Raffinerieumrüstung: Saacke modernisiert Herzstück der Hamburger H&R-Raffinerie
09.06.2015 -
Die H&R Gruppe, ein international aufgestelltes Spezialchemieunternehmen, investiert in die Zukunft ihres Hamburger Standorts. Mit der Modernisierung der Vakuumdestillationsanlage wurde die Firma Saacke aus Bremen beauftragt. Der Spezialist für Feuerungstechnik rüstete das seit etwa 50 Jahre bestehende Herzstück der H&R Ölwerke Schindler auf Erdgasmischfeuerung um. Nach dem Umbau können nun je nach Verfügbarkeit und Kosten Erdgas sowie weitere Brennstoffe aus dem Produktionskreislauf eingesetzt werden. Eine ausgeklügelte Brennstoffstufung und die automatisierte Steuerungstechnik sorgen für sicheren Betrieb und reduzierte Emissionen. Ein erheblicher Teil der Nebenöle der Produktion wird nun nicht mehr wie bisher verbrannt, sondern zu Spezialprodukten weiterveredelt. Mit einer geschätzten Amortisationszeit von zwei Jahren hat das Werk mit relativ geringem finanziellen Aufwand vor allem an Flexibilität, Wertschöpfungstiefe und Prozesseffizienz gewonnen.
Emissionen senken
Raffinerien weltweit durchleben zurzeit schwierige, volatile Marktbedingungen und auch die zukünftige Entwicklung ist nur schwer vorhersehbar. Eine erfolgversprechende Strategie ist es daher, flexibler zu werden, um schneller agieren zu können und die Effizienz aller Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Die H&R Gruppe verfolgt eben diese Ziele mit der systematischen Analyse ihrer Produktionsabläufe und der Realisierung von Projekten mit hohem Optimierungspotenzial. Die Vakuumdestillationsanlage ist für eine Ofenfeuerungsleistung von 20 MW ausgelegt. Der Ofen wurde im Jahr 1966 errichtet und nun konzeptionell modernisiert. Ziel war es, durch den Einsatz von Erdgas und weiteren thermisch nutzbaren Reststoffen, flexibler zu werden, einen höheren Automatisierungsgrad zu erreichen und dabei noch die Gesamtemissionen zu senken.
„Es war klar, dass die Umrüstung aller Brenner auf Mischfeuerung keine leichte Aufgabe sein würde“, so Dieter Köhler, Projektleiter bei H&R. „Auch konnten wir kaum ergänzende Unterlagen zur Verfügung stellen. Der ursprüngliche Hersteller des Ofens stand nicht zur Verfügung. Daher brauchten wir einen Partner mit viel Erfahrung.“
Komplexer Umbau in nur einer Woche
„Für den Ofen von H&R haben wir die vorhandenen Kondensatöl-, Heizöl- und Faulgas-Brenner für zusätzliche Erdgasmischfeuerung aufgerüstet, und zwar so, dass die NOx- und CO-Grenzwerte jederzeit eingehalten werden. Das können wir im Engineering mit unserer Brennstoffstufung sozusagen feinjustieren“, erklärt Bernhard Rieger, Leiter des Bereichs Anlagenbau bei Saacke. Insgesamt 42 Erdgaslanzen und 14 Zünd- und Pilotbrenner, alle dazugehörigen Gasversorgungsstrecken sowie eine komplett erneuerte Steuerungs- und Überwachungstechnik optimieren nun die gesamte Anlage. Dabei stand für den komplexen Umbau vor Ort nicht mehr als eine Woche zur Verfügung.
Umbau und Implementierung sind gemäß Planung komplett reibungslos verlaufen. Wertschöpfungstiefe und Ressourceneffizienz der Raffinerie haben sich durch diese Prozessoptimierung deutlich erhöht, getreu der H&R Motivation „Öl ist zum Verbrennen viel zu schade“; die Wirtschaftlichkeit und Flexibilität beim Brennstoffeinsatz bringen eine Kostenersparnis durch Ersatz von Öl durch Erdgas von circa 30%. Durch die automatisierte Steuerungstechnik sind zudem Arbeits- und Anlagensicherheit gestiegen; insbesondere sind die relevanten Normen, wie EN 746-2 und EN 61508, jetzt erfüllt.
CO2-Emissionen gesenkt
Zudem hat die neue Mischfeuerung einen weiteren Effekt: Wird Erdgas genutzt, sinken die CO2-Emissionen im Schnitt um 20%. Damit wurden im ersten Jahr seit Inbetriebnahme bereits 2.750 Tonnen CO2 eingespart. Dr. Guido Breidenich, Geschäftsfeldleiter Technik und Genehmigungsmanagement bei H&R, resümiert: „Es lohnt sich in jeder Hinsicht, zu modernisieren. Wir haben die Wertschöpfung unserer Raffinerie vorangetrieben und können in Zukunft schneller auf den Markt und die Wünsche unserer Kunden reagieren.“