der Bedarf in Schwellenländern überdurchschnittlich.

Free Virtual Event

Digitalisierung in der Chemieindustrie
Webinar

Digitalisierung in der Chemieindustrie

Save the Date: October 22, 2025
Die Veranstaltung wird über die Netzwerke CHEManager und CITplus einem Publikum von insgesamt mehr als 100.000 Fachleuten in ganz Europa präsentiert.

Meist gelesen

Photo
19.05.2025 • NewsChemie

OQ Chemicals firmiert künftig wieder als Oxea

Der bis Mai 2020 unter dem Namen Oxea bekannte Hersteller von Oxo-Zwischenprodukten und Oxo-Derivaten, der zwischenzeitlich zum Omanischen Energieunternehmen OQ gehörte und unter dem Namen OQ Chemicals firmierte, kehrt zu seinem alten Namen und seinen Wurzeln zurück.

Photo
08.08.2025 • News

Carbios und Indorama kooperieren bei rPET

Carbios wird recycelte Monomere bereitstellen, die von Indorama Ventures zu Filamenten für die Verstärkung von Reifen des Herstellers Michelin verarbeitet werden.