Atlanta in der Krise: Klatten plant Spezialchemiekonzern von der Börse zu nehmen


Atlanta in der Krise: Quandt-Erbin Susanne Klatten plant, den Spezialchemiekonzern von der Börse zu nehmen. Das Silber schimmernde Aluminium-Pigment im Lack, der Feuchtigkeitsabsorber in der Kunststoffdichtung oder das Isoliermaterial eines Drahts – fast in allen Pkw ist des Unternehmens Altana mit seinen Produkten präsent. Daher war es nur eine Frage der Zeit, dass die Auswirkungen der Krisen im Finanz- und Automobilmarkt auch den Spezialchemiekonzern erreichen.
Während Vorstandsvorsitzender Dr. Matthias L. Wolfgruber in der zweiten Oktoberhälfte noch optimistisch äußerte: „Unsere Absatzmengen korrelieren nicht direkt mit den Absätzen unserer Kunden“, korrigierte das Unternehmen bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bereits zum dritten Mal, wenn auch nur geringfügig, nach unten: Für das Gesamtjahr 2008 erwartet der Konzern nun einen Umsatz auf Vorjahresniveau statt eines Wachstums von 2-5 %. Die EBITDA-Marge soll bei 18 % liegen. „Über einen kürzeren Zeitraum wirken sich Lagereffekte und Bremsspuren in unserer Wertschöpfungskette deutlich aus. Für die kommenden Monate erwarten wir eine Fortsetzung dieses negativen Trends“, begründete Wolfgruber diesen Schritt.
Altana steigerte seinen Umsatz im dritten Quartal 2008 um 1 % auf 351 Mio. €. Das EBITDA wuchs um 7 % auf 71,7 Mio. €, damit lag die entsprechende Marge bei 20,4 % (Vj.: 19,2 %). „Wir gehen von einer rezessiven Phase in Europa und in den USA aus, von der insbesondere kreditintensive Branchen wie Bau und Automobilbau betroffen sind“, sagt Wolfgruber. Obwohl Altana im vergangenen Jahr etwa 30 % seiner Umsätze mit Kunden dieser Marktsegmente erzielte, ist der Konzern dank des hohen Spezialitätencharakters und der Diversifizierung seines Geschäfts auch in Krisenzeiten gut aufgestellt. „Eine solide Bilanz gibt uns Sicherheit und Handlungsmöglichkeiten, um auch in diesem schwierigen Umfeld, Werte zu schaffen und profitabel zu wachsen. Wir werden konsequent und sogar noch zunehmend in die Zukunft investieren“, kündigte Wolfgruber an.
Durch antizyklische Investitionen will Altana gestärkt aus der Konjunkturschwäche herausgehen. Vom künftigen Wachstum der Altana ist auch Hauptaktionärin Susanne Klatten überzeugt. Die stellvertretende Vorsitzende des Altana-Aufsichtsrats hält seit 7. November 63,3% der Aktien über ihre Beteiligungsgesellschaft Skion. Nun plant sie die komplette Übernahme des Konzerns und will Altana damit von der Börse nehmen. Skion kündigte ein Angebot von 13 € pro Aktie an die Altana-Aktionäre an. Dies entspricht einem Aufschlag von 40 % gegenüber dem letzten Kurs und dem siebenfachen des aktuellen EBTIDA. Um alle Aktien zu erwerben, müsste die Quandt-Erbin 910 Mio. € investieren.
„Frau Klatten hat die Entwicklung von Altana in den vergangenen Jahren engagiert und unternehmerisch begleitet. Wir schätzen sie bzw. Skion als eine am langfristigen Erfolg des Unternehmens interessierte Investorin“, kommentierte Wolfgruber das Übernahmeangebot, über das er nach eigenen Angaben nur wenige Stunden vor einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen informiert wurde.
Die Übernahme habe keine Auswirkungen auf die Strategie des Unternehmens, eröffne jedoch neue Chancen. Denn bei den aktuellen Bewertungen würde eine Kapitalmaßnahme an der Börse nicht die Möglichkeiten schaffen, wie es ein langfristiger, unternehmerisch orientierter Investor könne, so Wolfgruber. Klatten, die sich vor kurzem zu 20 % am Windanlagenbauer Nordex beteiligte und 12,5 % der BMW-Aktien hält, hatte im Zuge des Verkaufs der Altana- Pharmasparte im Jahr 2006 eine milliardenschwere Dividende kassiert.
Das aktuelle Angebot für Altana will sie aus Barmitteln finanzieren. Skion kündigte an, die Angebotsunterlagen noch im November zu veröffentlichen. Die Aktionäre sollen dann einen Monat Zeit zur Annahme der Übernahmeofferte haben und die Transaktion soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
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