Digital ans Werkstor

Die Tankspeditionen Gruber aus Ludwigshafen und Curt Richter mit Hauptsitz in Köln haben die Startphase einer digitalen Plattform begleitet.

Autor: Lukas Hollweck, Trusted Carrier

Es hat sich bereits im Arbeitsalltag gezeigt, dass durch digitale Anmeldung und...
Es hat sich bereits im Arbeitsalltag gezeigt, dass durch digitale Anmeldung und vollautomatisierte Abfertigung pro Lkw durchschnittlich bis zu 30 min. Wartezeit eingespart werden
© © Trusted Carrier GmbH & Co. KG / Tobias Ritz

Kürzere Abfertigungszeiten in der Chemielogistik durch smarte Vernetzung

In Chemiewerken trifft der Anspruch ‚Just in Time‘ auf teils stundenlange Wartezeiten im Lieferverkehr – ein Dilemma, das alle Beteiligten fordert.
Die Tankspeditionen Gruber aus Ludwigshafen und Curt Richter mit Hauptsitz in Köln haben die Startphase einer digitalen Plattform begleitet, die genau an diesem Punkt ansetzt. Das Tool stammt von Trusted Carrier (TC), einem Anbieter für validierte Stammdaten von Logistikunternehmen. Im Zusammenspiel mit einer Yard-Management-Software sollen Prozesse vereinfacht, Standzeiten reduziert und die Einfahrt ins Werk effizienter gestaltet werden – ohne zusätzlichen Hardwareeinsatz.

Die Lösung wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) entwickelt und findet in der chemischen Industrie den ersten Einsatz. Sie digitalisiert die Anmeldung, erfasst technische Fahrzeugdaten im Vorfeld und schafft damit einen effizienteren Abfertigungsprozess im Werk. In der Pilotphase kam die Anwendung an mehreren Industriestandorten in Raum Ludwigshafen, am Rhein und im Raum Hamburg zum Einsatz. Als Yard-Management-Software wurde „Flow“ von Star/Trac Supply Chain Solutions eingebunden.

Verzögerungen kosten Zeit und Geld

Der Transport chemischer Produkte folgt heute fast durchgängig dem Just-in-Time-Prinzip. Kommt es bei der Anmeldung oder der Be- und Entladung zu Verzögerungen, hat das direkte Auswirkungen auf die nachgelagerten Prozesse – in der Produktion, in der Tourenplanung und bei der Einsatzplanung des Fahrpersonals.

Werner Weber, Geschäftsführer von Gruber, sagt: „Besonders Prozesse, die sich wiederholen – etwa, wenn Fahrzeugdaten und Dokumente an jedem Standort und bei jeder Einfahrt erneut erfasst werden müssen – sind eine Herausforderung im Arbeitsalltag eines Logistikdienstleisters. Die zeitintensive Anmeldung am Werkstor ist nicht nur für die Fahrer belastend, sondern auch für unsere Disposition schwer kalkulierbar.“

Digitale Datenübermittlung statt Wartezeit

Mit der neuen Plattform lässt sich der Aufwand ins Vorfeld verlagern und reduzieren. Fahrzeug- und Unternehmensdaten werden einmalig durch das Transportunternehmen erfasst und über die Plattform verwaltet. Relevante Dokumente wie Zulassungen, Prüfbescheinigungen und ADR-Nachweise werden zen­tralisiert hinterlegt, sowohl automatisiert als auch von einem geschulten Team bei TC validiert. Damit entfällt die manuelle Prüfung am Werkstor. Fahrer melden sich per App für eine Be- und Entladung an – die hinterlegten Daten werden automatisch übermittelt und über Schnittstellen mit der Voranmeldung aus der Disposition im Yard-Management-System „Flow“ validiert.

Die Pilotphase ist abgeschlossen und laut Betreiber zeigt sich im Arbeitsalltag, dass durch digitale Anmeldung und vollautomatisierte Abfertigung pro Lkw durchschnittlich bis zu 30 Minuten Wartezeit eingespart werden.

Für die Speditionen bedeutet die Plattform zunächst einen höheren Initialaufwand. Doch der lohnt sich: „Effizienz und Geschwindigkeit sind wichtige Faktoren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Indem wir geprüfte Daten zentral bereitstellen, entlasten wir unsere Fahrer und Disponenten dauerhaft. Die Prozesse werden planbarer, die Standzeiten kürzer“, sagt Michael Frein, Leiter Organisationsmanagement und IT bei Curt Richter. Weber ergänzt: „Gerade bei Kunden mit spezifischen Standortanforderungen schaffen solche digitalen Lösungen am Werkstor eine echte Win-win-Situation.“

Die Lösung ist mit weiteren digitalen Diensten verknüpft. Über offene Schnittstellen können nicht nur Yard-Management-Systeme angebunden werden. Auch der Austausch sicherheitsrelevanter Dokumente erfolgt digital: So können etwa Gefahrgutbegleitpapiere aus der Lösung GBK Trusted Partner automatisiert erstellt und verwaltet werden.

Mittel gegen den Fachkräftemangel

„Fachkräfte sind in der Logistik wie in der Industrie gleichermaßen knapp. Die Digitalisierung dieser Prozesse ist ein pragmatischer Hebel, um mit dieser Situation besser umzugehen – ohne Abstriche bei Sicherheit und Qualität“, sagt Frein. Weniger manuelle Prüfungen und ein automatisierter Datenfluss helfen dabei, die vorhandenen Ressourcen gezielter einzusetzen. Gleichzeitig verbessern sich die Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal, das weniger Zeit mit wiederkehrenden Routineaufgaben und Warten verbringen muss.

Potenzial für eine breite Anwendung

Das Ziel ist, mit Trusted Carrier mehr Beteiligte in die digitale Welt zu integrieren und so die Vorteile mit weiterer Vernetzung zu potenzieren. Aus diesem Grund wurde die Plattform offen konzipiert, sodass sie mit bestehenden Systemen kompatibel ist und an individuelle Standortanforderungen angepasst werden kann. Aktuell befindet sich TC im Roll-out mit zahlreichen Verladern, Transportunternehmen und Partnern im Transportmanagement-Ökosystem.

Photo:

Lukas Hollweck

Chief of Staff, Trusted Carrier GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main

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