Covestro stimmt Verhandlungen mit ADNOC zu

Nachdem bereits Ende Juni Meldungen die Runde machten, wonach die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) sich in Europa nach Übernahmezielen umsehen und insbesondere an Covestro starkes Interesse zeigen würde, hat nun der Vorstand von Covestro beschlossen, ergebnisoffene Gespräche mit ADNOC aufzunehmen.

Ob, in welcher Form und gegebenenfalls zu welchen Konditionen eine Vereinbarung zwischen den Covestro und ADNOC zustande kommt, sei offen und werde vom Verlauf der Gespräche abhängen, heißt es in einer Pressemitteilung des Leverkusener Kunststoffherstellers. Der Vorstand von Covestro werde in den Gesprächen insbesondere auch die Absicherung der weiteren Umsetzung seiner zukunfts- und nachhaltigkeitsorientierten Unternehmensstrategie einschließlich entsprechender Regelungen zur Corporate Governance thematisieren.

Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender von Covestro, sagte: "Das Interesse von ADNOC an unserem Unternehmen unterstreicht unsere starke Position als einer der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Kunststoffen und als Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Trotz der gegenwärtigen wirtschaftlichen Herausforderungen in unserer Branche sind wir optimal positioniert, um in hochattraktiven Industrien mit stabilen, langfristigen Wachstumstrends nachhaltig substanzielle Werte zu schaffen. Unabhängig von den Gesprächen mit ADNOC werden wir uns weiterhin voll und ganz auf die Umsetzung unserer erfolgreichen "Sustainable Future"-Strategie konzentrieren, um unser volles Potenzial zu entfalten und die Transformation zur Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben."

Eine Vereinbarung bedürfte neben der Einigung auf die kommerziellen und rechtlichen Transaktionsparameter auch der Zustimmung der jeweiligen Gremien der Unternehmen und der Freigabe durch die zuständigen Behörden.

Covestro beabsichtigt derzeit keine weitere Kommunikation zu den Verhandlungen, sofern nicht veränderte Umstände oder Ereignisse dies im Einklang mit den geltenden Offenlegungsvorschriften erfordern, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Bei den Ende Juni kursierenden Meldungen wurde kolportiert, dass ADNOC Covestro ein informelles Angebot von 55 EUR je Covestro-Aktie unterbreitet habe, was den deutschen Kunststoffhersteller mit mehr als 10 Mio. EUR bewerten würde. Der Dax- Konzern hatte zuvor schon mehrfach betont, seine Eigenständigkeit bewahren zu wollen. Dieses später offiziell bestätigte Angebot lehnte Covestro als zu niedrig ab.

ADNOC will sich breiter aufstellen, hält bereits eine Beteiligung an dem österreichischen Energiekonzern OMV und dessen Polyolefintochter Borealis, mit der ADNOC das Joint-Venture Borouge betreibt. Im Juli haben OMV und ADNOC beschlossen, Verhandlungen über eine potenzielle Kooperation im Polyolefingeschäft zu verfolgen.

Auch plant der Konzern aus dem Emirat die Übernahme des brasilianischen Petrochemieunternehmens Braskem. Hier agiert ADNOC zusammen mit dem Finanzinvestor Apollo, der 2020 ein ähnliches Angebot für Covestro unterbreitete, welches das Leverkusener Unternehmen ablehnte.

Im Gegensatz zu Braskem und Borealis, die beide ihren Schwerpunkt bei Polyolefinen (Polyethylen und Polypropylen) haben, ist Covestro im hochlukrativen Markt für Hochleistungskunststoffe tätig. Der Kauf des deutschen Kunststoffherstellers würde ADNOC helfen, ein zweites Standbein neben dem Öl- und Gasgeschäft aufzubauen und das Risiko zu verringern, von Öl- und Gaspreisschwankungen betroffen zu sein. Die Synergien wären andererseits jedoch begrenzt, da der Konzern aus Abu Dhabi keinen der wichtigen Rohstoffe von Covestro herstellt und größere Kosteneinsparungen in Produktion und Logistik unwahrscheinlich seien.

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