Startkapital für die Zukunft




Die deutsche chemische Industrie hat ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) 2009 trotz Wirtschaftskrise konstant auf hohem Niveau gehalten. Die Forschungsaufwendungen entsprechen mit rund 8,3 Mrd. € denen des Vorjahres. „Wer in Krisenzeiten seine Forschung zurückfährt, verpasst im Aufschwung den Anschluss", begründete Dr. Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im Verband der Chemischen Industrie (VCI), das Engagement der Branche.
Auch für das laufende Jahr ist BASF-Vorstandsmitglied Kreimeyer optimistisch. Er stützt sich dabei auf eine aktuelle VCI-Blitzumfrage bei den großen forschenden Chemieunternehmen: Danach sehen die Unternehmensplanungen vor, die Ausgaben für F&E um 4 % zu erhöhen. „Schließlich ist Forschung kein Luxus, sondern das Startkapital für die Gestaltung der Zukunft", so Kreimeyer.
Auch die Chancen auf einen Arbeitsplatz in der Chemie verbessern sich. Die befragten Unternehmen wollen 2010 wieder mehr Mitarbeiter mit einem naturwissenschaftlich-technischen Hochschulabschluss einstellen: rund 500. Der geplante Zuwachs fällt im Vergleich zum Jahr 2009 mit etwa 42 % signifikant aus. „Wir erwarten, dass sich dieser Trend mit anhaltender konjunktureller Erholung auch im nächsten Jahr weiter fortsetzt", prognostizierte der Vorsitzende des VCI-Forschungsausschusses. Bei den Neueinstellungen promovierter Chemiker erwarten die Firmen sogar einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent.
Ein Erfolgsrezept für lang anhaltendes Wachstum seien aber nicht nur die Leistungskraft und Innovationsfähigkeit der Industrie. In Deutschland seien bessere industriepolitische Rahmenbedingungen notwendig. Es fehle beispielsweise an einer steuerlichen Forschungsförderung wie in anderen OECD-Ländern, kritisierte Kreimeyer. Auch wenn Deutschland sparen müsse, bei Investitionen für die Zukunft dürfe man keine Abstriche machen. „Denn erstklassige Forschung führt zu mehr Wirtschaftsleistung und damit auch zu mehr Einnahmen für den Staat", sagte Kreimeyer.
„Deutschland braucht außerdem eine zeitgemäße Innovationskultur", mahnte der Vorsitzende des VCI-Forschungsausschusses weiter. Entscheidend sei, dass die Gesellschaft neuen Technologien offen und neugierig gegenüber stehe. Politik und Gesellschaft müssten erkennen, dass Forschung für den Industriestandort Deutschland lebensnotwendig sei. „Hier muss dringend ein Umdenken einsetzen", so der Vorsitzende des VCI-Forschungsausschusses.
Umso wichtiger sei es, Kinder und Jugendliche frühzeitig für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern. Über die „Schulpartnerschaft Chemie" des Fonds der Chemischen Industrie investiere die Branche jährlich 2,3 Mio. €, um den Chemieunterricht an Schulen attraktiver zu machen. Darüber hinaus plädierte Kreimeyer dafür, unter anderem naturwissenschaftlichen Sachunterricht in der Grundschule einzuführen.
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