Mega Merger in China auf der Zielgeraden

Die bereits seit längerer Zeit geplante Fusion von Sinochem und ChemChina steht offenbar kurz bevor, nachdem die chinesische Kommission zur Kontrolle und zur Verwaltung von Staatsvermögen (State-owned Assets Supervision and Administration Commission, SASAC) am 31. März im Auftrag des Staatsrats grünes Licht für eine gemeinsame Umstrukturierung gegeben hat.

Im Rahmen der Umstrukturierung werden die Kapitalanteile von Sinochem und ChemChina von einer neu gegründeten Holding gehalten, die von der SASAC im Auftrag des Staatsrats gegründet wird.

Der Zusammenschluss ist ganz im Sinne der Regierung in Peking, die die Strategie verfolgt, die Zahl der Staatsunternehmen zu reduzieren, diese zu modernisieren und weltweit wettbewerbsfähig zu machen, um eine hochwertige Entwicklung der chemischen Industrie in China fördern.

Nun soll mit dem Zusammenschluss der beiden chinesischen Staatsunternehmen ein neuer bedeutender Akteur auf dem Chemiemarkt entstehen. Mit einem pro-forma-Umsatz von umgerechnet über 150 Mrd. USD würde der neue Konzern den derzeitigen Branchenprimus BASF weit überflügeln und selbst die zwischenzeitlich gebildete und anschließend aufgespaltene DowDuPont in den Schatten stellen.

„In den Portfolios von Sinochem und ChemChina gibt es zwar Überlappungen, z.B. im Agrochemiebereich, das eigentliche Problem, dass es sich um zwei eher inkohärente Konglomerate handelt, löse man damit aber vermutlich nicht“, erläutert Kai Pflug, CEO der Strategieberatung Management Consulting – Chemicals in Schanghai.

Sinochem wurde 1950 gegründet und beschäftigt heute fast 60.000 Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen wie Energie, Chemie, Finanzen und Immobilien. Der Umsatz des Unternehmens betrug 2019 rund 89 Mrd. USD.

Die China National Chemical Corporation (ChemChina) beschäftigt ca. 148.000 Mitarbeiter in Bereichen wie Spezialchemikalien, Raffinerie und Chemieanlagen und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von rund 67 Mrd. USD.

„In gewisser Weise entsteht durch die Fusion ein Konglomerat, das noch unhandlicher ist als die beiden Fusionspartner. Eine klarere Fokussierung auf die Chemie wäre wünschenswert“, so Pflug.

In einer Art Testlauf der Fusion haben die beiden chinesischen Chemiekonglomerate ihr Agrochemiegeschäft Anfang 2020 unter dem Dach von Syngenta zusammengelegt. Zuvor hatte ChemChina den Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta sowie den israelischen Hersteller von generischen Agrochemikalien Adama übernommen. Zu ChemChina gehört u.a. der Kunststoffmaschinenbauer KraussMaffei, zu Sinochem der Kunststoffhersteller Elix Polymers.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Verantwortlichen nach dem Zusammenschluss, dem Beispiel DowDuPont folgend, zu einer tiefergreifenden Reorganisation und anschließenden Aufspaltung des Riesenkonzerns entscheiden. Eine gemeinsame Mitteilung von ChemChina und Sinochem lässt Raum für Spekulationen.

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