Politik: Wettlauf um Energieressourcen
12.10.2011 -
Blick auf den Nutzen für Europa. Der Wettlauf um Energieressourcen ist eines der wichtigsten Themen auf der politischen Agenda. Denn die sichere Energieversorgung ist Grundlage wirtschaftlicher Stabilität und Entwicklung. Die chemische Industrie benötigt eine intelligente Diversifizierung des Energiemix, und dabei Erdgas als Rohstoff und für die Energieerzeugung. Der Bedarf der BASF z. B. liegt bei über 4 Mrd. m3 jährlich und ist somit ähnlich hoch wie der Gasbedarf von Ländern wie Dänemark oder Litauen.
Als “Brückenenergie” zwischen dem Zeitalter fossiler Energien und der Energieversorgung von übermorgen weist Erdgas den geringsten Schadstoff- und CO2-Ausstoß eines fossilen Energieträgers auf. Der Bedarf in Europa steigt moderat, doch stetig, gleichzeitig sinkt die europäische Förderung. Für 2020 erwarten Experten für die EU eine Lücke von deutlich über 100 Mrd. m3, die weder durch laufende Verträge noch durch vorhandene Infrastruktur gedeckt ist. Geographisch betrachtet kann Europa diese Kluft schließen: Mehr als 70 % der Weltgasreserven liegen nicht weiter als 4.000 km entfernt. Russland, Nordafrika und der Raum um das Kaspische Meer zählen zu den aussichtsreichsten Energieregionen.
Neue Felder, z. B. die riesige Lagerstätte Shtokman in der Barentssee, ergänzen die durch Produktion zurückgehenden Reserven. 45 % des nach Europa importierten Gases kommt über Meeresleitungen. Zusätzliche Infrastruktur, wie die Ostseeleitung Nord Stream, ist für die Energiesicherheit der EU notwendig.
Bewährte Technologien stellen sicher, dass solche Leitungen umweltschonend verlegt werden. Sie können mit höherem Druck als an Land betrieben werden, hydraulische Vorzüge sparen hohe Mengen an Treibgas, die nicht in Verdichterstationen verbrannt werden. Bei Nord Stream bedeutet das über die Betriebsdauer der Pipeline eine Gesamteinsparung von 70 Mrd. m3 Treibgas auf dem Weg vom Bohrloch bis nach Westeuropa. Somit werden 200 Mio. Tonnen CO2 im Vergleich zu der längeren Onshore-Route eingespart. Dies belegt eine Ökoeffizienzanalyse der BASF, welche die Auswirkungen auf Umwelt und Kosten analysierte. Nord Stream erfährt politischen Druck, vor allem seitens der Transitländer für russisches Gas.
Jedoch gilt es den Blick auf den Nutzen für ganz Europa zu richten und über Partnerschaften mit den Produzentenländern langfristige Win-Win-Situationen für alle Beteiligten zu realisieren. Die beste Politik für Europa ist eine nachhaltige und umweltschonende Sicherung seiner wirtschaftlichen Stärke.
Margarita Hoffmann