Starthilfe für komplexe Bauvorhaben in der Reinraumtechnik
20.01.2017 - Für den Erfolg von Bauvorhaben in der Pharmabranche ist die frühe Phase entscheidend.
Entstehen dort Fehler, pflanzen sie sich oftmals über die gesamte Projektdauer fort. Je weiter das Projekt fortschreitet, desto schwieriger wird es, sie zu korrigieren. Auf Kosten, Termine, die Funktionalität oder die Qualifizierung der Räume kann das enorm negative Auswirkungen haben. Um das zu verhindern, gilt es, fundiertes Know-how über Bau- und Prozessabläufe bereits in der Opening-Phase einzubinden.
Pharmabauprojekte stehen vor besonderen Herausforderungen. Meistens geht es um drei zentrale Faktoren: die Projektdauer, die Qualitäten der Produktionsräume und die termingerechte Lieferung des Prozess-Equipments. Zum einen müssen die letzteren vor dem strengen Blick der Inspektoren bestehen. Zum anderen ist die Bauzeit entscheidend – denn diese Immobilien entstehen zumeist im Super-Fast-Track-Verfahren. Jedes Projekt hat aber auch seine individuellen Knackpunkte. Für internationale Bauvorhaben wäre das z. B. die Anpassung an die jeweiligen kulturellen Bedingungen. Solche Punkte sollen bereits am Anfang – vor der konkreten Planung – berücksichtigt werden. Um diese initialen Projektschritte optimal zu gestalten, entwickelte Drees & Sommer gemeinsam mit Carpus+Partner den Ansatz Next Approach. Er basiert auf in der Praxis erprobten Methoden und Tools wie z. B dem Carpus CoLab oder dem 3C-Management.
Drei C`s als Erfolgsfaktoren
Das 3C-Management ist ein Verfahren, das die Phasen Bau (Construction), Inbetriebnahme (Commissioning) und Qualifizierung (Compliance) miteinander verzahnt. Noch immer ist die enge Verbindung dieser drei Bereiche in der Praxis nicht selbstverständlich. So haben zahlreiche Vorhaben in der Life-Sciences-Industrie mit erheblichen Problemen zu kämpfen, weil Bauprojekt, Prozesstechnik und Qualifizierung getrennt voneinander geplant werden. Vielerorts erfolgt der Ablauf des Pharmaprojektes wie Anlagen- und Maschinenbestellung, Einbau der Prozesstechnik sowie Qualifizierung und Validierung nicht synchron zum Bauprojekt. Die Folge: Terminpläne und notwendige Aktionen sind nicht sorgfältig aufeinander abgestimmt.
Deshalb macht es Sinn, Construction, Commissioning und Compliance in ein interdisziplinäres Management zu integrieren. Der Kerngedanke: Alle drei C`s stehen zu jedem Zeitpunkt in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis. Das gilt für die Phasen ab der Planung. In der Regel gibt es aber sogar schon früher, nämlich in der Opening-Phase, wichtige Entscheidungen und Vorbereitungen, mit denen sich der Bauherr auseinandersetzen muss. Zum Beispiel betreffen sie die Entwicklung der URS (User Requirement Specifications) und des Raumprogramms sowie eine verlässliche Kalkulation der Projektdauer und Kosten unter den gewünschten Bedingungen.
Von der Vision in die Praxis
In der Praxis kann ein idealer Ablauf so aussehen: Noch bevor der Bauherr die Planer integriert, formuliert er seine Ideen und Visionen. Diese brauchen dann eine strategisch-konzeptionelle Struktur. Dort kommt Next Approach zum Einsatz. Der komplementäre Beratungsansatz ist eine Kombination aus Top-Down- und Bottom-up-Betrachtung. So fließen kreative Ideen und Innovationen in das künftige Projekt ein, gleichzeitig entstehen schon früh präzise Aussagen über Zahlen und Fakten sowie verlässliche Prognosen.
In einem ersten Schritt nehmen alle potenziellen Ideengeber – Kunden sowie Berater – an einem Speed-Workshop teil. Strategische Leitplanken und Innovationsansprüche werden dort fixiert. Der Bauherr formuliert seine Pläne und Ideen. Im Mittelpunkt steht die Unternehmensvision. Anschließend werden die Erfordernisse in eine Zielerklärung für das Gesamtprojekt überführt. Dazu gehört: Mit welchem Aufwand muss der Bauherr unter den gewünschten experimentellen Voraussetzungen rechnen? Wie viel Zeit und Investitionen benötigt das Projekt? Diese Informationen sind wichtig, damit das Projekt bei der Geschäftsleitung oder Gesellschaftern vorgestellt und genehmigt werden kann.
