Kundenorientierte Schienenlogistik
Chemische Industrie kann von neuer Schienen-Einzelwageninitiative Xrail profitieren
Eine engere Kooperation einiger europäischer Güterbahnen soll auf Relationen in Europa den Einzelwagenverkehr deutlich zuverlässiger und kundenorientierter machen. Dr. Sonja Andres sprach mit Dr. Jörg Hilker, Leiter Marktbereich Chemie, DB Schenker BTT über die Möglichkeiten und Vorteile, die sich aus der Allianz für die Chemische Industrie ergeben.
CHEManager: Ende Februar 2010 haben sieben europäische Güterbahnen eine Allianz geschlossen. Auf wessen Initiative geschah dies und wer ist daran beteiligt?
J. Hilker: 2007 haben sechs wichtige europäische Güterbahnen die Xrail-Initiative ins Leben gerufen, um mit einem gemeinsam festgelegten erhöhten Qualitätsstandard den internationalen Einzelwagenverkehr auf der Schiene gegenüber dem Lkw zu stärken und auf diese Weise langfristig zu sichern. Das Projekt wurde unter der Schirmherrschaft der UIC gegründet und bis zur Vertragsunterzeichnung von der UIC begleitet.
Neben der bereits europäisch aufgestellten DB Schenker Rail sind weitere Partner in diesem Bündnis: die SNCB Logistics (Belgien), CD Cargo (Tschechische Republik), CFL Cargo (Luxemburg), Green Cargo (Schweden), Rail Cargo Austria (Österreich) und SBB Cargo (Schweiz).
Was soll durch diesen Zusammenschluss in erster Linie erreicht werden?
J. Hilker: Ziel dieses Bündnisses ist es, den internationalen Einzelwagenverkehr auf der Schiene in Europa deutlich zuverlässiger und kundenorientierter zu gestalten und damit wettbewerbsfähiger gegenüber dem Straßentransport zu entwickeln. Rund die Hälfte der internationalen Transportvolumina auf der Schiene werden im Einzelwagenverkehr bewegt. Dieses Produktionssystem ist kostenintensiv und aufwändig. Über international einheitliche Qualitätsstandards werden wir die Prozesse im Auftrag unserer Kunden entscheidend verbessern
Wie können Unternehmen der Chemischen Industrie davon profitieren?
J. Hilker: Vereinbart sind gemeinsame Produktions- und Informationsstandards im Einzelwagenverkehr. Neben einer deutlich verkürzten Angebotsplanung erhalten die Kunden automatisch elektronische Informationen zu ihren Transporten, die mit einer Pünktlichkeit von mindestens 90% in den Relationen innerhalb des Xrail-Netzwerkes eintreffen. Gemeinsam suchen die Partner auch nach Möglichkeiten, Prozesse zu vereinfachen.
Da für die chemische Industrie der internationale EV von großer Bedeutung ist, können die Xrail-Kriterien besonders in diesem Sektor sinnvoll angeboten werden. Gerne nimmt DB Schenker Rail weitere Gespräche auf, um mit verschiedenen Kunden Relationen im Rahmen der gerade laufenden Pilotphase zu testen.
Wie kann dies gerade den grenzüberschreitenden Gefahrguttransport per Schiene erleichtern?
J. Hilker: Xrail ist weder auf einzelne Regionen oder Branchen noch auf spezielle Gutarten fokussiert, vielmehr dient der Ansatz dem EV insgesamt. Es ist grundsätzlich möglich, unterschiedlichste Relationen aufzunehmen. Darunter können auch Gefahrguttransporte sein. Diese sind allerdings nicht im Besonderen berücksichtigt und profitieren nicht mehr oder weniger von Xrail als anderen Relationen.
Wie viele Relationen sind zu Anfang geplant und wie werden die Routen festgelegt?
J. Hilker: Die ersten Testrelationen für ausgewählte Kunden sind erfolgreich verlaufen. In diesem Jahr sollen weitere strategisch und kundenseitig bedeutende Relationen auf den wichtigsten Korridoren durch Europa angeboten werden - die Allianz strebt an, zum Ende des Jahres einen zweistelligen Anteil der gemeinsamen EV-Leistungen auf Xrail umgestellt zu haben. Das Netzwerk von Xrail umfasst zunächst Wirtschaftsräume in Schweden, Deutschland, der Schweiz und Belgien sowie Regionen in Österreich.
Ist darüber hinaus geplant, dass nach und nach weitere Partner hinzu treten und damit weitere Wirtschafträume erschlossen werden?
J. Hilker: Die Allianz ist offen für jedes neue Mitglied, das in der Lage ist, das bestehende Netzwerk zu erweitern. Gleichsam sind die bestehenden Mitglieder frei, weitere Wirtschaftsräume anzubieten. Konkrete Pläne dazu gibt es allerdings noch nicht.