Wacker stellt sich auf magere Zeiten ein
14.03.2013 -
Wacker verkauft immer mehr und verdient immer weniger. Die Folgen der Solarkrise belasten das Unternehmen auch im laufenden Jahr weiter, wie Vorstandschef Rudolf Staudigl am Donnerstag sagte. Während der Umsatz bei etwa 4,6 Mrd. € stagnieren werde, dürfte der operative Gewinn (Ebitda) der Münchner weiter schrumpfen. Lange Jahre hatte Wacker von der starken Nachfrage nach seinem hochreinen Silizium profitiert und prächtig verdient. Doch der Einbruch in der Photovoltaik-Industrie und schwache Nachfrage aus der Halbleiterei ließen den Preis für das silbergraue Halbmetall einbrechen: Kostete ein Kilogramm des Rohstoffs vor fünf Jahren noch um die 400 US-$, ist es mittlerweile am Weltmarkt für etwa 20 US-$ zu haben. Als Folge knickte der Überschuss von Wacker 2012 um 70% auf 106,8 Mio. € ein, obwohl das Unternehmen soviel Polysilizium verkaufte wie nie zuvor.
Eine nennenswerte Preiserholung ist laut Staudigl nicht in Sicht. Der globale Ausbau von Solarenergie werde die Nachfrage allerdings weiter treiben, zeigte er sich optimistisch. Im Jahresverlauf könnten sich Angebot und Bedarf aber allenfalls decken. Der Chef des weltweit zweitgrößten Polysilizium-Anbieters fürchtet allerdings einen Handelskrieg für Solarmodule zwischen Europa und China, wohin Wacker rund zwei Drittel seines Polysiliziums liefert. "Sollte es zu Strafzöllen kommen, dann schadet das allen", warnte der Manager. "Wir setzen uns mit Nachdruck für den freien Handel ein und lehnen Beschränkungen ab."
Das Unternehmen klagt zudem über hohe Strompreise in Deutschland. Fast 1% der gesamten deutschen Netzenergie verschlingen die Wacker-Anlagen. "Unser Erfolg hängt von einigermaßen erschwinglichen Strompreisen ab", räumte Staudigl ein. "Höhere Strompreise sind schädlich für Unternehmen wie uns. Und die Preise sind heute schon weit über Bord." Auch aus dem Grund hält Wacker an den Expansionsplänen in den USA fest, wo Elektrizität viel billiger zu haben ist. Der Standort im Bundesstaat Tennessee werde künftig nicht nur Polysilizium herstellen, sondern auch andere Produkte aus dem Chemie-Portfolio des Unternehmens.
Die Schwäche von Wacker betrifft auch die Aktionäre. Sie sollen als Dividende nur noch 0,60 € je Aktie bekommen, im Vorjahr hatte das Unternehmen noch von 2,20 € bezahlt. Die geringere Ausschüttung bekommt vor allem Aufsichtsratschef Peter-Alexander Wacker zu spüren, der mit seiner Familie rund zwei Drittel der Anteile hält. An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an: Im MDax gab die Wacker-Aktie zeitweise mehr als 5% nach.
Das Management wird angesichts anhaltenden Gewinnschwunds vorsichtiger. "Die Investitionssumme wird in den nächsten beiden Jahren dynamisch gesteuert und entsprechend der Ertragskraft angepasst", sagte Finanzvorstand Joachim Rauhut. Im laufenden Jahr will Wacker knapp 600 Mio. € in seine Technik stecken, rund die Hälfte des Vorjahreswerts. Den Aufbau des neuen US-Werks wird das Unternehmen laut Rauhut nicht vollständig aus der Tageskasse stemmen können. Bis zu 300 Mio. € neue Schulden könnten im Jahresverlauf hinzukommen.