Time-to-Market: Zielgröße für den Unternehmenserfolg
Eine kurze Markteinführungszeit wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Mittelstand
Mit zunehmendem Innovationsdruck und Wettbewerb wird die Time-to-Market zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Doch was ist Time-to-Market, was beeinflusst diese Größe und wie begünstigen Unternehmen sie?
Agilität ist heutzutage in Unternehmen zu Recht das Gebot der Stunde. Hier haben mittelständische Unternehmen unabhängig von der Branche einen entscheidenden Vorteil gegenüber Konzernen, die aufgrund ihrer Größe und hierarchischen Strukturen häufig nicht so flexibel und schnell auf Entwicklungen reagieren können. Mit der Agilität einher geht die Markteinführungszeit (Time-to-Market): die Zeitspanne, in der es einem Unternehmen gelingt, ein Produkt von der Idee über die Entwicklung bis zur Markteinführung zu bringen.
Zielgröße für den Unternehmenserfolg
In einem Markt mit steigendem Innovationsdruck gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung und wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Und nicht nur das: Die Time-to-Market wird so auch zu einer wichtigen Zielgröße für den Unternehmenserfolg – kurze Entwicklungszeiten wirken sich positiv auf die Kosten aus, das wiederum verkürzt die Amortisationsdauer. Je nach Branche, Produkt und Unternehmensstruktur ist die Markteinführungszeit von verschiedenen internen und externen Faktoren abhängig. Um nur einige zu nennen:
Interne Faktoren:
- Komplexität des Produkts: Je komplexer und technisch anspruchsvoller ein Produkt ist, desto mehr Zeit fließt in Entwicklung und Produktion.
- Unternehmensstruktur und -prozesse: Unternehmen, die agile Methoden anwenden, sind häufig schneller in der Lage, auf Veränderungen zu reagieren und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, so dass flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege die Entwicklungszeit erheblich verkürzen können.
- Technologische Infrastruktur: Fortschrittliche Technologien, in die Unternehmen investieren, ermöglichen ein schnelleres Agieren. Maßnahmen wie digitale Zwillinge, Rapid Prototyping, KI-Tools zur Recherche und Datenanalyse sowie eine fortschreitende Automatisierung von Prozessen können die Entwicklungszeit verkürzen.
- Marktforschung und Kundenfokus: Know your customer – Unternehmen, die eng mit ihren Kunden zusammenarbeiten und frühzeitiges Feedback einholen, gelingt es, ihre Produkte gezielt zu verbessern und schneller zur Marktreife zu bringen. Derjenige, der über ein tiefes Verständnis der Kundenbedürfnisse und -anforderungen verfügt, kann den Entwicklungsprozess dahingehend optimieren.
„Agile Methoden versetzen Levaco in die Lage, flexibel und schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren.“
Externe Faktoren:
- Ressourcenverfügbarkeit: Mangelnde Ressourcen oder Engpässe in der Lieferkette können Verzögerungen verursachen und die Time-to-Market negativ beeinflussen.
- Regulatorische Anforderungen: Produkte müssen in vielen Branchen strenge regulatorische Anforderungen und Auflagen erfüllen. Die Time-to-Market kann sich also verlängern durch die Zeit, die benötigt wird, um diese Anforderungen zu erfüllen und die entsprechenden Zulassungen zu erhalten.
Wie sich die Time-to-Market reduzieren lässt
Welche Strategien können Unternehmen nun anwenden, um die jeweilige Time-to-Market zu reduzieren?
Die vorherrschenden Strukturen und Hierarchien in Konzernen können Prozesse häufig verlangsamen. Mittelständische Unternehmen, profitieren oft von flachen Hierarchien, die es ihnen ermöglichen, entsprechend agil zu agieren.
- Um die Time-to-Market zu reduzieren, haben sich folgende Maßnahmen und Methoden als zielführend erwiesen, die auf die Unternehmenskultur einzahlen:
- Fehlerkultur und Innovationsförderung: Innovation braucht Mut und ist mit Risiko verbunden. Es zahlt sich daher aus, Mitarbeiter zu ermutigen, neue Ideen zu entwickeln und auszuprobieren, ohne Angst vor Misserfolgen zu haben. Somit kann eine Kultur, die Fehler als Lernmöglichkeiten sieht und Innovation fördert, die Entwicklungszeit verkürzen.
- Kollaboration und Integration: Je schneller Informationen übermittelt und Entscheidungen getroffen werden können, desto schneller werden auch neue Entwicklungen realisiert. Um den Informationsfluss zu verbessern, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Abteilungen wie Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb entscheidend und sollte gefördert werden.