Individuelle Anforderungen beachten
Nicht jedes Konzept ist auf jedes Umfeld übertragbar. Als Reaktion auf den steigenden Wettbewerbsdruck streben viele Unternehmen ein länderübergreifendes Produktionsnetzwerk an. In diesem Fall müssen die länderspezifischen und kulturellen Anforderungen berücksichtigt werden. Deshalb betrachten die Berater alle Abwicklungsmodelle als gleichwertig, um Chancen und Potenziale wahrzunehmen und Risiken abzuschätzen. Im Zuge der tieferen Analyse und Abstimmung kristallisiert sich die optimale Variante heraus.
Im Vorfeld eines jeden Projekts muss individuell festgestellt werden, was ganz genau geplant und realisiert werden soll. Ein zentraler Punkt ist dabei der Abgleich von Bedarf und Ressourcen. Was hat der Bauherr im Hause und was muss er dazukaufen oder – im Falle von Personal – einstellen? Dabei könnte sich bspw. ergeben, dass für die Abwicklung fünf neue Mitarbeiter mit definierten Qualifikationen erforderlich sind. Wie sich das auf Unternehmen und Projektorganisation auswirkt und welche unterschiedlichen Lösungen es gibt, wird dann gemeinsam mit dem Bauherrn analysiert und eine optimale Vorgehensweise gefunden.
Internationale Projekte sicher umsetzen
Oft wollen Pharmaunternehmen mit ihrem Produkt in einen neuen Markt expandieren. Bei solchen Fragestellungen soll das Know-how, das in den Firmen bereits vorhanden ist, auf das neue Zielland erweitert werden. In vielen Fällen sind die Unternehmen im eigenen Land mit dem Produkt bereits auf dem Markt, aber die Einfuhrsteuern in anderen Ländern sind so hoch, dass es sich lohnt, dort selbst zu produzieren. Das Produkt und die Produktion werden also adaptiert.
Aber auch die Projektorganisation braucht eine entsprechende Anpassung. Besonders in den Planungsphasen, der Baudurchführung und dem Betrieb gibt es eine Vielzahl von Spezifika, die bereits früh berücksichtigt werden sollen. Selbst sogenannte weiche Faktoren wie geschäftliche und soziale Umgangsformen können ein Vorhaben erheblich beeinflussen – z. B durch einen höheren Zeitaufwand für Abstimmungen. Auch Verkaufs-, Bau- und Anlagenkulturen können von Land zu Land stark variieren.
360-Grad-Betrachtung
Arbeiten verschiedene Experten bereits in der frühen Phase zusammen, trägt das erheblich zum Projekterfolg bei. Mit einem interdisziplinären Team aus Architekten und Bauingenieuren, Prozess-, Automations- und Reinraumlüftungsexperten sowie Chemikern profitieren Life-Sciences-Vorhaben von heterogenen Blickwinkeln. Zum einen ist dieses Vorgehen aufgrund der strengen Branchenregularien von Vorteil – die Spezialisten haben ein vertieftes Wissen und Verständnis für die komplexen Prozesse. Zum anderen wachsen die Ansprüche an zukunftsfähige Gebäude. Das erfordert vernetztes Denken und Handeln, um die Balance zwischen all den vielschichtigen Anforderungen zu finden. Je höher die Ansprüche an das Gebäude sind und je mehr es einem komplexen Organismus gleicht, desto größer ist der Mehrwert interdisziplinärer Teams. Sie können die Zusammenhänge besser erfassen und bewerten.
Durch ihre Partnerschaft ergänzen sich Drees & Sommer und Carpus+Partner in ihren Kompetenzen. Von der Strategie über die Konzeption bis hin zur Realisierung – bei Next Approach wird das Projekt ganzheitlich angegangen. Das Ergebnis ist eine zielorientierte Umsetzung der Unternehmensvisionen. Dabei genießt der Bauherr eine Entscheidungssicherheit und verlässliche Prognosen, bereits bevor er den ersten Schritt gemacht hat.