Revolutionierung der Kühlkette
Gewinner des Step Award, Va-q-tec, will sich für noch mehr Energieeffizienz einsetzen
Jährlich werden die Gewinner des Step Awards ermittelt. Im November 2015 ist Vakuumisolationsspezialist Va-q-tec als Gesamtsieger aus dem Wettbewerb hervorgegangen. Das Unternehmen deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung der Vakuumisolationspaneele(VIPs) über die Herstellung bis zum Absatz in hochspezialisierten Branchen ab. Dr. Joachim Kuhn, Vorstandsvorsitzender von Va-q-tec, äußert sich im Interview zum Step Award sowie zum Einsatz der Isolationsprodukte in der Chemie- und Pharmalogistik. Die Fragen stellte Dr. Sonja Andres.
CHEManager: Herr Dr. Kuhn, was waren Ihre Beweggründe, am Step Award teil zu nehmen?
Dr. J. Kuhn: Als Hidden Champion in unserem Markt haben wir die Chance wahrgenommen, mit dem Step Award einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, was hinter unserer Technologie steckt und wo sie zum Einsatz kommt. Wir haben über 15 Jahre Erfahrung in der Herstellung von innovativen Vakuumisolationspaneelen und deren Anwendung in verschiedensten Industrien.
Was viele nicht wissen: Wir bedienen weltweit Kunden und schließen mit unseren High-Tech-Dämmprodukten Marktlücken beim Transport von Pharmaprodukten, in Kühl- und Gefriergeräten, in Gebäuden, in Technik & Industrie sowie in Automobilen und Flugzeugen.
Unsere Produkte haben nicht nur hervorragende thermische Dämmeigenschaften, sie sind auch platzsparend und energieeffizient. Der Gewinn des Step Awards bedeutet für uns eine hohe Auszeichnung – eine Wertschätzung unserer Produkte und unseres Anspruchs an Qualität.
Wie werden Sie diese erfreuliche Bestätigung Ihrer bisherigen Arbeit und Produktqualität im Weiteren nutzen?
Dr. J. Kuhn: Wir freuen uns, dass durch diesen bedeutenden Preis nun auch die Energieeffizienz gewürdigt wird. Der Gewinn des Step Awards wird uns noch einen Schritt voran bringen. Auch in Zukunft investieren wir unternehmerische Energie und kreative Power weiter in Energieeffizienz.
Wir haben viel vor: Weitere Anwendungsfelder erschließen, beispielsweise in der Automobilindustrie. In Autos ist wenig Platz und die Anforderungen an die Isolierung sind hoch. VIPs setzen hier an und ermöglichen dank ihres dünnen und dreidimensionalen Aufbaus völlig neue Anwendungen. Ziele sind die Schaffung eines höheren Isolationswertes, Reduzierung der erforderlichen Kälteleistung, weniger CO2-Emissionen durch die Kältemaschine sowie niedrigere Betriebskosten. Außerdem wird Va-q-tec den Bereich der Hochtemperaturdämmung bis 500° C angehen.
Was macht Ihre Dämmlösungen besser als herkömmliche Produkte?
Dr. J. Kuhn: Herkömmliche Materialien stoßen oft an ihre physikalische Grenze. Bei Vakuumisolationspaneelen ist das Prinzip der Thermoskanne in die Plattenform übertragen – eine optimale Art der Dämmung. Als Faustregel gilt: VIPs haben eine zehnfach höhere thermische Dämmleistung als konventionelle Dämmstoffe gleicher Dicke. Oder anders gesagt: 2 cm VIP-Isolierung ersetzen beispielsweise 20 cm Faser- oder Schaum-Dämmungen.
Unsere Verpackungslösungen beinhalten Vakuumisolationspaneele - VIPs - und Kälte-und Wärmespeichermaterialien - PCM. Durch diese Kombination erreichen unsere Produkte eine bis zu zehnmal bessere Leistung im Vergleich zu konventionellen Verpackungen.
Unsere Kunden kennen oft die Lösungen noch nicht, die sie mit unseren VIPs entwickeln können. Wir definieren gemeinsam mit dem Kunden die Produkte von morgen und schaffen so neue Produkte und Märkte. Wir differenzieren uns außerdem über hohe Qualitätsstandards, wie durch ein weltweit einzigartiges Prüfsystem va-q-check, das den inneren Gasdruck und die Qualität der Produkte auch vor Ort beim Kunden überprüft und gewährleistet.
