Kooperationsprojekt von Fresenius Medical Care und Grieshaber Logistics Group mit Logistics Service Award 2011 ausgezeichnet
17.03.2011 -
Logistics Service Award 2011, verliehen durch die Bundesvereinigung Logistik (BVL), geht in diesem Jahr an das Kooperationsprojekt von Fresenius Medical Care und Grieshaber Logistics Group, die für ihr gemeinsames Projekt „Partnership in Growth" ausgezeichnet werden.
„Ausgezeichnete Logistik ist exzellentes, interdisziplinäres Schnittstellenmanagement - und damit viel mehr als Transport, Umschlag und Lagerung", so der Juryvorsitzende Prof. em. Peter Klaus in seiner Laudatio. Joachim Höhler, Director Supply Chain Operations bei Fresenius Medical Care und Kurt Grieshaber, Vorsitzender des Vorstands der Grieshaber Logistics Group AG, nahmen den Preis in Duisburg entgegen. Der Logistics Service Award ist die Auszeichnung der BVL für herausragende und innovative Logistikdienstleistungen.
Die Aufgabenstellung
Ausgangspunkt für das Projekt „Partnership in Growth" waren hohe Wachstumserwartungen bei Fresenius Medical Care. Es war absehbar, dass die bestehenden Strukturen mit zwei Lägern in Darmstadt und Gernsheim nicht mehr in der Lage sein würde, das wachsende Geschäft effektiv und effizient zu stützen. Die Anpassung der Lagerstruktur hin zu einer zentralisierten Lösung bei gleichzeitiger Optimierung der Lieferservices war erfor-derlich. Kern des Projektes „Partnership in Growth" war die Zusammenführung der beiden Lagerstandorte von Fresenius Medical Care am neuen Standort Biebesheim, westlich von Darmstadt und nördlich von Gernsheim gelegen, - und dies im laufenden Betrieb. In einer sehr frühen Planungsphase bezog Fresenius Medical Care seinen Logistikpartner, die mittelständische Grieshaber Logistics Group, in das Projekt ein.
Arbeit im interdisziplinären Team
Fresenius Medical Care und die Grieshaber Logistics Group bildeten ein interdisziplinäres und bewusst schnittstellenübergreifendes Projektteam, um eine maßgeschneiderte Bau- und Intralogistiklösung für den neuen Standort zu entwickeln. Diesem Team gehörten erfahrene Vertreter der Bauleitung, Ingenieure, Architekten, Materialflussspezialisten und die Projektverantwortlichen von Seiten Fresenius Medical Care und Grieshaber Logistics Group an. Mit der frühzeitigen Einbindung des Supply-Chain-Partners Grieshaber Group in die Projektplanung und Projektsteuerung wurde von Anfang an Logistikkompetenz in das Projektdesign eingebracht. Orientiert an den Anforderungen der logistischen Prozesskette, der Produkte und den individuellen Umsetzungsszielen von Fresenius Medical Care sowie unter Abwägung künftiger Entwicklungen und Trends konzipierte das Team die bestmögliche bauliche Lösung für eine effiziente logistische Nutzung und sorgte so gleichzeitig für die Beherrschbarkeit bzw. Kalkulierbarkeit. Die erfolgskritischen Faktoren Zeit, Qualität, Kosten und auch Design standen konsequent im Fokus. Parallel erfolgte die multifunktionale Qualifizierung des Personals über die interne Weiterbildungsakademie „Grieshaber-Akademie" als Voraussetzung für erhöhte Qualität und Flexibilität im Personalbereich.