- Agile Methoden: Im Projektmanagement versetzen Methoden wie Scrum und Kanban Teams in die Lage, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und den Entwicklungsprozess iterativ zu gestalten. Produkte lassen sich infolge regelmäßiger Überprüfungen und Anpassungen schneller entwickeln und verbessern.
- Outsourcing und Partnerschaften: Outsourcing bestimmter Entwicklungsphasen kann die Time-to-Market ebenfalls verkürzen, denn durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern können Unternehmen ihre Ressourcen erweitern. Gleichzeitig profitieren sie von zusätzlichen Fachkenntnissen.
- Investments in Technologie: Auf den Entwicklungsprozess kann sich der Einsatz moderner Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Automatisierung positiv auswirken.
Wie Levaco die Time-to-Market reduzieren konnte
Jedes Unternehmen ist einzigartig – und so gibt es kein allgemeingültiges Rezept zur Reduktion der Time-to-Market. Levaco Chemicals gelang es als mittelständischem Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitenden mittels einer Kombination aus agilen Prozessen, intensiver Kundenintegration und einer innovationsfördernden Unternehmenskultur, sich als Pacemaker in der chemischen Industrie zu etablieren.
Agile Methoden versetzen Levaco in die Lage, flexibel und schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Projekte können infolge flacher Hierarchien und kurzer Entscheidungswege effizient umgesetzt und schneller abgeschlossen werden. Es sind jedoch auch die kleinen Themen, die einen entscheidenden Unterschied machen. Kurze Entscheidungswege bspw. bedeutet bei Levaco, hands-on mit den Kollegen eine Bürotür weiter im konstruktiven Austausch Lösungen zu finden, anstatt auf lange Freigabemeetings zu warten.
Zu diesem Zweck muss jeder einzelne Mitarbeitende entscheidungsfähig sein und verstehen, warum Agilität im Unternehmen Priorität hat und welche Vorteile sie mit sich bringt. Die Mitarbeitenden werden daher ermutigt, eigenverantwortlich und schnell Entscheidungen zu treffen und aus Fehlern zu lernen. Levaco fördert ausdrücklich eine positive Fehlerkultur, was zu einer dynamischen Innovationskultur beiträgt und Entwicklungsprozesse beschleunigt.
Der enge und direkte Austausch mit dem Kunden ist für Levaco zentral, um seine Anforderungen genau zu verstehen und passgenaue Lösungen anbieten zu können. Am besten vor Ort. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen Möglichkeiten geschaffen, die es erlauben, Tests in der spezifischen Umgebung vor Ort durchzuführen. Der Effekt ist nicht nur, dass die Kundenbindung dadurch gestärkt wird: Auch verkürzt sich die Entwicklungszeit erheblich, während gleichzeitig die Produktqualität verbessert wird.
Auf diese Weise konnte bspw. in Rekordzeit ein neuer Entschäumer für den Abwasserbereich, der effizienter und nachhaltiger als Konkurrenzprodukte ist, entwickelt und zur Marktreife gebracht werden. Um 75 % reduziert das neue Produkt den Bedarf an Entschäumer und senkt damit nicht nur spürbar die Kosten, sondern schont auch die Umwelt.
„Levaco Chemicals hat seine Unternehmenskultur sowie sämtliche Prozesse so ausgerichtet, dass eine Time-to-Market von zwei bis drei Monaten erreicht werden konnte.“
In a Nutshell
In einer dynamischen und wettbewerbsintensiven Wirtschaft stellt die Time-to-Market einen entscheidenden Faktor für den Erfolg von Chemieunternehmen dar. Wem es gelingt, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und neue Produkte effizient zu entwickeln, ist für die Zukunft gerüstet. Levaco Chemicals hat seine Unternehmenskultur sowie sämtliche Prozesse so ausgerichtet, dass eine Time-to-Market von zwei bis drei Monaten erreicht werden konnte.
Autor: Jens Kubitschke, Leiter Forschung & Entwicklung, Levaco Chemicals, Leverkusen
„In einem Markt mit steigendem Innovationsdruck gewinnt das Thema Time-to-Market zunehmend an Bedeutung und wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“
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Zur Person
Jens Kubitschke leitet die Forschungsabteilung von Levaco Chemicals. In den Laboren im Innovationspark Leverkusen entwickelt er mit seinem Team optimierte Produkte im Bereich der Tenside, z.B. Dispergiermittel, Emulgatoren, Netzmittel und Entschäumer für Anwendungen in den Sektoren Agro, Antifoam & Food, Coating, Paper und Chemical Solutions. Kubitschke studierte Organische Chemie an der TU Braunschweig und promovierte 2010 an der Universität Kiel. Nach einem Postdoc-Aufenthalt in den USA begann er seine Berufslaufbahn 2012 bei Oxea (heute OQ Chemicals), von wo er im Frühjahr 2023 zu Levaco wechselte.
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