ZEW lobt staatliche Förderung in Biotech-Branche
30.07.2012 -
In der Juni-Ausgabe der ZEWnews wird die Bedeutung der öffentlichen Förderung für junge Biotechnologie-Unternehmen hervorgehoben. Laut einem Gutachten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) können die Fördermaßnahmen BioChance und BioChancePlus als "sehr erfolgreich" beurteilt werden. Einen Auszug aus diesem Gutachten finden sie nachfolgend. Seit 1991 konnte sich das ZEW als eines der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute mit hoher europäischer Reputation etablieren.
Öffentliche Förderung ist Erfolgsfaktor für junge Biotechnologie-Unternehmen
Die staatliche Förderung von Forschungsvorhaben trägt maßgeblich zum Erfolg junger Biotechnologie-Unternehmen bei. Sie begünstigt technologische Innovationen und wirkt sich positiv auf die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen aus. Dies zeigt eine Evaluation der Förderprogramme BioChance und BioChance Plus.
Im Rahmen der Fördermaßnahmen BioChance und BioChancePlus des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) flossen insgesamt 169
Mio. € innerhalb von acht Jahren an 260 junge Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland. Im Auftrag des BMBF evaluierte das ZEW gemeinsam mit Prognos und dem Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim beide Programme. Untersucht wurden die Implementierung der Förderung, die durch die Förderung ausgelösten Impulse für die Aktivitäten zu Forschung und Entwicklung (FuE) der Unternehmen sowie die Ergebnisse der geförderten FuE-Projekte.
Das Programm BioChance unterstützte von 1999 bis 2003 risikoreiche Entwicklungsvorhaben junger Biotech-Unternehmen, während BioChancePlus in den Jahren 2004 bis 2007 darauf abzielte, die Biotechnologie-Unternehmen in ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen. Von BioChance profitierten 15 % der maximal fünf Jahre alten Biotechnologiefirmen in Deutschland, der Nachfolger BioChancePlus erreichte knapp 40 %
seiner Zielgruppe. Rund ein Drittel der eingereichten Projektanträge wurde bewilligt. Die Projekte hatten im Regelfall eine Laufzeit von drei Jahren. 2012 endeten die letzten BioChancePlus-Projekte. Die Evaluation zeigt, dass die von Bio- Chance und BioChancePlus geförderten Biotechnologie-Unternehmen ihre FuE-Aktivitäten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe nicht geförderter Unternehmen deutlich ausbauen konnten. Es gelang ihnen, für jeden Euro staatlicher FuE-Förderung zusätzlich rund 1,50 € aus eigener Tasche beziehungsweise aus anderen Finanzierungsquellen wie etwa Risikokapital oder Bankdarlehen in FuE zu investieren.
Gute Markttauglichkeit der Projekte
Nur wenige Jahre nach Ende der Förderung sind 20 % der geförderten Projekte ein kommerzieller Erfolg. Bei weiteren (70 % erwarten die Unternehmen, dass sich in den nächsten Jahren ein kommerzieller Erfolg einstellen wird. Nur bei 10 % der geförderten Vorhaben haben sich die aus ihnen hervorgegangenen Innovationen als kommerzieller Fehlschlag erwiesen (siehe Abbildung 1). In 86 % der geförderten FuE-Projekte konnten technologische Innovationen realisiert werden - etwa in Form neuer und verbesserter Produkte und Dienstleistungen - beziehungsweise konnten wesentliche Entwicklungsstufen auf dem Weg zu technologischen Innovationen erreicht werden. In nahezu der Hälfte der Förderprojekte wurden die erzielten Erfindungen durch eine Patentanmeldung abgesichert. Im Rahmen der Förderung gelang es 66 % der Unternehmen ihre Finanzierungssituation zu verbessern. So konnte eine Reihe von Unternehmen Lizenzeinnahmen erzielen oder zusätzliches Risikokapital akquirieren.
Angemessene Reaktion der Politik
Die Förderprogramme BioChance und BioChancePlus können auf der Basis dieser Ergebnisse als sehr erfolgreich beurteilt werden. Beide waren eine angemessene Reaktion der Forschungspolitik auf die Schwierigkeiten, mit denen die Biotechnologie-Branche in Deutschland in den Jahren 1999 bis 2007 zu kämpfen hatte. So fehlten oftmals die Möglichkeiten riskante FuE-Projekte zu finanzieren und damit markttaugliche Innovationen zu generieren. Diese wurden durch die Entwicklung des Risikokapitalmarktes zusätzlich erschwert. Die wesentlichen Erfolgsfaktoren beider Programme, wie etwa die thematische Offenheit der Projekte, die Einbeziehung und die Förderung von Einzel- wie auch Verbundprojekten, wurden im Programm „KMU innovativ" aufgegriffen und auf andere Technologiefelder übertragen. Insofern leisteten Bio- Chance und BioChancePlus wichtige Schrittmacherdienste für die Modernisierung der FuE-Förderung im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung.
Das vollständige Gutachten findet sich unter: www.zew.de/EvaluationBC2012