Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie 2025
Professor Andreas Künkel, Vice President, Head of Biodegradation & Microplastics Research, BASF, wird mit dem Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie 2025 ausgezeichnet.

Mit dem Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie werden jährlich Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet, die eine aktuelle Innovation der Chemie erfolgreich in den Markt eingeführt haben. Im Fokus stehen dabei Markteinführungen, die vorrangig den Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Professor Andreas Künkel erhält den mit 10.000 EUR dotierten Preis der bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) angesiedelten Meyer-Galow-Stiftung für die Weiterentwicklung von strukturellen sowie funktionalen biologisch abbaubaren Polymeren.
Biologisch abbaubare Polymere spielen eine wichtige Rolle bei der Herstellung nachhaltiger Produkte und damit für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dabei unterscheidet man zwischen strukturellen und funktionalen biologisch abbaubaren Polymeren. Strukturelle bioabbaubare Polymere sind biologisch abbaubare Kunststoffe, aus denen beispielsweise Mulchfolien hergestellt werden. Ein wichtiges Anwendungsfeld für funktionale Polymere sind Inhaltsstoffe von Waschmitteln, Geschirrspülmitteln und Kosmetika, die am Ende ihres Lebenszyklus in die Kläranlage gelangen.
Um biologisch abbaubare strukturelle und funktionale Polymere zu entwickeln und erfolgreich in den Markt einzuführen, müssen drei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen müssen die Produkte die geforderten technischen Eigenschaften erfüllen und gleichzeitig biologisch abbaubar sein. Zum anderen muss die biologische Abbaubarkeit gemäß vereinbarten Standards zertifiziert sein. Genauso wichtig ist drittens die Akzeptanz der biologisch abbaubaren Polymere als nachhaltige Lösung bei Kunden, in der Politik und der breiten Öffentlichkeit.
Dazu ist ein fundamentales Verständnis der Chemie und der biologischen Prozesse bei der Bioabbaubarkeit notwendig. Gemeinsam mit seinem Team, weiteren BASF-Kollegen sowie externen akademischen Partnern, hat Andreas Künkel in den vergangenen 19 Jahren durch Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wichtige neue Erkenntnisse gewonnen. Dazu zählte, wie die chemische Struktur von Polymeren deren Abbau beeinflusst. Zudem erforschte Künkel, wie Polymere in unterschiedlichen Umgebungen abgebaut werden. Dabei verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz, der Biologie und Chemie über digitale Werkzeuge verbindet, um ein tiefes Verständnis der biologischen Abbaubarkeit in technischen Systemen (Kompost- und Kläranlagen) und natürlichen Systemen (Boden, Meer) zu erhalten. Dieser ganzheitliche Ansatz wird intern bei BASF und durch die Kooperationen mit akademischen Partnern kontinuierlich weiterentwickelt.
Der bodenabbaubare Mulchfilm aus dem Material Ecovio M2351 ist ein Beispiel dafür, wie dieser Ansatz im Markt konkret umgesetzt wurde und von einem fundamentalen wissenschaftlichen Verständnis zu einem zertifizierten Produkt führte. BASF hat ecovio für Mulchfilme so entwickelt, dass sie in der Landwirtschaft für unterschiedliche Kulturen eingesetzt werden können. Das Material erfüllt alle technischen Anforderungen und erhöht den landwirtschaftlichen Ertrag. Gleichzeitig haben Andreas Künkel und sein Team dazu beigetragen, dass realistische Standards für biologisch abbaubare Polymere im Boden entwickelt worden sind und die gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema gestiegen ist. Sie haben ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht nur in Fachzeitschriften veröffentlicht, sondern auch einem breiten Publikum. Diesen ganzheitlichen Ansatz von Chemie, Biologie und Digitalisierung wenden Künkel und seine Partner auch auf funktionale biologisch abbaubare Polymere erfolgreich an.
Andreas Künkel (Jahrgang 1969) studierte Biologie an der Philipps-Universität Marburg und promovierte 1998 am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, Marburg. 1999 trat er bei BASF ein und forschte bis 2003 im Bereich Feinchemikalien und Biokatalyse. Anschließend war er bis 2006 Projektmanager für Tierernährung. Es folgten Positionen im globalen Produktmanagement (2006-2008) und als Leiter New Business Development biologisch abbaubare Polymere (2009-2010). Von 2010 bis 2025 leitete er die Forschung Biopolymere und seit April 2025 die Forschungseinheit Bioabbaubarkeit und Mikroplastik bei BASF. Seit 2008 ist er Honorarprofessor an der Philipps-Universität Marburg. Künkel ist zudem Vorstandsmitglied von „Bündnis Mikroplastikfrei“ in Österreich und in der Royal Society of Chemistry in Großbritannien aktiv.
Der Preis wird jährlich von der Meyer-Galow-Stiftung für Wirtschaftschemie verliehen, die bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) angesiedelt ist. Stifter ist Erhard Meyer-Galow, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Hüls und frühere Präsident der GDCh.
Bei CHEManager sehen Sie auch die Preisträger der vergangenen Jahre.
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