15.08.2022 • NewsNamurMichael PelzHeubach

Digitaler Produktpass und CO2-Fußabdruck - wie umsetzen und verwalten?

Immer öfter entscheiden sich Firmen aufgrund ihres Klima-Engagements und der wachsenden nationalen und internationalen Anforderungen, ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln.

Michael Pelz, Heubach (Colorants Solutions Deutschland), Vorstandsmitglied der...
Michael Pelz, Heubach (Colorants Solutions Deutschland), Vorstandsmitglied der NAMUR © NAMUR

abei sind zwei wesentliche Definitionen zu unterscheiden: der Corporate Carbon Footprint (CCF) als  ganzheitliche unternehmensbezogene Treibhausgasbilanzierung, und der Product Carbon Footprint (PCF) als produktbezogene Bilanzierung für jedes einzelne Produkt.

Die ganze Wertschöpfungskette im Blick

Für die Ermittlung des PCF sind  alle ausgestoßenen Treibhausgase (umgerechnet in CO2-Äquivalenten) entlang der Wertschöpfungskette und über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu betrachten. Angefangen bei der Entwicklung, über die Rohstoffe bzw. Vorprodukte, Herstellung und Transport, bis hin zur Entsorgung oder dem Recycling. Innerhalb dieses Zyklus muss jedes Unternehmen seinen Anteil des CO2-Abdrucks am Endprodukt ermitteln und zur Verfügung stellen, um den PCF abbilden zu können.

Auch für eine Umsetzung des aktuellen Ökodesign-Vorschlags der EU-Kommission wird die Ermittlung der CO2-Emissionen ein zentraler Bestandteil sein. Ziel ist, durch einen neuen digitalen Produktpass (DPP, Digital Product Passport) die Entwicklung nachhaltiger Produkte auf dem EU-Markt zur forcieren und hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks zu kennzeichnen.

Da auch für den DPP alle Rohstoff- und Vorproduktinformationen eines Produktes benötigt werden, wird ein firmen- und systemneutrales Konzept für ein effektives Datenmanagement benötigt. Es gilt, Informationen langfristig stabil zwischen unterschiedlichen Firmen und Branchen hinweg sicher und effizient zu verlinken. Dafür sind Insellösungen von Systemanbietern oder firmeninterne Konzepte nur bedingt geeignet. Der Folgeaufwand für die Pflege neu entstehender proprietärer Schnittstellen und Plattformen würde im direkten Widerspruch zum Optimierungsgedanken stehen, nämlich durch Transparenz CO2 einzusparen.  

Verwaltungsschale und PCF

Auf der Hannover Messe 2022 hat der ZVEI im Rahmen des Show-Case „PCF@Control Cabinet“ die Machbarkeit für ein effektives, flexibles und zukunftssicheres Konzept zur technischen Umsetzung eines digitalen CO2-Produktpasses auf Basis der Verwaltungsschalentechnologie (Asset Administration Shell) präsentiert. Der PCF eines kompletten Schaltschranks, bestehend aus vielen verschiedenen Bauteilen von unterschiedlichen Unternehmen, konnte damit automatisiert ermittelt werden.

Durch die von der Plattform Industrie 4.0 erarbeitete Verwaltungsschalentechnologie können in Zukunft Unternehmen unterschiedlichster Branchen die Daten ihrer Assets verwalten und untereinander austauschen. Dabei stellt die Verwaltungsschale (VWS) die digitale Repräsentanz (digitaler Zwilling) eines Assets dar und ist damit ein zentraler Bestandteil für zukünftige digitale Geschäftsprozesse.

Mit Assets sind an dieser Stelle nicht nur technische Produkte gemeint wie elektrische Geräte und Maschinen, sondern grundsätzlich alle Objekte. All diese Assets können von einer Verwaltungsschale digital repräsentiert und mit den Geschäftsprozessen verknüpft werden. Natürlich impliziert dies auch alle chemischen und pharmazeutischen Produkte, egal ob Endprodukte, Vorprodukte oder die zugehörigen Verpackungsmittel.

Die Ergebnisse von ersten großen Plattformprojekten wie Gaia-X, einem Projekt zum Aufbau einer leistungsfähigen und sicheren Dateninfrastruktur für Europa, können dank des neutralen Konzeptes der Verwaltungsschale ebenfalls für alle Assets verwendet werden.

Gemeinsam zum Ziel

Verbände wie die NAMUR, der ZVEI, die Plattform Industrie 4.0 oder die Industrial Digital Twin Association (IDTA) sind bereits auf vielen Ebenen gemeinsam unterwegs, um möglichst frühzeitig diese Harmonisierungen mit einem ganzheitlichen Ansatz zu schaffen. Das Potenzial dieser Technologien liegt auf der Hand und kombiniert den Fortschritt in der Digitalisierung mit wichtigen Nachhaltigkeitskomponenten.

Nun kommt es darauf an: Wollen Firmen für ihre unterschiedlichen Produkte die Verwaltungsschale als digitale Repräsentanz nutzen, oder werden wir in fünf bis zehn Jahren eine Vielzahl an proprietären Systemen integrieren, verwalten und pflegen „dürfen“?

Die Synergieeffekte eines gemeinsamen Ansatzes sind für jedes Unternehmen enorm, würden den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu parallel verwendeten Systemen deutlich minimieren und für eine zukünftige Kreislaufwirtschaft einen wertvollen Beitrag leisten, was eigentlich unser aller Ziel sein sollte.

 

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