Die Logistiklösung
Zu erwartenden steigenden Handlingsanforderungen begegnete der Lösungsansatz über den außergewöhnlich hohen Automatisierungsgrad der Anlage. Gleichzeitig wurde so auch die Basis für die Kompensation des prognostizierten Wachstums geschaffen. Die modulare Erweiterbarkeit der Lager- und Kommissioniersysteme sowie des Gebäudes, die bei Bedarf mögliche Flexibilisierung von Prozessen und die Schaffung atmender Ressourcen in Bezug auf Fläche und Personal ergänzten das zukunftsorientierte Konzept. Ein Masterplan, der hinsichtlich der Erweiterbarkeit proaktiv die mögliche Endausbaustufe berücksichtigte, dokumentierte bereits in der Projektstartphase die wesentlichen Planungs- und Zielgrößen. Spatenstich für die Bauarbeiten war im November 2007. Die Integration der beiden bestehenden Distributionsstandorte Gernsheim und Darmstadt wurde in zwei Stufen realisiert. Bereits im Januar 2009 erfolgte der Umzug von Gernsheim an den neuen Logistikstandort Biebesheim; die Integration des Standorts Darmstadt erfolgte im Zeitraum Juli bis Oktober 2009. Mit Abschluss der zweiten Implementierungsstufe belieferte Fresenius Medical Care von Biebesheim aus Dialysekliniken in der ganzen Welt mit Dialysatoren (künstlichen Nieren), medizinischen Verbrauchsmaterialien und anderen Produkten für die lebensnotwendige Dialysebehandlung. In der Supply Chain von Fresenius Medical Care nimmt Biebesheim somit die Rolle der bisherigen Lager Gernsheim und Darmstadt wahr. Mit der engen Verzahnung zu allen vor- und nachgelagerten Instanzen der unternehmerischen Wertschöpfungskette fungiert Biebesheim gleichzeitig als zentrale Drehscheibe.
Herzstück des insgesamt 28.500 qm großen Logistikzentrums ist das 154 m lange, 52 m breite und 38 m hohe aus sieben, redundant bestückten Regalgassen bestehende vollautomatische und klimatisierte Hochregallager mit einer Lagerkapazität von derzeit 55.000 Palettenstellplätzen, erweiterbar auf bis zu 75.000 Palettenstellplätze. Die Höhe der Palettenstellplätze wurde dabei mit 2,15 m bewusst großzügig kalkuliert, um - wie auch durch die Wahl zwischen Zwei- und Dreiplatzlagerung bzw. der doppelttiefen chargenbezogenen Einlagerung - ein hohes Maß an Flexibilität zu gewährleisten und die Drittverwendbarkeit sicherzustellen. Sieben ganggebundene Regalbediengeräte bewältigen im Zwei-Schicht-Betrieb derzeit etwa 4.500 Palettenbewegungen pro Tag. Die mögliche dritte Schicht sowie die denkbare Erweiterung der Halle um drei weitere Regalgassen schafft eine zusätzliche Kapazitätsreserve, auf die bei Bedarf zugegriffen werden kann.
Einige der Ergebnisse
- Konsolidierung der Bestände und der damit verbunden Homogenisierung der Be-standsreichweiten führt zu einer dauerhaften Bestandssenkung.
- Das Zusammenspiel einer harmonisierten IT-Struktur mit technologieorientierten Prozessstrukturen ermöglicht die Erschließung von jährlichen Kosteneinsparpo-tentialen.
- Hoher Automatisierungsgrad, der Einsatz modernster Technik und IT-unterstützter belegloser Abwicklung führen zu einer verbesserten Reklamationsquote.
- Die Beschleunigung der Ein- und Auslagerprozesse sowie die Professionalisierung der Kommissionierung führen zu reduzierten Handlingszeiten und somit zu einer höheren Produktivität und mehr Flexibilität.
- Bündelung der Lagerkapazität an einem Standort ermöglicht den Verzicht von sog. Umfahrten (Transporte zwischen den bisherigen Lagerstandorten), was zu einer Verringerung der Emissionsbelastung führt.
Das Urteil der Jury
Die wesentlichen Kriterien für die Beurteilung der eingereichten Projekte durch die Jury sind:
- der Innovationsgrad der erbrachten Dienstleistung,
- der Grad der Einbeziehung und der Interaktion zwischen Kunden und Dienstleister,
- das Ausmaß der erzielten Erfolge, deren Messbarkeit und Nachvollziehbarkeit.
Der Juryvorsitzende Prof. Peter Klaus sagte in seiner Laudatio: „Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr beim Logistics Service Award wieder den Kunden und den Dienstleister gemeinsam auszeichnen können. Die gemeinschaftliche Einreichung an sich ist schon ein Indiz für die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Fresenius Medical Care und der Grieshaber Logistics Group. Dieser Ansatz einer „Partnership in Growth" wird durch das gesamte Projekt reflektiert: die frühe Einbindung des Dienstleisters, die Arbeit in einem interdisziplinären und schnittstellenübergreifenden Team und die parallel laufende Qualifizierung sind Kennzeichen einer innovativen Herangehensweise. Die Ergebnisse hinsichtlich Lager- und Transportkosten sowie die deutlich rückläufigen Bruch- und Reklamationsquoten untermauern den qualitativen Eindruck auch quantitativ."
Kontakt
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