Logistik & Supply Chain

Bundesvereinigung Logistik (BVL): News

18.11.2010 -

BVL-News

„Die Welt wird multipolarer"
Mit dem Gastvortrag von Bundesminister a. D. Peer Steinbrück schloss am 22.Oktober der 27. Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Rund 3.400 Teilnehmer und 210 Aussteller in der begleitenden Fachausstellung kamen zu der Veranstaltung, die sich damit wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2008 bewegte. Der Kongress stand unter dem Motto „Intelligent wachsen".
Nach Überzeugung von Peer Steinbrück ist die Globalisierung irreversibel und wird fortschreiten. Ob allerdings Europa weiter in der Champions League spielen werde, sei nicht entschieden. Risiken sieht Peer Steinbrück dabei vor allem im Währungsbereich. „Würde der Euro gesprengt, so würde die europäische Integration bis zu 20 Jahre zurückgeworfen. Der Wohlstand der Welt würde neu verteilt", so der frühere Bundesfinanzminister.
Als zweite Risikoquelle beleuchtete Peer Steinbrück das Verhältnis zwischen den USA und China, das er als symbiotische Beziehung bezeichnete. Im Moment brauchen die beiden großen Player einander. Aber: „Wie stellen sich die Chinesen auf? Werden sie ihre Anlagestrategien überdenken?", fragt Peer Steinbrück. Er wies darauf hin, dass derzeit die Rohstoffclaims insbesondere durch China neu abgesteckt werden - vielfach mit dem Ausbau der Infrastruktur oder sonstigen Bauprojekten als Gegenleistung für die Rohstofflieferanten. Dies alles geschehe in einer Zeit, „in der Europa nicht in Bestform ist". Peer Steinbrück nannte als Handlungsfelder den ökonomischen, den demographischen und den gesellschaftlichen Wandel. Diesen Herausforderungen müssten sich Deutschland und Europa stellen, um angesichts der enorm dynamischen Entwicklung in Südamerika und Teilen Asiens auf Erfolgskurs zu bleiben.

Wirtschaftsbereich Logistik: Wege zu intelligentem Wachstum
Die Ausführungen Steinbrücks schlossen den Kreis der Vorträge und Diskussionen während des dreitägigen Kongresses. Bald schon könnte gemäß Prognosen des Fraunhofer SCS im Wirtschaftsbereich Logistik wieder ein Umsatzniveau wie vor der Krise erreicht sein. Euphorie ist allerdings nicht angesagt, die Manager sind vorsichtiger geworden. Das zeigte sich in Berlin bei einer Podiumsdiskussion. Die Wachstumsstrategien seien vor der Krise in einigen Fällen nicht besonders gut überlegt gewesen. „Nun haben viele Betriebe gelernt, sich für schwierige Zeiten zu rüsten", sagte Dachser-Chef Bernhard Simon. „Ich nehme nicht an, dass es noch mal zu einem solchen Dominoeffekt kommen wird." Allerdings will sich nicht jeder darauf verlassen. „Die nächste Krise wird kommen", ist sich Otto-Chef Hans-Otto Schrader sicher. „Wir führen das Unternehmen so, dass wir uns flexibel anpassen können." Sehr vorsichtig äußert sich auch Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe. Er hat Zweifel, dass die Wirtschaft wirklich ausreichend ihre Lehren aus der Krise gezogen hat. Sein Unternehmen spiele Szenarien durch, um auf Einbrüche vorbereitet zu sein. Um hierzulande künftig intelligent wachsen zu können, muss der Standort Deutschland gestärkt werden. „Es ist nicht unbedingt notwendig, in China zu produzieren", sagte Monika Ribar, CEO von Panalpina. „Es gibt in Deutschland eine starke industrielle Kultur." Damit verband sie den Appell an die Politik, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern.

Herausragende Leistungen ausgezeichnet
Während des Kongresses wurden herausragende Leistungen im logistischen Kontext mit Preisen ausgezeichnet. Der renommierte Deutsche Logistik-Preis ging 2010 an Nord Stream mit Sitz im schweizerischen Zug. Die Jury zeichnete das Unternehmen für das Projekt „Die Logistik zur Pipeline", d. h. die Logistik zur Nord Stream-Gaspipeline durch die Ostsee vom russischen Wyborg bis nach Lubmin bei Greifswald in Deutschland, aus. In seiner Laudatio fasste der Juryvorsitzende, Prof. Hans-Olaf Henkel, die Leistung zusammen: „Es handelt sich um ein Projekt von gigantischen Dimensionen. Riesige Mengen an Material waren auf dem Weltmarkt zu beschaffen und zu bewegen. Durch die Verlagerung von Produktionsschritten an den Anfang und das Ende der Großbaustelle wurden Materialflüsse minimiert. Durch Infrastrukturausbau in den Häfen konnten die Nutzung der Verkehrsträger optimiert und der Umschlag auf ein geringstmögliches Maß zurückgeführt werden. Kurze Wege reduzierten Baustellenverkehre. Es wurden Emissionen eingespart. Es wurden Methoden und Techniken aus anderen Industriebereichen intelligent adaptiert. Es gab null Fehler in der Materialversorgung und bislang keinen Montagestillstand. Es wurden Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen geschaffen, die sehr wahrscheinlich langfristig erhalten werden können, da sich nach Projektende andere große Aufträge anschließen. Hier gab es Mut zu ungewöhnlichen Entscheidungen und ein hohes Maß an Zielerreichung. Die Jury votierte mit großer Mehrheit: Das ist vorbildlich. Das ist preiswürdig."

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