Forum Chemielogistik trifft den Nerv der Zeit
Verlader der chemischen Industrie und Logistikdienstleister in regem Austausch
Die Chemieindustrie zählt zu den Schlüsselindustrien in Deutschland. Die Logistik nimmt in dieser Branche als Manager komplexer Supply Chains eine zentrale Rolle ein. Sie stellt den entscheidenden Erfolgsfaktor für das Erreichen langfristiger Wettbewerbsfähigkeit dar.
Zwar ähneln sich auf den ersten Blick die grundsätzlichen Herausforderungen an die Logistik der chemischen Industrie und die anderer Industrien: der Markt agiert mehr und mehr global, verlangt agile und flexible Supply Chains, hohe Liefertermintreue bei wachsender Geschwindigkeit und steigender Qualität der Dienstleistung. Dennoch haben diese Kundenanforderungen im anspruchsvollen Aktionsfeld der Chemielogistik komplexere Auswirkungen. Hierfür sind ganzheitliche Ansätze, von der Standortlogistik, der standortübergreifenden Koordination, sowie das Management internationaler Netzwerke unabdingbar.
Erstmalig ein Chemielogistik Forum
Die wachsende Bedeutung der Logistik für die chemische Industrie nahm die Bundesvereinigung Logistik (BVL) bereits 2012 zum Anlass, dies beim Deutschen Logistik-Kongress zu einem Fokusthema zu machen. Es folgten die Beauftragung der Studie „Chemielogistik - Bedeutung, Strukturen, Dynamik" und schließlich das erste Forum Chemielogistik am 12. und 13. Juni 2013 in Ludwigshafen. Die Veranstaltung übertraf mit 225 Teilnehmern und 19 Ausstellern, die sich in der begleitenden Fachausstellung präsentierten, alle Erwartungen.
Der Eröffnungsvortrag des Gastgebers Dr. Robert Blackburn, President Information Services und Supply Chain Operations, BASF, Ludwigshafen, ging auf die wachsende Bedeutung des Supply Chain Managements in der chemischen Industrie ein. Von der internen Prozessperspektive hin zur Kundenfokussierung werden die logistischen Konzepte und Services individueller an den Bedürfnissen und Standorten der Kunden ausgerichtet. Parallel dazu werden zur Steuerung der Supply Chains die vollständigen Prozessketten betrachtet. Diese „end-to-end" Prozessperspektive ermöglicht es, alle Abläufe in der Wertschöpfungskette auf ein Gesamtoptimum auszurichten. Weiterhin erfordern die volatilen Marktentwicklungen einen Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit. Um die Komplexität und Risiken zu bewältigen, müssen Industrieunternehmen und Logistikdienstleister noch stärker in strategische Kooperationsbeziehungen eintreten.
Praxisbeispiele verdeutlichen die Optimierungspotentiale
In weiteren Fachvorträgen, der Präsentation der Kernaussagen der Chemielogistikstudie, einer lebhaften Podiumsdiskussion und Pausengesprächen stand daher auch die Zusammenarbeit der Verlader mit Dienstleistern im Mittelpunkt. Die Festlegung eines geeigneten Logistikstrategie-Grades, sowie die Harmonisierung der Anforderungen und Abdeckungsgrade zwischen Produzenten und Dienstleistern, sind hierbei besonders erfolgskritisch. Beide Parteien verfolgen jedoch Interessen, die nicht immer leicht miteinander vereinbar sind. Einigkeit herrschte aber darin, dass - je nach Projekt - ein gegenseitiges Verständnis die Basis für Optimierungsergebnisse entlang der gesamten Supply Chain ist.
Wie Optimierung konkret aussehen kann, zeigte Dr. Franz Merath, Senior Vice President, Head of BL Logistics, Evonik Industries, Hanau-Wolfgang. In der ersten Optimierungsstufe wurden die Standortprozesse und -strukturen analysiert. Durch einen verbesserten Wareneingang (Supplier managed owned inventory, EDI, Fahrerselbstentladung) und Lkw-Abfertigung, sowie Harmonisierung der IT-Systeme konnten erhebliche Potentiale genutzt werden. Im zweiten Schritt wird das komplexe und dezentrale Transportnetzwerk optimiert. Hier baut man auf standortübergreifende Bündelung von Teilladungen, Umsetzung von Seehafen Hubs (zentrales Packen von LCL Sammelgutcontainern), bzw. Cross-Docking Konzepte. Weiterhin ist die Nutzung von Fernleitungen für den sicheren Transport von großen, kontinuierlichen Transportmengen wirtschaftlich, ressourcenschonend und sehr zuverlässig. Abgerundet wurde das Forum mit Praxiseindrücken während der Besichtigung des Verbundstandortes der BASF Ludwigshafen.
Die BVL ist überzeugt, mit dem Format des Forums Chemielogistik eine Marktlücke zu füllen. Das zeigen auch die durchweg positiven Reaktionen der Forumsteilnehmer und die rege Nachfrage nach der Studie. Es gibt einen großen Bedarf an Information und den Wunsch nach Austausch zwischen Chemielogistik-Experten. Beim Forum waren die Logistiker und Supply Chain Verantwortlichen aus der chemischen Industrie und der Dienstleister keineswegs unter sich. Sowohl andere Industriebranchen als auch Wissenschaftler waren vertreten. Somit bietet es sich als idealer Ort des branchenübergreifenden Austauschs und als Netzwerkplattform an. Das zweite Forum Chemielogistik der BVL wird im Frühjahr 2014 stattfinden, wieder an einem Chemiestandort in Deutschland.