Welche Dämmlösungen kommen im Besonderen in der Pharma- oder Chemielogistik zum Einsatz?
Dr. J. Kuhn: Seit über zehn Jahren beliefern wir auch Pharma-, Biotech- und Chemie-Unternehmen mit unseren Thermoverpackungen. Unser oberstes Ziel ist es dabei, die Produkte unserer Kunden effektiv zu schützen und gleichzeitig Kosten in der Supply Chain zu minimieren. Die thermischen Verpackungen sorgen dafür, dass der temperaturkonstante Transport gewährleistet ist. Sie nehmen das gewünschte Klima sozusagen mit auf die Reise – bis zu sieben Tage ohne externe Energiezufuhr.
Die Produkte reichen von der kleinen Box bis hin zu großen Mietcontainern. Unsere Spezialverpackungen sind kundenspezifisch in verschiedenen Größen, Performance-Leveln und Temperaturbereichen erhältlich. Je nach Kundenwunsch bieten wir wieder verwendbare Produkte als auch Einweg-Verpackungen an. Ein Vorteil ist, dass wir die Kernkomponenten VIP und PCM selber herstellen und entwickeln und außerdem interne Analysen und Simulationen anbieten. Unser „Customer Thermal Service“-Team berät jeden Kunden individuell.
Welche Vorteile bieten Systemlösungen im Transport von und Umgang mit temperaturempfindlichen Medikamenten bzw. medizinischen Wirkstoffen?
Dr. J. Kuhn: Unsere Systemlösungen sind Thermocontainer und -boxen, die vier bis sieben Tage die Temperatur auf konstantem Niveau halten, unabhängig von der Außentemperatur. So schützen sie die zu transportierenden Medikamente und Wirkstoffe vor schädlichen Temperatureinflüssen. Dies ist für die Supply Chain in der Pharmaindustrie und auch bei klinischen Studien enorm wichtig. Wir bieten verschiedene Transportverpackungen von der Schuhkartongröße bis zum Flugcontainer an und haben für jedes Produkt den richtigen Temperaturbereich.
Durch Kooperationen mit Industrieunternehmen oder Hochschulen halten Sie engen Kontakt zur Praxis. Sind hieraus schon neue Produkte entstanden?
Dr. J. Kuhn: Unsere Kooperationen sind vielfältig. Enge Zusammenarbeit besteht zum Beispiel mit zahlreichen Pharmaunternehmen, was eine kundenorientierte Produktgestaltung ermöglicht. Mit Merck und dem englischen National Health Service wurden jeweils neue Produkte entwickelt. Seit 2011 bietet Va-q-tec auch die Anmietung temperaturstabiler Container an und arbeitet in diesem Bereich unter anderem eng mit Airlines wie Finnair oder United Cargo zusammen, um den sicheren Transport lebenswichtiger Medikamente weltweit zu ermöglichen.
Aufgrund unseres universitären Ursprungs haben wir es uns außerdem zur Aufgabe gemacht, Studenten in ihrem Weiterkommen zu unterstützen. Vor kurzem haben wir eine Systemlösung für Warmwasserspeicher auf den Markt gebracht, an deren Entwicklung und Umsetzung Studierende der Universität Würzburg beteiligt waren.
Wie sehen Ihre Pläne für die nächste Zukunft aus? Gibt es Innovationen, die für die Pharma- oder Chemieindustrie Bedeutung erlangen könnten?
Dr. J. Kuhn: Wir gehen davon aus, dass gerade beim Transport von sensiblen Gütern vor allem in der Pharma- und Chemiebranche die Vakuumisolationspaneele in Transportverpackungen verstärkt Einzug halten werden und dass eine „VIP-kontrollierte“ Verpackung hier zukünftig ein Industriestandard sein wird. Solche Hochleistungsverpackungen werden in Zukunft in verschiedenen Geschäftsmodellen angeboten werden. Die Verpackung selbst und das zugehörige Geschäftsmodell bilden eine integrale Einheit, die viele Bereiche der Kühlkette revolutionieren werden. So ist es durchaus vorstellbar, dass auch die regionale Distribution von kühlpflichtigen Gütern in speziellen Hochleistungsverpackungen abgewickelt werden wird.